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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Kroll, Bruno: Bruno Müller-Linow
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0146

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Bruno Müller-Linow. Santa Maria Trasfevere in Rom

Foto E. Schröder, Berlin

rück. Alle Schwermut war aus seinen Bildern gewi-
chen. Die farbigen Akkorde leuchteten nun selbst in
den tieferen Schatten feurig und farbig. Aber trotz
des einmaligen Lichterlebnisses in Italien behielten
die Körper ihre Dinglichkeit, der Bildidee blieb ihre
wenn auch manchmal etwas geheime Festigkeit. Doch
beschwingter gab sich die Fleckenwirkung, leiden-
schaftlicher auch. Man spürt auch hier die Bewegtheit
des Herzens, die Erregtheit des malerisch empfind-
samen Auges, allein die Linien stehen auch jetzt noch
sehr bewußt mit ihrem konstruktiven Willen dazwi-
schen ; die Farbflecken verlieren sich nicht formlos auf
der Leinwand, der baumeisterliche Wille der Zeit
zwingt auch diesen reich bewegten Maler zu einer
tektonischen Bildhaltung.

In der großen Wiener Ausstellung „Junge Kunst im
Deutschen Reich (1945)" war Müller außer mit
Aquarellen auch mit Ölbildern vertreten. Das Kon-
struktive besonders in den Ölbildern erinnerte an die
Bildideen des Hans von Marees.

1909 wurde M. in Linow bei Pasewalk geboren, er hat
die Kunsthochschule für Lehrerbildung in Berlin-
Schöneberg unter Hasler, Reiferscheidt und Jaeckel
besucht, gleichzeitig an der Universität Germanistik
studiert, seinen Referendar und 1935 seinen Assessor
bestanden und war dann als Dozent an verschiedenen

Hochschulen für Lehrerbildung tätig, vor allem in
Lauenburg, vorübergehend in Danzig.
Zu seinen Liebhabereien gehört es, in die angewandte
Kunst hinüberzuwechseln und in sinnvoller Zusam-
menarbeit von Künstler und Handwerker gemalte Ka-
cheln kleineren und größeren Formats zu schaffen als
Bildverkleidungen für Öfen und Wände. Auf Grund
jahrelanger gemeinsamer Arbeit und Versuche mit
dem hochbefähigten Architekten Hans Riechert sind
hier erstmalig wieder Keramikarbeiten von besonderer
Art und Ausmaßen geschaffen worden. Auch als Glas-
fenstergestalter und im Sgraffito hat Bruno Müller
sich mit Erfolg betätigt. Die Paul-Benecke-Jugendher-
berge in Danzig, zweifellos eine der schönsten der In-
neneinrichtung nach, zeugt von dem sicheren Ge-
schmack und dem feinen handwerklichen Gefühl, das
diesen Maler von Rang auch in den Randgebieten der
angewandten Kunst bewegt.

Bruno Müller ist zur Zeit Soldat. Seine Dozenten-
tätigkeit an der Hochschule für Lehrerbildung in
Lauenburg hat er inzwischen aufgegeben, und er hat
eine Auf bauklasse an der Meisterschule des gestalten-
den Handwerks in Braunschweig übernommen, eine
Komponier- und Bildnisklasse. Vor kurzem wurde
ihm der Dürerpreis zuteil.

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