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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wenzel, Alfred: Die Zweiheit der Ansprüche
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0306

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286

INNEN-DEKO RATION

HANS VÖTH, VIKTOR HART1G-M -SCHÖNBERG WOHN- UND ESSZIMMER. GLASERSCHRANK

DIE ZWEIHEIT DER ANSPRUCHE

Es liegt uns immer daran, das Wesentliche einer
Sache, die es zu realisieren gilt, in knappe,
eindeutige Formulierungen zu fassen. Die eigent-
liche Eindringlichkeit wird immer davon abhängen:
ob diese Formulierungen wirklich das Wesen des
Ganzen umreißen, oder nur das eine oder an-
dere Einzelne an der Oberfläche betreffen.

Wenn man das Programm der »neuen Wohn-
form«, der »neuen Wohnung« mit den Ansprüchen
nach »mehr Licht« und »mehr Luft« vollständig
umreißen zu können glaubt, so ist das ein Irrtum;
wir stellen auch diese Ansprüche, gewiß, und sie
sind uns sehr wichtig. Aber das Wesen der mo-
dernen Ansprüche ist damit nicht in seiner Tiefe
bloßgelegt; und es gebricht dem Programm, sofern
seine Basis nur durch diese zwei Momente gebil-

det sein soll, an der überzeugenden Eindringlich-
keit. Wir wollen doch noch viel mehr als reich-
liche Fensterzahl und gute Lüftungsvorkehrungen.
Sucht man das eigentliche Wesen unserer Be-
dürfnisse etwas tiefer zu erfassen, so kommt man
darauf, daß ihr besonderes Kennzeichen die
»Dualität«, die Zweiheit ist. Wir können das
Bedürfnis, den Anspruch nicht, wie es vielleicht
für frühere Perioden möglich wäre, in einem
Wortbegriff festlegen, sondern benötigen durch-
wegs des Paares von Worten, von denen das eine,
im Grunde, einen Gegensatz zum anderen darstellt
und mit ihm nur in einer besonderen Synthese zu
vereinigen ist. . So läßt sich für die Gestaltung
von Wohnhaus, Wohngarten und Wohnung als aus-
schlaggebendes Bedürfnis nicht etwa der Wunsch
 
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