I2Ö
Forrer : Die Strassburger historische Schmuck- Ausstellung von 1904.
Jahrzehnte fortgeführt von Goldschmied
Raeuber, einem gelehrigen Schüler der
Kirstein, gestorben zu Strassburg Ende
der Neunzigerjahre. Rasubers Arbeiten
stellen für die damalige Zeit des Tief-
standes im Kunsthandwerk technisch
hervorragende Leistungen dar, sind
aber technisch weder mit dem überaus
zarten Silberschnitt des altern Kirstein,
noch künstlerisch mit den Arbeiten des
jüngern Kirstein zu vergleichen. Bei
Raeubers Opus sind Treib- und Schnitt-
arbeit ziemlich gleichmäßig neben einander
geübt und spielen neben den auch von
Kirstein so beliebten Jagdszenen und Land-
schaften besonders Genrebilder nach
Teniers'schen Vorbildern eine große Rolle.
Zur selben Zeit, da die Kirstein
und Raeuber ihre Hirschfiguren in Silber
schnitten, verwendete man anderwärts
ähnliche Sujets in verwandter Arbeit für
Broschen, Armbänder und dgl. in Elfen-
beinschnitt, Horn und Holz. Dazu
traten mächtige Broschen mit Portraits
in Miniaturmalerei und Photogra-
phie, diese wie jene Kirstein'schen Silber-
schnitzereien sorgsam unter Glasrahmen
geborgen (Fig. 258—260). Und wie die
Photographie dem Schmuck ihren Tribut
zollte, so haben auch die vielen andern
technischen Errungenschaften des XIX.
Jahrhunderts auf den Schmuck dieser Zeit
« abgefärbt » ; viele glücklicherweise nur
vorübergehend — ich erinnere an die
Farbenlithographiebilder und an die vitro-
graphischen Portraits in Broschen, ich
erinnere an die elektrischen Glühlampen
in Kravattennadeln u. ä. m.
Wie der Schmuck des XIX. Jahr-
hunderts in Bezug auf die zur Anwendung
gelangten Materialien und Techniken ein
überaus buntscheckiges Bild bietet, so ist
er es nicht weniger in Bezug auf die
Vielartigkeit der zur Anwendung
gelangten Stile. Das Empire über-
nahm zahlreiche Charakteristiken des
Forrer : Die Strassburger historische Schmuck- Ausstellung von 1904.
Jahrzehnte fortgeführt von Goldschmied
Raeuber, einem gelehrigen Schüler der
Kirstein, gestorben zu Strassburg Ende
der Neunzigerjahre. Rasubers Arbeiten
stellen für die damalige Zeit des Tief-
standes im Kunsthandwerk technisch
hervorragende Leistungen dar, sind
aber technisch weder mit dem überaus
zarten Silberschnitt des altern Kirstein,
noch künstlerisch mit den Arbeiten des
jüngern Kirstein zu vergleichen. Bei
Raeubers Opus sind Treib- und Schnitt-
arbeit ziemlich gleichmäßig neben einander
geübt und spielen neben den auch von
Kirstein so beliebten Jagdszenen und Land-
schaften besonders Genrebilder nach
Teniers'schen Vorbildern eine große Rolle.
Zur selben Zeit, da die Kirstein
und Raeuber ihre Hirschfiguren in Silber
schnitten, verwendete man anderwärts
ähnliche Sujets in verwandter Arbeit für
Broschen, Armbänder und dgl. in Elfen-
beinschnitt, Horn und Holz. Dazu
traten mächtige Broschen mit Portraits
in Miniaturmalerei und Photogra-
phie, diese wie jene Kirstein'schen Silber-
schnitzereien sorgsam unter Glasrahmen
geborgen (Fig. 258—260). Und wie die
Photographie dem Schmuck ihren Tribut
zollte, so haben auch die vielen andern
technischen Errungenschaften des XIX.
Jahrhunderts auf den Schmuck dieser Zeit
« abgefärbt » ; viele glücklicherweise nur
vorübergehend — ich erinnere an die
Farbenlithographiebilder und an die vitro-
graphischen Portraits in Broschen, ich
erinnere an die elektrischen Glühlampen
in Kravattennadeln u. ä. m.
Wie der Schmuck des XIX. Jahr-
hunderts in Bezug auf die zur Anwendung
gelangten Materialien und Techniken ein
überaus buntscheckiges Bild bietet, so ist
er es nicht weniger in Bezug auf die
Vielartigkeit der zur Anwendung
gelangten Stile. Das Empire über-
nahm zahlreiche Charakteristiken des