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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Renatus, Kuno: Vom alten Bilder-Rahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0252

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232

INNEN-DEKORATION

RAHMEN MIT BEIN UND HOLZ EINGELEGT. 16. JAHRHUNDERT. GERMANISCHES MUSEUM—NÜRNBERG

Renaissancerahmen zurückzulenken; aber der ungeschulte
Geschmack vergriff sich und nahm protzige Stücke der
spätesten Verfallzeit zum Vorbild, karikierte die Schnit-
zerei ins Ausdruckslose und Spießige und verdarb, was
noch zu verderben war, durch die brillante Politur falscher
Vergoldung. Dies paßte zu jener Zeit aufdringlichen
Gutestuben-Geschmacks. Aus jener Zeit schreiben sich
noch viele jener physiognomieloser Rahmenleisten her,
die unsere Rahmenindustrie immer weiter produziert.

Als die große Erneuerung der Malerei in den acht-
ziger, neunziger Jahren kam, gingen vielen Malern die
Augen darüber auf, daß ihre Bilder auch anders gerahmt

sein müßten. Dieselbe Absage gegen alle abgestandene
Tradition, dieselbe Voraussetzungslosigkeit, die sie in
ihren Bildern betätigten, wollten sie auch in der Rahmung
zur Geltung bringen. Manche gingen daran, die Her-
stellung und Bemalung ihrer Rahmen selbst in die Hand
zu nehmen. Neben vielen Erzeugnissen eines ehrlichen
Idealismus wurden arge Verfehlungen sichtbar. Jener
Zeit blieb ein Mißgriff vorbehalten, wie er in der ganzen
Geschichte der Rahmenkunst bis dahin niemals vorge-
kommen war: daß nämlich die Grenze zwischen dem
malerischen Inhalt des Bildes und der tektonischen Funk-
tion des Rahmens verwischt wurde, daß der Rahmen als
 
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