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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 7/8
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Sepp, ...: Das Waffengeschmeide im Kunstgewerke, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0064

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Aus dem schlackenreinen Metall schmiedeten sie nun ihre vorzüglichen zweischneidigen Schwerter und spannenlangen
Dolchmesser. Die Metallarbeiter hießen Spanier, Tartessier, wie anderwärts Ehalyber, die Volksbenennung
ging auf die Eisenschmiede über. Die Gallier, die als Vorgänger der Deutschen in Europa das Abendland
bevölkerten, bedienten sich im Kriege erst eherner Streitäxte, Gelte, und kurzer Schwerter. Ein solches warf
Brennus (bremn, der prerfürst) nach der Einnahme Roms in die Wagschale, um es init Gold aufwiegen
zu lassen. Die Germanen sind durch das lange Eisenschwert die herrschende Nation geworden. Als auffällig
erzählt Polybius, II, 33: bei allen Galatern sei die pitze des ersten Angriffs ain meisten zu fürchten (genau
wie bei den Franzosen!), aber ihre Schwerter wären nur zuin ersten piebe taugsam, indem sie alsbald längs
und breits sich krümmten und wenn der Kriegsmann nicht Zeit finde, die Klinge an den Boden zu stemmen
und mit dein Fuße gerade zu treten, der zweite hieb durchaus versage; auch dienten diese Schwerter nur zum
pauen, nicht auch zum Stechen, wie die römischen. Es fehlte den gallischen Klingen an Stahl und auf diese
Weise mußten in erster Linie die Bojer, die uns Bayern den Namen gelassen, den Römern allerdings unterliegen.
Nach plutarch hingen die Arverner das Schwert Läsar's als Siegeszeichen in ihrem Tempel auf, das sie
beinr abgeschlagenen Sturm auf Gergovia ihm abgenommen. Marius, ein riesenstarker Schmied aus den
Rheinlanden, wurde nach Lullianus rönrischer Kaiser, aber von einen: seiner früheren Gesellen erschlagen. Das
früh bekannte Steyrer Eisen lieferte das norische Schwert (bei poraz noncus ensis), in der Kaiserchronik
ein swert beigers, d. h. Bayerschwert. Die pallstatt-periode führt ihren Namen von den ersten dortigen
Funden der Eisenprodukte. Lhraffirte Metallarbeit lernen wir schon bei Philostratus Apollon. II, (st, 20 kennen.

In aller Welt führen berühmte Waffen auch eigene Namen. Gawpeiger, die goldene Stierkeule,
führt Feridun, der altpersische Nationalheros, zur Aeberwindung des Schlangenfürsten Zohak, sie kam später in
die parrd des unüberwindlichen Rüstern. Kawe, der Schmied, hat sic dem Melden von Iran ausgeschmiedet
und sofort das Schurzfell zur Freiheitsfahne aufgeworfen. Bayern wie Alemannen war die Verehrung des
Schwertgottes Ziu eigen. Degen ist ja auch später noch die Bezeichnung für tapfere Männer und ritterliche Melden.

Nach perödot, IV, 62, verehrten die Skythen ihren Kriegsgott unter dem Bilde eines eisernen Schwertes.
So insbesondere die Alanen und auch die deutschen Suaden (Ammian Marcellin. XVII, (2, XXXI, 2). Attila
erhielt das angebliche Schwert der alten Skythenkönige von einem pannonischen pirten eingehändigt, der es, in
dem Boden Ungarns steckend, gefunden. Der Ehan der Hunnen, der sich selbst die Geißel Gottes hieß, nahm
es als Unterpfand des Sieges in Empfang, daß er damit zum perrn der Welt bestimmt sei. Dieser Talisrnan
kam in den Besitz der Könige von Ungarn, die sich später nrit dern Schwert des hl. Stephan umgürteten, und
gelangte merkwürdig durch die Mutter König Salomon's von Ungarn in die pand perzog's Otto von
Bayern, ja Lambert voir Aschaffenburg weiß noch von den: Verhängniß zu erzählen, das sich daran knüpfte.
Seitdem ist es verschollen, gewiß aber rricht verloren, wüßte nran nur, in welcher Waffensammlung es sich ver-
birgt.*) Nach Mittheilung des Orientbereisers Vambery (Bamberger) wird Tamerlan's Mongolensäbel
an seinem Grabe zu Samarkand den Pilgern zurrr Kusse gereicht. Dem skythischen Volkskönig fällt das Schlacht-
beil von: Himmel (perod. IV, 3).

Durch alle Welt geht der Sagenzug vom Schwerte, das der Siegesheld inr Boden findet, wie die Kreuz-
fahrer die heilige Lanze zu Antiochia. Um die Entscheidungsschlacht für die Wiedererhebung der deutschen Nation
zu schlagen, gewinnt Karl der Große, der indeß im Untersberg schläft, sein Kampfschwert unter einer alten
Eiche zu pael bei Andechs, wo nrarr noch sein erstes Siegeskreuz zeigt.

„Das Schwert ist der Schlüssel zu Pimmel und Erde," lautete der Ausspruch des Propheten von Mekka,
der dem ersten Napoleon so sehr gefiel. Muhammed selbst trug das zweigabelige Schwert Dsulsakar, den
Durchbohrer, als Beutestück irr der Schlacht von Bedr davon und führte es fortan in allen folgenden Kämpfen.
Von ihnr erbte es fein Schwiegersohn Ali; die Abbildung findet sich auf zahlreichen Klingen und jeder Sultan
wird bei der Thronbesteigung damit in der Moschee Eyub vor den Thoren Konstantinopels umgürtet, wo noch
der Waffenträger des Propheten bei der ersten Stadtbelagerung fiel. Samsama hieß der Säbel des berührrrten
Thalifen von Bagdad, parun al Raschid, der derrr Monarchen des Abendlandes, Karl dem Großen, die
Schlüssel des hl. Grabes nebst seinem Zelt, einer Wasseruhr und einem Elephanten nach Aachen übersandte.
In Freiligrath's Gedichten gibt der Schwertfeger von Damaskus denr Triumphgefühl Ausdruck, die demantharte
Klinge geschweißt zu haben, nrit welcher der peld in der Schlacht den Weltsieg erfochten. Ali, der Damaszener-
schrnied, macht den Kreuzrittern die Eroberung Akkas streitig. Das Damaszenerschwert, sei es auch in
Thorasan geschmiedet, bezeichnet die höchste Leistung inr Wasfenschmiedhandwerk. Als Kaiser Friedrich II.
den Erzbischof Berardo von Palernro (227 zur Unterhandlung wegen des heiligen Landes an den pof des
Sultan Muazzem irr Damaskus sendete, erwiderte dieser stolz: „Sage deinem Herrn, daß ich für ihn nichts

Anderes habe als das Schwert." Der gekrümmte asiatische Dolch fährt wie ein Basilisk aus. Berühmt

*) Der Herzog von Alba grub Attila's Schwert vor der Schlacht bei Mühlberg wieder aus der Erde — so erhielt sich die
Sage. Grimm Mythol. Z8S.
 
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