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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Die Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0090

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Drittes Heft. Inhalt: Emil Heilbut, Die Schwarzweissausstellung der Secession . . Turner und Aubrey
Beardsley . . Felix Poppenberg, Kunst in der Strasse . . Chronik: Berliner Akademie, Kunstgewerbe,
München, Dresden, Köln, Paris, London.. Zeitschriftenschau. Wilhelm Bode, die Sammlung Massarenti.

DIE SCHWARZ-WEISS-AUSSTELLUNG
DER BERLINER SECESSION

IN der Ausstellung der Secession ragen durch
^ starke Vertretung drei Künstler hervor: Otto
Greiner mit siebzig Arbeiten, Toulouse-
Lautrec mit neunundzwanzig und T. Stein-
en mit einhundertachtundfünfzig Arbeiten.
Sie sind so sinnbildlich, diese drei Künst-
3 class wir von ihnen ausgehend über die
Kunst des Zeichnens reden können.
Greiner macht Modellzeichnungen.

\AT' 1

(\ -ff SC eine Em^adung zur LüfFtzfeier

\,°tZwar Greiners Lehrer auf der münchner

Akademie). Das Aktmodell auf diesem Bilde

einer Elnladung zur Feier für eine Malschule

ar a^ei"dings berechtigt. In ihm konnte
man e-' •

. . einen Witz sehen. Greiner dachte aber

daran. Denn wimer zeichnete er Mo-
e- Modelle oder im Anfang seiner Lauf-

aus "er Erinnerung. Ein „Bacchanten-

^gcc, der neben der Einladung zur LüfFtzfeier

g und sich als Jugendwerk charakterisiert,

R'U* ^°de^en5 sondern Reminiscenzen

der und einer allgemeinen münchener
leratmosphäre entnommen. Mehr und

in Greiners Leben — sehr zum Nachteil

für ihn — verwischt sich dieser Zug. Wir
sehen ihn die Erinnerungen, das gemächliche
Spielen der Phantasie von sich weisen und
lediglich vom Modell sich abhängig machen.
Je weiter er in seiner Entwicklung vorwärts
dringt, desto mehr nehmen wir wahr und
betrüben uns darüber, wie es die gestellten
Modelle sind, durch die seine Gruppierungen,
seine „Kompositionen" bestimmt werden.

So ist Greiner selbst bei seinen Landschafts-
studien vorgegangen: sie sind nach dem Mo-
dell, aus dem Einzelstudium, entstanden.
Greiner zeichnet einen Baumstamm: er zeich-
net nicht eine Landschaft. Hinter den Baum-
stamm, den er mit Eifer studiert hat, zeichnet
er dann wohl einen landschaftlichen Hinter-
grund: wie um das Werk abzurunden, wie
in einem Verfahren nach Goethe (in dessen
Ratschlägen für Kunstjünger), wonach man
keine Einzelstudien machen soll, ohne sie
durch einen Hintergrund abzurunden. Grei-
ner kann aber nicht viel für den landschaft-
lichen Abschluss leisten. Sein Hintergrund
tritt nicht zurück, sein Baumstamm nicht vor.

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