Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

DOI Artikel:
Renatus, Kuno: Vom alten Bilder-Rahmen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0254

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
234

INNEN-DEKORATION

Ich geh auf stillen Wegen
frühtags ins grüne Feld,
wie lacht mir da entgegen
die junge Morgenwelt!

Wohl tausend Blüten schauen
von Wald und Wiesen her,
die alle tropfend tauen
von edlen Perlen schwer.

Ich brech mir ein Geschmeide
von nassen Rosen ab:
Wärst du an meiner Seite,
von der geträumt ich hab!

Ich bring dir's in die Locken
als deinen Hochzeitskranz —
Da gehn die Morgenglocken,
ich steh in Tränen ganz.

Martin Greif.

BUNTBEMALTER RAHMEN
UM IÖOO

GERMANISCHES MUSEUM-
NÜRNBERG

ausschließlich ankam, erhöht. Aus dieser sezessionisti-
schen Zeit stammen die Entwürfe zu den Leisten, die
uns die Rahmenhändler heute als sogenannte »moderne«
Rahmungen anpreisen: Rahmen, die in der Regel aus
prononziert einfachen Leisten bestehen, die entweder den
Naturton stehen lassen oder so getönt sind, daß sie mit
dem Bild zusammen eine gewisse koloristische Wirkung
ergeben; nur sind sie in der Regel rechtschaffen nüchtern.

An dieser Situation läßt sich zur Zeit kaum viel ändern.
Man kann von der Industrie nicht Leistungen erwarten,
die den Reiz handwerklicher Arbeiten haben. Denn
nichts wäre falscher, als die Industrie zur Imitierung
handwerklicher Entwürfe zu ermuntern; die Industrie
kann nur dann etwas rechtes hervorbringen, wenn sie
sich auf Entwürfe beschränkt, die eben den industriellen
Techniken entsprechen. Was an handwerklichen Rahmen

in den Schnitzschulen hie und da einmal produziert wird,
sind viel zu vereinzelte Leistungen, als daß sie eine ge-
meinsame Physiognomie haben könnten. Wenn spätere
Geschlechter unsere Bilder sich daraufhin ansehen werden,
welche Rahmen sie tragen, so werden sie erkennen, daß
die Bilder in unserer Zeit ein geschundenes Leben führten,
daß sie viel auf Ausstellungen und bei Kunsthändlern
herumreisen mußten, sich viel im zu engen Nebeneinander
mit ihresgleichen die Ellenbogen wund reiben mußten,
bis sie vielleicht einmal eine bleibende Statt fanden, und
daß sie darum gut taten, sich eine möglichst neutrale und

farblose Haut anzuziehen.......dr. kuno mittenzwey.

* * *

Anmerkung. Die auf den Seiten 228, 230—234 veröffentlichten Rahmen
sind aus dem Werk: Adalbert Roeper und Hans Bosch „Bilder- und Spiegel-
rahmen von Albrecht Dürer bis zum Rococo" entnommen. Verlag: Vereinigte
Kunstanstalten Aktien-Gesellschaft—Kaufbeuren........ Schriftleilung.
 
Annotationen