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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 7/8
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Sepp, ...: Das Waffengeschmeide im Kunstgewerke, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0065

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6f -f ■

sind noch die persischen Klingen von Schiras. Dort und in Guzerate kommen noch sein geschmiedete Klingen
im Preise ans s500 bis 5000 Rupien oder Thaler zu stehen; so der Säbel von Ispäh an, gefertigt aus
Akbaristahl von Zaman, dem Lehrjungen Asad's, und einem Sklaven des großen Abbas, Eroberers von
Bagdad P \628), mit dem Namen des Schah Kalora von Sind versehen. Der persische Säbel, vom Wasser
Bagumi mit dem Namen des Nadir Schah (f \7^7)r flimmert wie gewässertes Seidenzeug. Der Stahl klingt
wie eine Glocke, so bei der schwarzen Thorasanklinge vom Wasser Bidr. Man kann mit Gold daraus schreiben,
und die Güte wird mittels Durchhauen des paffes eines jungen Büffels mit Einem Streich erprobt, aber auch
bei dritthalb Zentner Eisen so lange durchglüht, bis der Stahl, wie Gold geläutert, in Einer Klinge aufgeht.
Das Meisterstück ist erst dann geliefert, wenn der Gegner mit einem einzigen pieb entzwei gehauen wird wie
eine Rübe. Den blauen Anlauf oder das Glanzgewimmel, mit oder ohne die schon den alten Aegyptern bekannte
Einlage von Gold- und Silberfäden (Niello) nennt der Araber Neml, d. h. Aineisenlaufen.

Der Stolz auf schöne Waffen ist gerade den Naturvölkern eigen und von da geht der Anstoß der Kunst-
entwicklung aus. Gerechte Verwunderung erregen die geradezu stilgerechten, in edelster Form und mit eingelegter
Zier ausgeführten Kelle und Bronzeschwerter aus Pfahlbauten und Gräbern. Der Indianer geht nie ohne sein
Gürtelmesser von seiner pütte und der Neger Afrikas wie der Insulaner der Südsee wandelt einher, als ob
Mann und Wehr eins sei. Die ältesten Degen sind schlangenartig oder wie Feuerzungen geschmiedet, selbst bei
den Wilden. Die Orientalen haben noch heute an den Hiebwaffen sehr kurze Griffe, die langen kommen vor
dem XIII. Jahrhundert auch in Europa und an Eisenschwertern nicht vor. Die Vasen zeigen die Klinge zwischen
Zeigefinger und Daumen, den Knopf vom kleinen Finger umschlossen.*) Der Stammverwandte der Erethi und
Plethi, d. h. Kreter und Philister von der Salomonischen Leibgarde, der Arnaute, trägt ein kleines Arsenal im
Gürtel, jeden patagan mit Silber beschlagen, den Schaft mit Metall oder Schildkrot und Perlmutter eingelegt
und mit Edelsteinen geschmückt. Mehemed Ali gewann seine albanesische Leibwache zur blutigen Ausrottung
der Mamlucken jSP einzig durch das Versprechen ihrer kostbaren Waffen.

Tambyses, der Perserkönig, Tyrus' Sohn, stieß sich zu Ekbatana am Karmel, indem er zu Roß stieg,
unfreiwillig fein Schwert in die schifte. Varus stürzte sich nach den: Verluste seiner Legionen in der Teuto-
burgerschlacht aus Verzweiflung, wie Saul nach der philisterschlacht, in sein Schwert, und diese denkwürdige
Waffe habe ich kurz nach dem Ausbruche der Februarrevolution f8^8 nebst dem prächtig flgurirten Goldbeschläg
der Scheide in: Museum zu Mainz mit eigenen Augen gesehen, wohin sie vom Wahlplatze gelangte. Ein Bauer
hatte sie in einer Wegfurche ausgeackert, wie jüngst auch der Silberschatz des verunglückten Konsuls als Schlacht-
beute zu pildesheim in Vorschein kam. Sie durfte bei der Einweihung des Riesendenkmals für Arminius, den
Eheruskerhelden, unweit Detmold, nicht fehlen: aber mit Schmerz gestand mir schon ein Iahrzehnd vorher
der Konservator, dieses nationalwichtige geschichtliche Römerschwert sei in unbegreiflicher Weise verschwunden; es
wird wegen seines unvergleichlichen Werthes wer weiß in welches Eastle sich verloren haben.

Mit welcher Pracht und Kriegerstärke warf so ein Ritter sich in den Kampf! Vorn Gothenkönig
To lila lesen wir, daß er vor der Schlacht mit den Römern 552 angesichts beider peere auf stolzenr Roß vor-
fprengte: seine Rüstung war mit Gold ausgelegt, sein Banner von Purpur ließ er im Winde flattern, er
schleuderte seinen Speer in die Luft und fing ihn mit der Rechten wieder auf, wechselte ihn mit der Linken,
warf sich zurück, saß wieder im Sattel und ließ sein feuriges Thier alle Schritte und Bewegungen wie in der
Ringschule machen. Das Gothenreich stund auf der Spitze des Schwertes, aber der König fiel im Kampfe, vom
Speere Asbad's, des stammverwandten Gepiden, durchbohrt! Wie wären die Deutschen zu besiegen gewesen, wenn
sie nicht so oft im Bruderhaß gegen einander gestritten! Sein mit Edelsteinen verzierter Pelm und blutiges
Gewand wurden dem Kaiser Iustinian zu Füßen gelegt.

Die Schwerter der alten Gallier waren zweischneidig, ohne Spitze, aber ungewöhnlich lang. König
Artus' Peldenschwert Escalibor, bei Gottfried von Monmouth Kaliburnus, ward auf Avalon, der
Insel der Fee Morgana, gemacht. Es. kam an Richard Löwenherz, der es ssstf dem König Tankred
von Sizilien schenkte. Artus undurchdringlicher Schild heißt Pridwen. Im jüngeren Titurel ist Schionatu-
lander's Schwert Valzone gefeiert; Fierebras hat fogar drei Degen: Florenz, Taufe und praban. Muntunzel
und Neytun heißen im Wigalois zwei Wurme, d. h. Drachen, deren harte Paul man zu Waffen verarbeitete.
Ganelun's Schwert ist Mulagir oder Murgalle geheißen, eine breite und überaus scharfe Klinge in einer
Schlangenhaut als Scheide, die mit Demanten, Rubinen und andern Juwelen wie Siegersteinen erglänzte. Das
Schwert des Engelir im Rolandsliede ist Thlarnitel, wonrit er Pelm und Paupt des Gegners durchschneidet,
wie das des Königs Paligan preciosa. Wigant Arnolt führt im König Rother das Schwert Mal.

Im parcival tritt auf Trebuchet der schmit,

Der Erimutel's swert ergruov
Davon sich starchez wunder huop.

*) Wie schmächtig ist der persische Säbelgriff! Klein, Werkzeuge und Waffen, (86, 2^3.
 
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