Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

DOI article:
Michel, Wilhelm: Das Wissen und das Werk
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0468

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
448 INNEN-DEKO RATION

PROFESSOR OTTO PRUTSCHER-WIEN ARBEITSTISCH IN EINEM BIBLIOTHEK-ZIMMER

DAS WISSEN UND DAS WERK

Wie auf allen möglichen Gebieten, so geht es das bewußte Wissen zu ziehen. Wir nehmen
auch in der Sache der »Wohnkunde« für damit etwas in die Bezirke rationaler Beherrschung
den modernen Menschen darum, Wissen und hinüber, das bisher stets zum größten Teil der Ein-
schöpferisches Gestalten in neuer Weise zu- gebung, dem Ahnen, der Intuition des Architekten
sammenzufügen. . Denken wir an die Psycho- überlassen war. Es wäre infantil, sich dagegen
analyse. Sie hat uns ein rationales Wissen über zu wehren, daß heute in Dingen der Raumgestal-
seelische Zusammenhänge gebracht, ausreichend, tung so und so vieles bewußt und wißbar ge-
um die Naivität eines ganzen Kulturkreises zu er- worden ist, was es früher nicht war. . Aber es
schüttern. Sie hat, wie Freud sagt, entscheidend wäre ein ebenso großes Übel, zu verkennen, daß
»an den Schlaf der Welt gerührt!« Gerade des- dieses Wissen den Gestaltungsvorgang, wie
halb ist unsere Aufgabe, dieses Wissen organisch wir ihn seit Urzeiten kennen, nicht etwa zu er-
in unser Sehen einzuarbeiten und es mit einer setzen, sondern zu ernähren, zu stärken hat. .
neuen »Unschuld des Daseins« zu koordinieren. Gestaltung: als Ergebnis aus der Einheit
Wenn wir heute von einer neuen, von einer und Gesamtheit des Menschen, wird trotz
werdenden »RaumWissenschaft« reden, so steht alles lehrbaren Raumwissens auch in der Raum-
dahinter die Tatsache, daß wir von räumlich- gestaltung stets das letzte Wort führen müssen,
seelischen Zusammenhängen mehr wissen als Es ist nicht Bestimmung des Wissens, als »Wissen«
frühere Generationen — und daß wir auch ferner- losgelöst von den übrigen Kräften des Gemüts,
hin gezwungen sind, diese Zusammenhänge den- unvermischt in uns zu beharren; sondern es muß
kerisch und experimentell durchzuarbeiten, sie in vom ganzen Wesen des Künstlers assimiliert
 
Annotationen