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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Schlafräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0349

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INNEN-DEKORATION

333

»SCHLAFZIMMER DES HERRN« HAUS A. W.

MÖBEL AUS MAHAGONI UND NUSSBAUM

SCHLAFRÄUME

Schlafräume sollten in allen Einzelheiten so gehal-
ten sein, daß man in ihnen Ruhe finden kann.
Wer wird die Richtigkeit dieser Worte bezweifeln -
und doch: wo gibt es Räume, die genau das erfüllen,
was mit ihnen gemeint ist ? In der Gegenwart finden
wir sie hin und wieder, in der letzten Vergangenheit
sehen wir sie zurückblickend überhaupt nicht! Da
stören starkgemusterte Tapeten oder Stoffe die ruhige
Wirkung der Wände, da brüllen uns vom Teppich her
»schreiende Muster« an; sind die Wände zufällig ein-
farbig gehalten, so entfalten sie eine peinliche Bered-
samkeit mit ihren aufgehängten Bildern und Bild-
chen. Auch der Hausrat erhebt mit grotesker Orna-
mentik seine Stimme und drängt sich quälend dem
Auge auf. Wo soll der Blick angesichts solch »opti-
schen Getöses« Ruhe oder gar Schlaf finden, wenn
ihn nicht völlige Erschöpfung an sich lahm legt?

Das Schlafgemach unserer Zeit ist in jeder Hin-
sicht verkörperte Zweckmäßigkeit. Es will den Be-
wohner weder unterhalten noch anregen, es will die
Ruhe selbst sein. Schon beim Rohbau ist darauf Rück-
sicht genommen, daß die Wände schalldicht sind, daß

also von den Seiten her keine Geräusche an das Ohr
des Schläfers dringen können, Wasserrohre, Motoren-
anlagen, Aufzüge sind so verteilt, daß sie in ihrem
Wirken nie bemerkbar werden können. Ein schlimmer
Störenfried des Ruhenden kann auch das Licht sein.

Es gibt Menschen, die von einem Donnerschlag,
vom Geknatter von Maschinengewehren und Motor-
rädern nicht erwachen, die aber beim geringsten
Lichtschein, der sie trifft, wie elektrisiert aus dem
Bette springen. Auch auf diese Veranlagung wird vom
Innenarchitekten unserer Zeit Rücksicht genommen.
Nie werden die Fenster des Schlafzimmers dem Kopf-
ende des Bettes gegenübergestellt, nie werden sie ohne
Verdunkelungsvorrichtungen angelegt sein. Wenn
immer angängig, wird die Möglichkeit bestehen, sei
es durch zweckmäßige Läden, sei es durch Roll-
jalousien oder dichte dunkle Vorhänge, dies Licht
auszuschalten und damit den Tag zur Nacht zu
machen! Mit der vollständigen Verdunkelungsmög-
lichkeit ist es aber noch nicht getan, es muß auch an
eine reichliche Zuführung von frischer Luft zugunsten
eines idealen Schlafes gedacht werden, und gerade
 
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