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Im Ducherchas.
Eine oberösterreichische Erzählung
von
Kann» Kaltenhauser. Z

^^NUer nächste Tag beginnt mit einem trüben,
^6« wolkenverhangenen Himmel. Ein znwide-
res Wetter für den Buchenhofer. Das
Korn auf seinen Feldern ist vollreif und
sollte, je eher desto besser, geschnitten werden. Rat-
los steht er eine Weile vor einem Fenster der
Wohnstube und sieht bald zu dem Himmel aus, bald
zu den fremden Schnittern hinüber, die im Hof-
raum bei einander stehen und darauf warten, ob
das Machtwort des Bauers sie zur Arbeit befiehlt
oder zum Aufschub auf ein besseres Wetter. Und
schon ist der Bauer zu letzterem entschlossen, als
der Großknecht unter der Stallthür erscheint, einen
Moment nach dem Wetter auslugt und dann zum
Fenster, wo der Bauer steht, näher herankommt.
„Ich mein', Bauer, es wird noch schön heut — und
wir dürfen es wagen," ruft er herüber.
Der Bauer nickt dazu. „In Gottesnamen, so
geht ihr's halt an!"
Ueber all die fremden Gesichter zieht ein freu-
diger, Heller Schein; — diesen ist die Arbeit noch
eine Gottesgab', denn nicht allein die Nahrung,
auch Ehre und Friede und Freude bedeutet sie ihnen,
und einen unthätig verbrachten Tag haben sie „dem
Herrgott abgestohlen". -- Zu zweien und dreien
schreiten sie nun aus dem breiten Einfahrtsthor,
und fröhliche Lieder klingen dabei aus all den
frischen und den heiseren Kehlen:
„Und 's Dirndl hat g'sagt,
Und sie hätt' mi' so gern
Als wie von die Pfirscha
Und Kerschen die Kern'.
Die Sakara Dirndln
So san s' allesam',
Und erst recht foppen s' oa'm
Bald s' oam anbandelt Ham.
Zu dir bin i' gangen
Ueber Hecken und Bühl,
Und zu dir geh' i' nimmer,
Du foppest mi' z' viel.
Schau, schau, wie's thuat regnen,
Schau, schau, wie es giaßi,
Und du derfst not mit mir reden,
Wann's di' verdriaßt.
Zwoa schneeweiße Täuberl,
Und eins hat an Stern,
Und iatzt hat mein alter Schatz
Mi' a' wieder gern.
Allmählich wurden die Worte unverständlich,
der vielstimmige Gesang tönte aber noch lange fort.
Drinnen in der halb dämmerigen Küche aber
summte eine weiche, traurige Mädchenstimme halb
in Gedanken leise nach: „ — Und du derfst ja mit
mir nöt reden, wann's di' verdriaßt!"
Die Franzi lehnte au der Wand neben dem großen
Jllustr. W-It. >888. LS.


Aas WacHHäuske an der KutacH.
Originalzeichnung von Gustav Rehm.

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