Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0149
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Sternberger, Dolf: Die zeitgenössische Wohnweise
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INNEN-DEKORATION
129
zur Biographie, zum Ausdruck gleitet im Effekt ab
in eine einmalige Bestimmung dessen, was diesem
Individuellen gemäß sein würde, gleichsam in eine
»Fixierung« dessen, was seiner Natur nach Ge-
schehen und Bewegung ist, zur statischen »indi-
viduellen Eigentümlichkeit«, und in eine »Vor-
wegnahme« dessen, was nur in der Erinnerung,
in der echten Reflektion Gehalt haben kann. .
Diese einmalige Bestimmung — die Bestim-
mung kann ja faktisch meist nur eine »auswäh-
lende« sein — dessen, was der Eigentümlichkeit
zukomme, ist die Betätigung des Geschmacks.
Der Geschmack entspringt dieser Haltung, die
selbst als »fixes Bild« vorweggenommen schon
kennt, schon hat, und nun von diesem Grunde her
— der ihr selbst völlig sicher erscheint — »aus-
wählt«; gerade diese Sicherheit ist es, die das
Ausdrücken zu einem bloßen unproduktiven Aus-
wählen reduziert. Dieser degenerierte Ausdrucks-
wille ist es, der innerhalb der Wohngesinnung
den Blick auf den wahren Sinn des Wohnens —
als des Aufgehens von Dasein im Bezugsganzen
des Hauses — verstellt.. Mit dieser Charakteristik
des Geschmacks und der Deutung seiner Wur-
FR1TZ GROSS—WIEN. HERRENWÄSCHE- UND SCHUH-SCHRANK. WOHNUNG L.
1930. III. 3.
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zur Biographie, zum Ausdruck gleitet im Effekt ab
in eine einmalige Bestimmung dessen, was diesem
Individuellen gemäß sein würde, gleichsam in eine
»Fixierung« dessen, was seiner Natur nach Ge-
schehen und Bewegung ist, zur statischen »indi-
viduellen Eigentümlichkeit«, und in eine »Vor-
wegnahme« dessen, was nur in der Erinnerung,
in der echten Reflektion Gehalt haben kann. .
Diese einmalige Bestimmung — die Bestim-
mung kann ja faktisch meist nur eine »auswäh-
lende« sein — dessen, was der Eigentümlichkeit
zukomme, ist die Betätigung des Geschmacks.
Der Geschmack entspringt dieser Haltung, die
selbst als »fixes Bild« vorweggenommen schon
kennt, schon hat, und nun von diesem Grunde her
— der ihr selbst völlig sicher erscheint — »aus-
wählt«; gerade diese Sicherheit ist es, die das
Ausdrücken zu einem bloßen unproduktiven Aus-
wählen reduziert. Dieser degenerierte Ausdrucks-
wille ist es, der innerhalb der Wohngesinnung
den Blick auf den wahren Sinn des Wohnens —
als des Aufgehens von Dasein im Bezugsganzen
des Hauses — verstellt.. Mit dieser Charakteristik
des Geschmacks und der Deutung seiner Wur-
FR1TZ GROSS—WIEN. HERRENWÄSCHE- UND SCHUH-SCHRANK. WOHNUNG L.
1930. III. 3.