Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1879

DOI Heft:
Heft 9/10
DOI Artikel:
Vermischte Mittheilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6905#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Sache aus dem Italienischen stammt, zeigt Ihnen, daß auch
Nerr Sonnemann unsere Künstler wieder auf das Ausland ver-
weist; dort sollen sie, meint er, ihre Muster suchen, dort sollen
sie sich ausbilden, welsche Merke sollen sie copiren oder doch
wenigstens studiren.

Meine perren, eben diese traurige Stilmengerei, dieses stete
Pinaussehen und pinausgehen in andere Länder, das einseitige
Studium dessen, was Fremde machen oder gemacht haben, das
ist eine von den Grundkrankheiten, woran unsere Kunstindustrie
und unser Kunsthandwerk, ja unsere gesammte Kunstübung leidet,
perr v. Miller wird mir zugeben müssen, das; selbst in München,
wo er als ein so einflußreicher Mann lebt und wirkt, der Ro-
cocostil, welchen perr Sonnemann irrthümlich für überwunden
erachtet, noch sehr stark grassirt.

Nach dieser Seite, meine perren, lassen Sie unsere gemein-
samen Anstrengungen richten! Dann können wir vielleicht wie-
der zu demjenigen kommen, was perr v. Miller jüngst uns
vorgeführt hat, wir können es vielleicht erwirken, daß wir, wie
unsere Vorväter vor Jahrhunderten, die deutsche Industrie durch
alle Länder Europas hinleuchten lassen. Nur wenn wir prin-
cipiell uns an die Werke unserer Vergangenheit halten, an
sie wieder anknüpfen, kann es dazu kommen."

Nach der Rede des perrn Reichensperger erfolgte die Ab-
stimmung; die Majorität erklärte sich für die von perrn v. Miller
beantragte bedeutende Jollerhöhung für viele und wichtige Er-
zeugnisse der Kunstindustrie.

Die vom bayerischen Lunstgewerbeverein zu ver-
anstaltende Verloosung kunstgewerblicher Gegenstände.

Die von der kgl. Staatsregierung genehmigte verloosung ver-
schafft unserem verein die erwünschte Gelegenheit, selbst als Auf-
traggeber in den Werkstätten zu erscheinen und der Erfüllung
seiner Aufgabe dadurch näher zu treten, daß er nicht allein für
Entwürfe zu kunstgewerblichen Gegenständen sorgt, sondern auch

80 -s

deren vollendete Ausführung veranlaßt. Die an die entwerfenden
und ausführenden Künstler und Kunsthandwerker versendeten
Lirculare theilen das Nähere mit.

Die Leipziger Kunstgewerbeausstellung ldM). ve-
urtheilt von Heinrich Frauberger, Rustos des mährischen Ge-
werbemuseums in Brünn. (Leipzig, Karl Scholtze.) Der Ver-
fasser dieses mit Sachkenntniß geschriebenen ausführlichen Be-
richtes beurtheilt die einzelnen Leistungen auf den Gebieten der
Textilindustrie, Keramik, Metallarbeiten u. s. w. und kommt
schließlich zu den Zimmereinrichtungen, über welche er sich zu-
nächst im Allgemeinen ausspricht: „Es wird immer mehr Mode,
bei Ausstellungen die Dbjekte, welche zur Ausstattung der Mohn-
nungen bestimmt sind, in zimmerartigen Räumen zu vereinigen.
Im Jahre Z873 wurde der erste versuch gemacht, und nicht
wenig schöne Zimmer und ganze Pavillons zeigten, was man
bereits in Zimmerdekoration zu leisten vermag. In Philadelphia
fehlte es auch nicht an Zimmereinrichtungen, die theilweise von
den großen Gesellschaften hergestellt wurden, welche in Newyork
und Philadelphia oft ganze Stadttheile, Straße für Straße, jedes
paus, einzurichten haben. Sie waren oft disharmonisch und
grell, allein auch oft von ernster Stimmung und solider Arbeit,
wer das gemüthvolle, altdeutsche Zimmer auf der Ausstellung
in München gesehen hat, der war dafür begeistert, Zimmerein-
richtungen auf Ausstellungen vorzuführen und hier und in Berlin
giebt es eine Menge Zimmer, ja man möchte fast sagen, fie
seien so dominirend, daß inan auf dieselben in L eipzig beim Bau
bereits Rücksicht genommen hat. An beiden Längsseiten der
Ausstellungshalle sind die Räume für 3; Zimmereinrichtungen.
— Die Leipziger Zimmereinrichtungen zeigen in der Regel einen
guten Entwurf im Renaissancestil, das Zusammenwirken vieler
tüchtiger Firmen, als Resultat desselben eine Menge schöner
Details in sauberster Ausführung, doch fehlt zumeist die Krone
von Allem, die parmonie."


Verzierungsbleche über Anklopfern an alten päusern in der peugasse in Nürnberg; t7. Jahrhundert. Ausgenommen von Probst.

verantw. Redakt.: vr. S. Lichten stein.

Verlag von G.pirth in Leipzig & München. — Druck von Knorr & pirth in München.
 
Annotationen