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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Eisler, Max: Werkstätten "Haus & Garten" in Wien: Neue Arbeiten von Prof. Jos. Frank und Oskar Wlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0427

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XL1. JAHRG.

DARMSTADT

NOVEMBER 1930

WERKSTATTEN »HAUS & GARTEN« IN WIEN

NEUE ARBEITEN VON PROF. Dr. JOS. FRANK UND Dr. OSKAR WLACH

Die Arbeitsgemeinschaft der beiden Wiener
Architekten Prof. Dr. Josef Frank und Dr.
Oskar Wlach, die unter dem Namen »Haus &
Garten«-Wien geht, ist nicht allein gekennzeichnet
durch die besonders reine Qualität ihrer Erzeug-
nisse, sie ist es vielleicht wesentlicher noch durch
den Gedankenkreis, der diesen Erzeugnissen zu-
grunde liegt, ihren Charakter erklärt und eine Reihe
ihrer wertvollen Eigenschaften zur unmittelbaren
Folge hat. Dieser sehr klare, sehr bestimmte
geistige Ursprung hat die Werkstätte »Haus &
Garten« von allem Anfang an davor bewahrt, in
der Sackgasse einer festen Form, um nicht zu
sagen: Formel anzurennen. Von allem Anfang
blieb sie frei von jedem, auch dem formalen Vor-
urteil. Denn hier ging und geht es nicht um Stil, ja
nicht einmal — wenigstens nicht im gebräuchlichen
Sinne des Wortes — um Kunst, sondern um eine
Lebens-Anschauung. Und zwar um eine sehr
saubere, sehr sittliche Lebensanschauung. . Sie
findet sich am einfachsten ausgedrückt in dem
Worte Franks: »Jedes Ding soll so gut gemacht
werden, wie es gemacht werden kann«. . Für
Werkstätten älterer Herkunft war der Gegensatz
zwischen Hand und Maschine, zwischen individu-

ellem und typischem Erzeugnis sehr wichtig. Ja
diese Meinungs-Verschiedenheit beherrschte nicht
nur die Arbeit, sie drückte sich aus im Programm
verschiedener Gruppen. Einig war man nur in
dem entschlossenen Willen zur Modernität, wobei
man unter »modern« die neue Form um jeden Preis
verstand undsichgegenjede älteren Datums wandte,
auch dort, wo diese alte Form die beste Lösung
gefunden hatte.. Die Werkstätte »Haus & Garten«
setzt an die Stelle des fragwürdigen Begriffes
»Modernität«, der — was wir heute wissen — nur
zu oft ein modisches Unwesen gedeckt hat, den
Begriff »Kultur«. In seinem Sinne ist ihr alles,
das handwerkliche und das maschinelle Produkt,
das einmalige und das Serienstück, das Alte und
das Neue — gleich willkommen, sofern es nur
gut und lebensfähig ist. Sie ist sehr planmäßig
und folgerichtig bemüht, diese vortrefflichen Werte
zu sammeln, zu sichten und zu säubern und ihre
eigene Arbeit aus diesen Zusammenhängen zu ent-
wickeln. Vor allem daraus schöpft diese Arbeit
ihre selbstverständliche, unmittelbar einleuchtende
Haltung, ihren lebendigen Geist und ihre sinnvolle
Anmut. . Das wird der aufmerksame Betrachter
auch den Bildern dieses Heftes entnehmen können.

1930. XI. 1.
 
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