Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0270
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Schürer, Oskar: Möbel und Möbel-Elemente
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT ERNST SCHWADRON IN WIEN SCHLAFZIMMER M. EINGEBAUT. TOILETTESCHRANK
MÖBEL UND MÖBEL-ELEMENTE
Soll das »Möbel« wirklich aus unserer Woh- Oder ist es, daß wir aus Raummangel zu solcher
nung verschwinden?. Es begann mit den »ein- Raumschätzung getrieben werden? Tatsache ist,
gebauten Schränken«, was sich ganz legitim aus daß wir alles den Raum Verstellende vermeiden,
alten Gewohnheiten herausentwickelte. Dann folg- daß wir sogar Tapeten und Wandanstrich mög-
ten »eingebaute Betten« — was schließlich auch liehst »raumschäffend« bilden, daß wir die in
noch auf Ahnenschaften — im friesischen Bauern- den Raum hereinhängenden Lampen und Lüster
haus z. B. — sich hätte berufen können. Und ablehnen und flache Scheiben parallel zu den
demnächst werden wohl die »aufklappbaren« Decken oder Wänden als Lichtfilter konstruie-
Tische und Betten und die zusammenklappbaren ren, daß wir Gardinen nicht mehr drapieren, son-
Stühle folgen. . Man muß indessen genauer hin- dem flach zwischen die Rahmen hängen, usw. .
sehen, um den wirklichen Sinn der jüngsten Ent- Um mit »Raum« komponieren, um ihn rhythmisie-
wicklung zu fassen und fruchtbar anzuwenden, ren zu können, muß man ihn zuerst möglichst
* ungestört und rein zur Empfindung bringen. . . .
Wenn heute viel eingebaut, das Übrigblei- *
bende möglichst »vereinfacht« wird, so wirken Das gleiche bewirkte die Sparsamkeit. Die
dabei die beiden stets vereint marschierenden trat zum Teil ganz direkt auf: Möbel kosten Geld,
Tendenzen, die so gern getrennt schlagen (sich also beschränkt man sich damit. Teils drapierte
bei diesem Getrennt-Schlagen noch so gern auf- sie sich mit dem Modewort des »Funktionalen«,
einander ausreden): das »Will« und das »Muß«, Die Funktions-Bestimmungen des Möbels sollten
oder der »Geschmack« und die »Sparsamkeit«, möglichst präzis in Form, Aufstellung und Unter-
Unser heutiger Geschmack geht zweifellos auf bringung des Möbels zum Ausdruck gebracht
Freihaltung der Räume. Ist es, daß wir den Raum werden. . Der Arbeitsraum, die Küche sind von
heute mehr in seiner Reinheit genießen als früher? diesem Funktions-Streben »standardisiert« wor-
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT ERNST SCHWADRON IN WIEN SCHLAFZIMMER M. EINGEBAUT. TOILETTESCHRANK
MÖBEL UND MÖBEL-ELEMENTE
Soll das »Möbel« wirklich aus unserer Woh- Oder ist es, daß wir aus Raummangel zu solcher
nung verschwinden?. Es begann mit den »ein- Raumschätzung getrieben werden? Tatsache ist,
gebauten Schränken«, was sich ganz legitim aus daß wir alles den Raum Verstellende vermeiden,
alten Gewohnheiten herausentwickelte. Dann folg- daß wir sogar Tapeten und Wandanstrich mög-
ten »eingebaute Betten« — was schließlich auch liehst »raumschäffend« bilden, daß wir die in
noch auf Ahnenschaften — im friesischen Bauern- den Raum hereinhängenden Lampen und Lüster
haus z. B. — sich hätte berufen können. Und ablehnen und flache Scheiben parallel zu den
demnächst werden wohl die »aufklappbaren« Decken oder Wänden als Lichtfilter konstruie-
Tische und Betten und die zusammenklappbaren ren, daß wir Gardinen nicht mehr drapieren, son-
Stühle folgen. . Man muß indessen genauer hin- dem flach zwischen die Rahmen hängen, usw. .
sehen, um den wirklichen Sinn der jüngsten Ent- Um mit »Raum« komponieren, um ihn rhythmisie-
wicklung zu fassen und fruchtbar anzuwenden, ren zu können, muß man ihn zuerst möglichst
* ungestört und rein zur Empfindung bringen. . . .
Wenn heute viel eingebaut, das Übrigblei- *
bende möglichst »vereinfacht« wird, so wirken Das gleiche bewirkte die Sparsamkeit. Die
dabei die beiden stets vereint marschierenden trat zum Teil ganz direkt auf: Möbel kosten Geld,
Tendenzen, die so gern getrennt schlagen (sich also beschränkt man sich damit. Teils drapierte
bei diesem Getrennt-Schlagen noch so gern auf- sie sich mit dem Modewort des »Funktionalen«,
einander ausreden): das »Will« und das »Muß«, Die Funktions-Bestimmungen des Möbels sollten
oder der »Geschmack« und die »Sparsamkeit«, möglichst präzis in Form, Aufstellung und Unter-
Unser heutiger Geschmack geht zweifellos auf bringung des Möbels zum Ausdruck gebracht
Freihaltung der Räume. Ist es, daß wir den Raum werden. . Der Arbeitsraum, die Küche sind von
heute mehr in seiner Reinheit genießen als früher? diesem Funktions-Streben »standardisiert« wor-