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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

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Heft 7/8
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Sepp, ...: Das Waffengeschmeide im Kunstgewerke, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0066

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3nt Biterolf und Dietlieb steht noch:

Schrit war das fwert genant
Von einem fchmiedemaister gut.

Er saß in Azzaria
Von Tolet zweinzig meile.

Leit alter Zeit bis heute genießen also die Toledoklingen hohen Ruf. Ursprünglich führten bei den
Germanen blos die Herzoge, d. h. Heerführer zu Roß, Schwerter, der gemeine Arieger aber nur die Lanzen oder
Speere mit langem Schaft und kleiner Spitze, bis das Eisen wohlfeiler wurde und allgemein in Gebrauch kam.
Dieser Wurfspieß hieß Ger und diente zu Roß als Stoßwaffe, die Gäsaten sind vom gälischen Gaisa, oder
Wurfspieß benannt, pelme, Schildbuckel und anderes peergeräth konnte man darauf mit Metall beschlagen
oder vollends eisern Herstellen.

Die ältesten Schmiedewerkstätten heißen Wielandshäuser,*) bei uns Teufelskucheln, auch ist Meister
pammerl ein Eigenname des Höllenfürsten. In Indien treiben die Parias, die verachtete niederste Ulasse, das
Schmiedehandwerk, wenn auch mit den unzulänglichsten Werkzeugen. Unsterblichen Namen genießt in der

deutschen Mythe und Sagenwelt der Schmied Mime im Frankcnland; Siegfried tritt als Schmiedelehrling bei
ihni ein und legt das erste Probestück seiner Uraft damit ab, daß er den Amboß auf Einen Streich in Stücke
schlägt und die wohlgelungenen Schwerter unbändig zerbricht. Aus Angst schickt ihn Mime gegen den Drachen,
wofür derselbe seinen Lehrmeister erschlägt. Auch Wieland arbeitet in dieser Werkstatt. Er, der altnordische
Völundar oder Schmied von plundersweil, macht es dem Tod und Teufel noch ärger, indem er ihn in
den Großvaterstuhl, das anderemal auf den Birnbaum bannt, da er ihn holen will, und so von ihm frei wird.

Im Patron der Schmiede steckt eigentlich der alte Gott. Saxnüte, Schwertgenoß, hieß der altsächsische
Uriegsgott, den das Volk bei der Bekehrung zürn Lhristenthum abschwören mußte, wenn pengist bei der
Landung mit drei Schiffen an der britischen Uüste seinen Uricgern zurief: „Nehmet eure Sahs!" so war noch
das Steinbeil (suxum?) gemeint. Von der Waffe übertrug sich der Name auf das Volk oder unrgekehrt.
Scranrasahsus (semispatlm) heißt grimnres Schwert. Das Annolied, V. 336, schreibt:

Au Duringin du di sidden was
Daz si^mihhili nrizzir hiezin sahs.

Von den mezzern also wahsin
Wurdin si geheizin sahsin.

Das Nibelungenlied (5839) schildert Siegfried's Iagdrüstung: er führte „diu sahs wol Hände breit".
Sachs hieß das eisenschwere, eirrschneidige piel messer mit scharfer Spitze, Scramosachs der zweischneidige kürzere
Degen, Scharsachs das Scheermeffer, Mezzisachs in Bayern das Schlachtmesser. Von svaird, ahd. suert, nannten
sich die den Angelsachsen stammverwandten Suardonen, also Schwertträger. Schwertmagen hießen im Mittel-
alter die männlichen Verwandten. Von den Franken hat die Francisco oder Franiea**) den Namen, die als
Streitaxt im Gürtel getragen ward, wie das Beil der Pioniere, und sich auch schleudern ließ. Aus diesen:
geschweiften, keineswegs breiten Schlachtbeil entwickelte sich die Pellebarde oder halbe Barte. Im Grabe König
Lhilderich's zu Tournay fand sich an: 27. Mai f650 beim Grundgraben eine eiserne Streitaxt von: besten Stahl,
zerfiel aber bei der Berührung; Griff, Mundstück und Scheide waren zun: Theil von Gold. Die Franken hatten
den Vortheil der römischen Technik, nicht so die Bayern. Die Waffe jener kommt wohl links an: Lech vor,
z. B. in Schwabmünchen, nicht aber diesseits. Die lange, zweischneidige Spatha hatten die Normannen; Dol-
kneife, d. i. Dolchkneib, hießen sie die zweischneidige Klinge (pugio). Das große nordische Schwert brauchen die
Markomannen unter Ariovist (Dio XXXVIII, ^9, nennt es gladius). Das spitze Schwert blitzt eigentlich in der
Schlacht von Göllheim s260 zuerst auf. Ein Gemälde in der Kunstausstellung s869 in: Glaspalast stellte die
beiden Söhne Ehlotildens in der Gymnastik des Messerwurfs nach einem Brette dar.

*) Grimm, Deutsche Mythol., 350. Mein Altbayer, Sagenschatz, LOH, 7^3. San Marte, Waffenkunde, \\2 ff. Moun,
Deutsche Heldensage, S. Y3.

*•) Tacitus, Germ. 6. Hastas vel ipsonim vccabulo frameas gerunt nngusto et brevi ferro, sed ita acri ut eodem telo vel
eminus pugnant.

(Schluß folgt.)
 
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