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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Schwadron, Ernst: Wohnung eines Wiener Architekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0349

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XLl. JAHRG.

DARMSTADT

SEPTEMBER 1930

WOHNUNG EINES WIENER ARCHITEKTEN

EINE ARBEIT VON ARCHITEKT ERNST SCHWADRON—WIEN

Zukünftige Bauherren soll sie zu Aufträgen rei-
zen, jedem Besucher soll sie etwas Freund-
liches sagen, die »Wohnung eines Architekten«;
sie soll ein Stückchen »Familientradition« ein-
schließen, einige kleine Sammlungen aufnehmen,
einen Sommer- und Wintergarten beherbergen;
und schließlich — nicht zuletzt — soll sie dem
Bewohner ein angenehmer und praktischer Wohn-
und Arbeitsplatz sein. . Und was stand nun im
vorliegenden Fall an Räumen zur Verfügung? . Ein
leeres Dachgeschoß im 6. Stock eines Großstadt-
hauses — sonst nichts! Ja, und daß ich nicht ver-
gesse: ein bißchen ehrlicher Gestaltungswille war
schon auch dabei. . Unter diesen Vorbedingungen
entstand sie schließlich — diese meine Wohnung..
Das ungefähr zehn Meter lange »Vorzimmer«, in
das der Lift direkt einfährt, ist wie alle Räume
rein weiß gemalt auf Wänden, die zuvor in Hart-
gips geglättet wurden; Türen und Fenster sind in
rotem Schleiflack. Spiegel und Kleiderablage in
rotem und weißem Schleiflack. Als »Wächter«:
eine rote Strohgiraffe, dem keramischen Schirm-
behälter von Vally Wieselthier gegenüber. Von
da führt eine Glastüre in die große »Halle mit
Wintergarten«. Die Geschoßhöhe hier von sieben

Metern läßt den Raum sehr repräsentativ erschei-
nen; ein weißer, bis zur Decke gehender Kamin
steigert die Höhenwirkung dieser Halle. Die in
rotem Schleiflack gehaltene Holzsprossenteilung
der Wintergarten-Glaswand trennt und verbindet
mit einer großen Schiebetüre Halle und Winter-
garten. Am Boden dieses Raumes kleine Schiffs-
und Geschützmodelle vergangener Jahrhunderte;
der Teppich nach Entwurf Erna Lederers in
schwedischer Handwebetechnik in Braun, Grau
und Weiß. Holz der Sitzgelegenheiten: Rio-Pali-
sander, dazu französisches Strohgeflecht und eben-
solcher Stoffbezug. . Rechts von dieser Halle
ein »Bücher- und Schreibzimmer«. Möbel und
Bücherei in afrikanischem Corbarill-Holz. Klein-
plastiken in Wachs und eine Sammlung von Bau-
Modellen eigenen Entwurfes. . Links von der Halle
ein kleiner Empfangsraum mit »Familientradition«;
trotzdem darin ein eingebauter Radioapparat und
ein elektrisches Grammophon. Die Möbel: grüner
Schleiflack mit vergoldetem Kantenprofil und
mennigroten Samtbezügen. Im Handknüpfteppich
Wiederholung dieser Farbstellung. Der Ofen weiß
mit vergoldeten Blättern, der Lichtträger Glanz-
messing mit Kristallglasplatten. Für den »gemüt-

1930. IX. 1.
 
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