Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

DOI Artikel:
Wenzel, Alfred: Ökonomie im Wohnugsbau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0139

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INN EN-DEKORATION

119

ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN BÜCHER-SCHRANK MIT GLAS-SCHIEBETÜREN

ÖKONOMIE IM WOHNUNGSBAU

Wir bemühen uns heute — ob wir nun Häuser sieht, die mit dem Bisherigen schlechthin aufräumen
bauen oder Wohnungen einrichten:—»öko- will, sondern wir tun es nur: weil wir uns beim
nomisch« zu verfahren. Und zwar nicht nur dort, Bauen oder Einrichten vorerst auf dasNotwen-
wo wir durch Beschränkungen, wie sie eine knapp dige besinnen wollen. Oder sagen wir — da
bemessene Bausumme auferlegt, zum »Sparen« dieses Wort vielleicht doch zu sehr an jene Be-
genötigt sind, — wir streben nach Ökonomie im schränkungen denken läßt, die wir beim Siedler-
großen und ganzen. . Manche Menschen verbin- haus oder in ähnlichen Fällen durchführen müssen,
den mit Worten wie »ökonomisch« oder »ratio- — weil wir auf das »Sinnvolle« bedacht sind. .
nell« eine unklare aber beunruhigende Vorstellung Sinnvoll ist alles das am Haus und im Haus, was
von irgend etwas »Zwangsmäßigem«, das unter mit seinem Bewohner durch die Beziehung einer
gewissen Umständen wohl gut sein möge, aber Funktion, die es für ihn zu erfüllen hat, verbun-
nicht auf alles anzuwenden sei, weil es, sofern den ist. Ohne Sinn und darum unnötig: alle jene
man es zu einem allgemeinen Gestaltungsprinzip Dinge, die ohne diese Beziehung auf ihn disponiert
erhebe, zur »Vernüchterung« führe. »Ökonomie« wurden. Und nur in dieser Hinsicht ist »Ökonomie«
scheint ihnen eine Art unnötigen Verzichtes zu gleichbedeutend mit: »Verzicht« auf etwas. . Im
bedeuten, vor dem man sich fürchten müsse. . . übrigen aber ist sie bemüht — von jenem Wissen
Aber es besteht wirklich kein Anlaß zu solchen um die Beziehung: Haus — Wohnung — Bewoh-
Befürchtungen. Wenn wir von Ökonomie sprechen, ner geleitet — alles mit einem Sinn für ihn zu
so denken wir wohl an einen gewissen »Verzicht«: erfüllen; auch dort, wo es auf die Ausnützung der
aber nur an einen Verzicht auf das Unnötige. Quadratmeter-Anzahl nicht ankommt, sind wir da-
Wenn wir etwas vom Gewohnten weglassen, so rauf bedacht, daß alles, in Anlage und Form für den
entspringt dies keineswegs einer »radikalen« Ab- Bewohner eine »Rolle« spielt. . Dr. alfred wenzel.

1930. iii. 2.
 
Annotationen