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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Vom Schlaf und von Schlafräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0406

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390

INNEN-DEKORATION

Weder Aufwand noch Schlichtheit können als
Schlafmittel wirken - hingegen gibt es Leute, die so
langweilig sind, daß sie jeden Schlafzimmeraufwand
illusorisch machen. Sie reden 10 Minuten und ein
harter Stuhl wird dem Hörer zum schönsten Lotter-
bette. +

Diese Leute pflegen sich oft durch Heirat zu ver-
doppeln, dann sind sie schier unschätzbar. Man lädt
solch ein Paar Abends ein und - selbst hartgesottene
Schlaflosigkeit weicht in Kürze ihrer Wirksamkeit!



Der Hund schüttelt seine Flöhe - der Kluge seine
Sorgen ab, ehe er schlafen geht.



Ein Marsch von 50 Kilometern übertrifft selbst
ein gutes Gewissen.

Auch für das Schlafzimmer braucht man gute
Manieren und eine tadellose Kinderstube.



Man sagt: Hunger ist der beste Koch und Müdig-
keit das weichste Bett - jedenfalls ist ein sehr be-
scheidenes Nachtmahl ein vortreffliches Schlafmittel.

Geist und Phantasie verklären selbst die Nächte,
während Langeweile und Stumpfsinn sie zu Mar-
tyrien werden lassen können.



Schlafen ist eine Kunst, die gelernt sein will. Unter
den anerkannten schönen Künsten vermisse ich da-
her immer die Kunst zu schlafen.



Kinder, die nicht zum richtigen Schlaf erzogen
werden, haben als Erwachsene darunter zu leiden.



Auch das Tier schläft gut; der wirklich schlechte
Schlaf ist nur bei gewerbsmäßigen Angstmeiern und
mittleren Verbrechern anzutreffen, Schwerverbrecher
von Rang und Weltleute aller Art, auch ganz große
Politiker schlafen prächtig, wenn auch kurz, wie
glaubhaft versichert wird.



Zum echten Schlafe - wie zu jeder Kunst - gehört
Talent und Technik. Letztere will gelernt sein. Genies
können in 5 Minuten so viel schlafen wie gewöhn-
liche Sterbliche in 5 Jahren, können sie doch auch in
5 Minuten mehr schaffen als der schlichte Kopf in
einem ganzen Leben. graf kuno von Hardenberg
 
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