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Herrmann, Trude: Ein Hollywooder Künstlerheim
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0027
INNEN-DEKORATION
13
EIN HOLLYWOODER KÜNSTLERHEIM
Auf der Chikagoer Weltausstellung gab es eine
.Abteilung: »Neues Wohnen«. Einfamilien- und
Landhäuser verkörperten das neuzeitliche Wohnideal
der U. S.A. und bewiesen erneut, daß in diesem Land
ohne Tradition und mit den schroffsten Gegensätzen
in Architektur und Raumkunst des Wohnhauses
— im Gegensatz zu Geschäfts-, Büro-, Hotelbauten —
noch immer das Rückständige das »Moderne« ist.
Allgemein bewundert wurde zum Beispiel eine
Villa im Stil einer mittelalterlichen Burg, schmal und
hoch, mit Söllern und Türmchen, engen, spitzen
Buntfenstern in tiefen Erkernischen, ohne über-
ängstliches Gefühl für Stileinheit, mit künstlich ver-
wittertem und »antik« gemachtem Putz. Von unseren
alten Volksmärchen beeinflußt, etwa vom Dorn-
röschenschloß, scheinen Häuser aus farbigen Glas-
ziegeln, z. B. eines in Stufungen von Grün, oder ein
anderes in sattem Blau, das über Töne von Violett
und Karmin in ein leuchtendhelles Zinnober über-
geht. Es gibt Häuser mit pastellzartem Emaillelack
überzogen. Eine Attraktion, aber ohne persönlichen
Kontakt, bleibt dem Amerikaner das gezeigte »Haus
der Zukunft«: Einstöckiger Rundbau aus Glas und
Stahl - der Blick in das Innere kann durch Vor-
hänge oder auf Schienen laufende Wände abgedichtet
werden. Sparsamstes Stahlmobiliar, Flughalteplatz
auf dem flachen Dach. Eine Zukunftsträumerei . . .
Und in der Bewunderung der Amerikaner bleiben
hinter den eingangs genannten romantischen Spiele-
reien auch die glatten, sachlichen Landhausbauten
weit zurück. Für die schmucklose, herbe, nur von
den Fenstern unterbrochene Quaderform dieser
weißen »Kästen« soll sie ein Zugeständnis der Innen-
einrichtung versöhnen. Eingebaute Schränke, ja,
modernste Entlüftungsanlagen, aber daneben Tisch-
chen mit geschnörkeltem Dreifuß, Schaukelstühle
und Etageren. Sie verteidigen stolz und standhaft die
Devise der »Gemütlichkeit«.
Das ultramoderne Heim ist die Ausnahme. Holly-
wooder Künstlerhäuser zählen zu ihren schönsten.
Ein mustergültig geglücktes und von der Grundform
bis ins geringste Detail einheitlich durchkomponiertes
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EIN HOLLYWOODER KÜNSTLERHEIM
Auf der Chikagoer Weltausstellung gab es eine
.Abteilung: »Neues Wohnen«. Einfamilien- und
Landhäuser verkörperten das neuzeitliche Wohnideal
der U. S.A. und bewiesen erneut, daß in diesem Land
ohne Tradition und mit den schroffsten Gegensätzen
in Architektur und Raumkunst des Wohnhauses
— im Gegensatz zu Geschäfts-, Büro-, Hotelbauten —
noch immer das Rückständige das »Moderne« ist.
Allgemein bewundert wurde zum Beispiel eine
Villa im Stil einer mittelalterlichen Burg, schmal und
hoch, mit Söllern und Türmchen, engen, spitzen
Buntfenstern in tiefen Erkernischen, ohne über-
ängstliches Gefühl für Stileinheit, mit künstlich ver-
wittertem und »antik« gemachtem Putz. Von unseren
alten Volksmärchen beeinflußt, etwa vom Dorn-
röschenschloß, scheinen Häuser aus farbigen Glas-
ziegeln, z. B. eines in Stufungen von Grün, oder ein
anderes in sattem Blau, das über Töne von Violett
und Karmin in ein leuchtendhelles Zinnober über-
geht. Es gibt Häuser mit pastellzartem Emaillelack
überzogen. Eine Attraktion, aber ohne persönlichen
Kontakt, bleibt dem Amerikaner das gezeigte »Haus
der Zukunft«: Einstöckiger Rundbau aus Glas und
Stahl - der Blick in das Innere kann durch Vor-
hänge oder auf Schienen laufende Wände abgedichtet
werden. Sparsamstes Stahlmobiliar, Flughalteplatz
auf dem flachen Dach. Eine Zukunftsträumerei . . .
Und in der Bewunderung der Amerikaner bleiben
hinter den eingangs genannten romantischen Spiele-
reien auch die glatten, sachlichen Landhausbauten
weit zurück. Für die schmucklose, herbe, nur von
den Fenstern unterbrochene Quaderform dieser
weißen »Kästen« soll sie ein Zugeständnis der Innen-
einrichtung versöhnen. Eingebaute Schränke, ja,
modernste Entlüftungsanlagen, aber daneben Tisch-
chen mit geschnörkeltem Dreifuß, Schaukelstühle
und Etageren. Sie verteidigen stolz und standhaft die
Devise der »Gemütlichkeit«.
Das ultramoderne Heim ist die Ausnahme. Holly-
wooder Künstlerhäuser zählen zu ihren schönsten.
Ein mustergültig geglücktes und von der Grundform
bis ins geringste Detail einheitlich durchkomponiertes