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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Klausner, Siegfried: Das Herrenhaus v. Koerner in Mauer bei Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0329

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INNEN-DEKORATION

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GUSTAV GOERKE—BERLIN-BRESLAU

lieh sind es drei Zimmer, die doch ein untrenn-
bares Ganzes bilden. Durch eine einfache Senkung
der Decke im Mittelteil gewann der Künstler
drei stimmungsvolle aparte Räume. An einen
lichterf ülltenund hell gehaltenen Vorderteil schließt
sich die Musiknische. Die Decke ist aus Zitronen-
holz; rechts und links vom Flügel, der die Nische
ausfüllt, treten die Wände zu Einbauten zurück,
deren Flächen mit braun gemustertem Stoff über-
zogen sind. Liege-Sofas finden in ihnen Platz,
die mit ihrem blau-goldenem Damast an prun-
kende Kapellen gemahnen, denen auch die Fenster
mit ihrem antiken Glas und ihren eingelegten
ornamentalen Verzierungen entnommen zu sein
scheinen. An den Wänden aufstrebende kristal-
lene Fackelgruppen, in denen sich die moderne
elektrische Birne verbirgt, erhöhen den fast
sakralen Eindruck dieses Musiksalons. Seinen
Abschluß findet das Musikzimmer in einem Haupt-
raum, dessen abgeschrägte Ecken vier Glasvitrinen
Platz bieten. Rot-violette Damastfauteuilles, deren
Farbe mit dem dunklen Tuch, das die Wände
bedeckt, harmonisch übereinstimmt, laden den
Zuhörer zu behaglichem Ausruhen ein.

Die Flucht der Gesellschaftsräume endet im
großen Speisezimmer. Bis zur Decke reichende

ABLEGERAUM IM HERRENHAUS

Mahagoni-Holzpaneele gemahnen an klassischen
Stil, an den auch der große Lüster erinnert. Er ist
ein mächtiger, geschnitzter hölzerner Reifen, reich
vergoldet, der an schweren Ketten von der Decke
herabhängt, mit aufwärts strebenden großen Glas-
schalen. Der große goldgelbe Seidenschirm leuch-
tet hell vom Dunkelrot des Mahagoni der Wand-
verschalungen und des Gesimses an der Decke
hervor. In die Wandbekleidung eingebaut, ragt
das mächtige Büfett hervor, das mit dem großen
Speisetisch den weiten Saal ausfüllt. Es ist ein
Prunkgemach und doch gemütlich und anheimelnd.
Goerke hat sich eben hier mit einem dezenten
Anklang an klassische Stilart begnügt. Er ist
nirgends zu weit gegangen, der Eindruck des
modernen Stils von heute wird nirgends zurück-
gedrängt. — Jedes Zimmer ist anders, ist ein
Wesen für sich und doch gehört eins untrennbar
zum anderen. Und das ist meines Erachtens das
Bezeichnende der modernen Wohnungskunst. Wie
jeder Raum seinem eigenen Zweck dient und alle
zusammen unser Heim bilden, so soll auch jeder
sein eigenes Gepräge haben und alle zusammen
sollen sich vereinen zum Stil des Heimes. Dieses
Problem hat Goerke bei der Ausstattung des
Herrenhauses in Mauer glänzend gelöst. —
 
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