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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Kleinhempel, Erich: Wesen und Zweck des Ornaments
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0261

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INNEN-DE KORATI ON

245

Nicht soll voranstehen, was an Lisene, Rahmen
und Füllung, an Fries, Gesims und Profil, an Fuß,
Stütze und Lehne symbolisch-romantisch zu er-
zählen ist, nicht auch sind »Stilisierungen« das
Wichtige, nicht die Eule am Gelehrtenschrank, nicht
Trinkgerät und Hopfenranke dort, Rosen, Muscheln,
Fabelwesen da; nein: Flächenteilung, Formenauf-
bau, Massengliederung sind das Vordringliche!

Ornament ist nicht Ding-an-sich. Ornament ist
Blüte des Ganzen; unfehlbar saftverbunden und
stoffverwandt aus dem Ganzen sich hervorbildend.
Und so selbständig sei es dann, so selbstverständlich
erscheine es allen, so innig gewachsen, daß es nicht
vom Ganzen mehr genommen werden kann, daß
es dann vielmehr Raub wäre, wie man auch den
Baum beraubt, wenn man ihm alle seine Blüten
nimmt. Damit lösen wir uns vom Überlieferten.
Nicht aber vom Sinne der Vorväter! Indem wir
eifern, Gestalter zu sein, werden wir indirekt auch
zu Verwaltern und Erhaltern, indem unsere Nach-
fahren unserer Hände geweihtes Werk ehren. —

*

ES ist das Bedürfnis des Menschen, dem Not-
wendigen in seinem Besitz oder zu seinem Ge-
brauch eine angenehme Gestalt zu geben, es an
einen schicklichen Platz und mit andern Dingen
in ein gewisses Verhältnis zu stellen. — goethe

noldi soland »lampenschirm«
bemalt und matt lackiert

stoß Färb- und Maserschön-
heiten lebendig werden las-
sen,treten damit »Ornamente«
in geburtfrischer Schönheit
aus dem Herzen des Werk-
stoffes — wo sie wunderbar
schliefen —, erfinderischem
Handwerksweckruf entge-
genharrend. So an der Drech-
selbank, am Webstuhl, am
Steinhauerwerkplatz und an
der Marmorsäge, in der Gürt-
ler- und Goldschmiedewerk-
statt, am Stickrahmen: Im
Werkstoff eingebettet überall
schlummerndes Ornament!
Es will gelöst sein. Nach
des Handwerkers Sinne und
Schick. So wird dieser zum
Ornamentiker!

Nicht durch Bücherstu-
dium. Wir sind doch zunächst
Gestalter! Nicht so sehr Er-
halter und Verwalter. Also
durch's Werken und Finden!

hans buser —brugg »sessel«. - »bedruckte seide« entw. noldi soland-zür1ch
 
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