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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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je einen Schritt zurück von seinem Idol gethan
hätte. Zwar unterlässt Neumann es nicht, seine
Einzelbeobachtungen unter grössere Gesichts-
punkte zu rücken, aber auch so gewinnt der Leser
immer nur Teilansichten.

Das, was Rembrandts Bilder der besten Zeit so

stark wirken lässt, die geschlossene koloristische
Haltung, würde auch dem Bilde, das Neumann
von ihm entwirft, erst klassischen Wert verleihen.
Doch nur hochbedeutende Leistungen, wie diese,
wecken überhaupt den Wunsch nach Vollkom-
menheit. Ludwig Kämmerer.

EITSCHRIFTEN SCHAU

Die „Zeitschrift für bil-
dende Kunst", September,
bringt einen Aufsatz W. Weis-
bachs über Walter Leistikow.
Ausgehend von einer kurzen
Darlegung der Landschaftsmalerei vom Anfang des
18. Jahrhunderts bis zur Achenbach-Gudeschen
Richtung gelangt der Autor zu dem jungen Leisti-
kow, den er als Gudeschüler schildert, wie er ein-
fache Ufer- und Küstenbilder noch ohne besondere
Stimmungsreize malt, dann er selbst wird und jetzt
seine Laufbahn als vieles umfassender und auch die
Litteratur berührender Künstler antritt. Das glän-
zende Wallace-Museum in London wird von J. P.
Richter dargestellt, in seiner Bedeutung, die es nicht
nur als die erste Gemäldegalerie Englands nach
der National Gallery hat, sondern vor allem auch
als der Palast eines Grand Seigneur. Im Kunst-
gewerbeteil befindet sich ein eingehender Aufsatz
über die Verdienste Justus Brinckmanns von dem
Architekten Jul. Faulwasser.

„Die Kunst für Alle" bringt in ihrer Num-
mer vom 15. September einen zweiten Aufsatz
über die deutsch-nationale Ausstellung in Düssel-
dorf von Paul Clemen und einen Bericht über die
römische Kunst- und Schwarz-Weiss-Ausstellung
aus der Feder von Hans Barth; in ihrem Heft vom
1. Oktober eine Studie von Franz Wolter über
Lenbach und einen Aufsatz von Lenbach selbst,
der als Einleitung zu einer Biographie seines
Freundes Gysis geschrieben worden ist. Lenbach
spricht sich da, wie er freilich schon wiederholt
gethan hat, über die künstlerische Erziehung aus.
Man kenne von der Technik der Alten wenig,
wisse nur, dass die Tradition der griechischen Mal-
technik durch das Mittelalter im Dunkeln fort-
bestand, bis sie in der grossen Zeit der Renaissance
eine völlige Auferstehung feierte; und die Maler
thäten Unrecht, wenn sie von den Alten nicht die
Mittel nehmen wollten, mit welchen sie ihre grossen
Wirkungen erzielt haben. Ein Aufsatz von Konrad
Lange über Bilderpreise und eine Darstellung
der Jahresausstellung der American Artists von
P. Hann ergänzen das Heft.

In der „Deutschen Kunst und Dekoration"
wird von Georg Fuchs Mackintosh und die Schule

von Glasgow auf der Ausstellung in Turin be-
sprochen. Deutscher Zukunfts-Architektur in Turin
widmet derselbe Schriftsteller den zweiten Beitrag.
Das „Magazine of Art" enthält eine Studie
über Charles Cottet vom PrinzenKarageorgewitsch.
Vor zehn Jahren war Cottet die Bretagne noch
völlig fremd. Als Schüler von Roll kam er hin.
Das Wesen der französischen Küste, mit ihren
grauen Lüften, den vorwiegend schwarz ge-
kleideten Männern und Frauen, der unendlichen
Vielfältigkeit der Töne, dem Glänze der wilden
Natur zog ihn so an, dass er auch den Winter
dort verbrachte, trotz der Stürme und der Krank-
heiten, die in jener Zeit dort herrschten. Er malte
einen „Trauertag". Eine Gruppe von Frauen sitzt
im Kreise, alle in Schwarz mit weissen Hauben.
Darauf ging er nach Egypten; der Darsteller der
nordischen Dünengegenden gab das helle Licht
des Südens in einer etwas gedämpften Note und
doch so wieder, dass man die vibrierende Atmo-
sphäre und die brennende Hitze empfand; er malte
ein Fellahmädchen in durchsichtigem Lichte. Von
Egypten brachte Cottet auch einige Farbendrucke
mit, bei denen er durch die Bilder in den Tempeln
und Gräbern beeinflusst worden war. Neuerdings
hat er eine Reihe von Werken ausgestellt, die in
einem Venedig entstanden sind, das Cottet allein
angehört, das unter einem rosigen oder gelblichen
Lichte gesehen ist. Er malte, nachdem er Venedig
verlassen hatte, einige Studien im Jura, mit dem
Blicke auf die Berge, die sich herrisch und stolz
erheben, während in der Niederung der Abend-
nebel um die granitnen Riesen webr. Auf einem
Winterbilde aus dem Jura sieht man einen Berg,
von blauem Eise überdeckt, gegen einen stählernen
Himmel in der in Schlaf gehüllten Landschaft.
Im Luxembourgmuseum ist sein Bild des Hafens
von Camaret, mit Böten, die an einem ruhigen
Abend im Dunste der untergehenden Sonne vor
Anker gegangen sind. Sein bekanntestes Werk
entstand vor dreijahren, dasTriptychon, auf dessen
Mittelbilde die Küstenbewohner ihr Nachtessen
beim Schein der Lampe einnehmen; Männer und
Frauen weilen melancholisch ob der Trennung
nebeneinander. Auf dem Bilde zur Rechten sind Die
dargestellt, die zurückbleiben; Frauen in dunklen

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