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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0290

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Achter Abschmtt.

Me Entstehung und Einführung des landschast-
lichen Gartenstils in England.

Wir haben schon in früheren Abschnitten und durch die Schlußbetrachtungen erfahren,
daß das System der vollkommen strengen Regelmäßigkeit bereits gebrochen war, daß
selbst Le Notre noch Abweichungen davon erlebte. Man empfand besonders in England
die Beengung zwischen Mauern und Hecken belästigend. Die Mauern wurden hie nnd
da unterbrochen und durch Eisengitter ersetzst damit man in die freie Umgebung sehen konnte,
oder man brachte am Ende der Alleen und an sonstigen Aussichtspunkten sogenannte
Wolsssprünge (8nnt8 äo lonx) mit außen angebrachten tiefen Gruben an; das die Aus-
sicht erweiternde Gitterwerk nannte man Olniro-voio. Man suchte anßerhalb, was man
im Garten nicht sand, — Abwechselung. Die Waldstücke und Boskets des französischen
Gartens wurden vorzngsweise aufgesucht, und da fast alle Wege rechtwinklig verbunden
waren, so wich man, wie zu allen Zeiten Fnßgänger nnt Vorliebe gethan haben, von den
geraden Wegen ab nnd bahnte nach Bedürfnis nähere angenehmere dnrch Wald und
Wiesen. Um diese von den Besitzern selbst benutzten Wege gangbar zn erhalten, mußte
der Besitzer sie leidlich herstellen nnd snchte sie bald dnrch gleiche Breiten gartenmäßig zn
machen. Solche zufälligen Wege bildeten fast überall die Anfänge der späteren englischen
Gärten, nnd die Besitzer oder Gärtner glaubten schon einen solchen zu schasfen, wenn sie
ein Waldstück oder Bosket innerhalb der regelmäßigen Partien mit sogenannten Schlangen-
windungen durchzogen. Durch recht viele Krümmnngen glaubten sie das charakteristische
der nenen Mode ansdrücken zn könnenP. Derselbe Drang nach größerer Freiheit inner-
halb des Gartens führte zu einer Bevorzugung der Boskets und Waldstücke, die man
hie nnd da lichtete, um hierin Plätze zu haben. Weil man sich dort länger anfhielt,
so machten sich bei der Entfernung von der Wohnnng an den beliebtesten Waldplätzen

*) Jch besitze viele Pläne, namentlich sranzösischer Gärten aus der Uebergangszeit, welche sogenannte
englische Anlagen innerhalb des französischen Gartens darstellen. Manchmal fuhrten die Wege zn einer
Eremitage, einem Weiher mit Jnsel und Fischerhntte, einer künstlichen Rninc m s. !v.
 
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