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Der Kitt nms Glück.
Sportroman
voll
Wilhelm Weyer-Aörster.
Zwanzigstes Kapitel. 9
^^?in Jahr ging hin. auf einen strengen Winter
folgten laue Frühlingstage.
Konrad hatte halb Europa über Herbst und
Winter gesehen, denn eine Nervosität, die er
früher nie gekannt hatte, jagte Brandes von Land zu
Land. Nur nach dein Osten gingen sie nicht.
„Ich will den Prinzen nie Wiedersehen/' wieder-
holte Brandes alle Paar Tage, und jedesmal, wenn
von Grenowo Briefe kamen, zitterte er und ließ sie
stundenlang liegen, ehe er den Umschlag öffnete.
„Geld," das war der ewige und einzige Inhalt
dieser Briefe, mochten sie von Käthchen kommen oder
von dem Prinzen selbst.
Die Briefe des Prinzen zerriß Brandes freilich
wütend, aber über die immer noch so kindlichen Schrift-
züge Käthchens saß er gebeugt und starrte lange dar-
auf nieder.
Stets schrieb sie in ihrem alten muntern Tone.
Der Papa sollte nicht böse sein, wenn sie hier in
Rußland so viel verbrauchten. Sie hätten die schönsten,
herrlichsten Güter, aber das bare Geld fehle an allen
Enden. Der liebe, gute Papa soll noch einmal sich
erweichen lassen und Nikolaus' Bitte erfüllen.
Dann fuhr Brandes zu seinem Banquier und ließ
die gewünschten Summen anweisen.
Aber aus verhältnismäßig kleine Bitten folgten
immer größere, nnd eines Tages überging es Brandes,
als er Käthchens Brief las, wie ein eiskalter Schauder.
Sie bat um die Kleinigkeit von dreihunderttausend
Mark, die Nikolaus von Reichenberg dringend gebrauche,
weil alte Forderungen, die ans Grenowo lasteten,
unverzüglich reguliert werden müßten.
„Es soll die letzte, allerletzte Bitte sein."
Brandes rief Konrad herein:
„Bitte, lies das. — Natürlich, ich zahle nicht. Ich
könnte es einfach nicht. Forderungen, die auf Grenowo
lasten! Nein, mein liebes Käthchen, Forderungen, die
auf dem Spieler Reichenberg lasten."
Er ging an den Schreibtisch und las laut die
Ziffern der großen Summen, die binnen einem Jahre
nach Rußland geschickt waren, dann faßte er sich müde
an den Kopf:
„Ich bin wahnsinnig gewesen! All dieses Geld
in den unersättlichen Abgrund zu werfe». Jetzt hat
es ein Ende."
Und Plötzlich ergriff ihn ein maßloser Grimm,
den Konrad bei ihm nie für möglich gehalten hätte:
„Dieser Mensch bringt mich ins Verderben. Drei
Viertel von dem ganzen riesigen Derby-Gewinn hat
er verschluckt, und nun möchte er mir noch das Letzte
nehmen!"
Eine Photographie des Prinzen in russischer Jagd-
kleidung zerfetzte er in hundert Stücke, und den Glas-
rahmen schleuderte er gegen den Kamin, daß er
klirrend zerbrach.
Jllultr. Welt. UN8. !>.

Deutsches Hospital.

Baron Brockdorf Pascha. Baurat v. Kapp.
Deutscher Botschafter v. Saurma-Jeltsch.


Tie am 14. September 1897 eröffnete deutsch-schweizerische Schule in Konstantinopel.

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