Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

DOI Artikel:
Rüdenauer, Adolf C.: Das Kleinmöbel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0156

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
140

INNEN-DEKORATION

adolf c. ruedenauer »kleines esszimmer« kiefer, gebeizt, mit hares-plattenbelag

bar. In der Diagonale ausschwenkbare Spielmarken-
teller, die auch als Aschenbecher benützt werden
können, ein Metallkasten mit Federspannung für
Bridge-usw. Karten, Schieber zum Notieren von Spiel-
resultaten auf abwaschbarem Resopalbelag, ein
Klappfach für Schachfiguren, ferner ein diagonal ge-
öffnetes Gefach, das Bücher und Zeitschriften auf-
nimmt, verleihen dem Tisch vielfältige Eignung.

Der über dem Spieltisch abgebildete Tee-Bar-
Büfett-Wagen ist von der Schmalseite, an beiden
Längsseiten und von oben zugänglich. Sämtliche Ab-
stellflächen: oben und die Klappe am Barabteil, sind
mit Resopal (einem gegen Stoß und Druck bedingt
unempfindlichen und abwaschbaren Material) ge-
schützt. Kanariengelbe Linkrusta, in Verbindung mit
naturbehandelten Ahornhölzern, geben dem Möbel
schwebende Leichtigkeit. Eine gewisse Verkehrs-
fläche ist Voraussetzung. Ist eine ungehemmte Ebene
durch seitliche Verlagerung der Sitzgruppen erreicht,
so wird er zum dienstbaren Begleiter.

Die wenigen Beispiele sollen zeigen, was wir wol-
len: die Auflockerung der Wohnform - die Entspan-

nung des Unverrückbaren. Wir wollen dem Kleinen
mehr Liebe zuwenden, um unbekümmert und ent-
gegen allen Festlegungen ändern und neue reizvolle
Situationen schaffen zu können. Wir wehren uns
gegen die »Garnitur«, gegen alles »Komplette«, gegen
ein totes Schema, das uns stumpf machen würde
gegen die kostbare und fließende Vielfältigkeit des
Lebens. Nähern wir uns wieder dem östlichen Kunst-
ideal, daß »Schönheit eine Schale voller Tiefe« sei —
und sagt nicht Schiller in Maria Stuart: ». . . wehe
tut's, des Lebens kleine Zierden zu entbehren«?

a. c. ruedenauer



IE wir uns im gewöhnlichen Leben nicht mit ein-
förmiger Pflichterfüllung begnügen können, so
leisten wir auch in den Geschmacksfragen nicht Ver-
zicht auf die Schönheitswerte, die uns ein eif ernderPuri-
tanismus nehmen möchte. Es heißt eben Gestaltungen
schaffen, die nicht nur unseren Zweckansprüchen ge-
nügen und ihre Zweckbestimmung klar und schlicht
offenbaren, sondern darüber hinaus auch unsere Sehn-
sucht nach schmückender Schönheit befriedigen, e. u.
 
Annotationen