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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0123

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und Direktor zu seinem fünfundzwanzigjährigen
Jubiläum überreicht worden war. Fast alle mit
der Geschichte der Akademie verknüpften Namen
sind in dieser Sammlung vertreten,Lessing, Bende-
mann, Scheuren, Mintrop, Camphausen, Gude,
Schirmer, Hasenclever, Schrödter, Meyer von
Bremen, Vautier, Andreas Achenbach, sowie eine
Anzahl jetzt vergessener Künstler. Von Böcklin
stammt eine Waldlandschaft im Mondlicht. Hohe
Eichen und dichtes Gebüsch zwischen gewaltigen
Felsblöcken umrahmen den See, auf den der auf-

gehende Vollmond seinen Schein wirft. Das Blatt
zeigt Böcklin noch völlig unter dem Einfluss
Schirmers.

Die Arbeiten der Landschafter sind im all-
gemeinen viel besser geraten als die der Figuren-
maler, deren zeichnerische Schulung nicht im besten
Lichte erscheint. Für das Museum, das zahlreiche
Oelgemälde dieser Richtung hat, in dessen kleiner
Sammlung von Handzeichnungen die düsseldorfer
Schule bisher jedoch nicht vertreten war, bedeutet
das Album eine dankenswerte Ergänzung.

S.-M.

PARIS

Frau Lelong war die reichste Antiquitätenhänd-
lerin von Paris. Sie lebte, zurückgezogen von den
übrigen,die ihreQuartiere entweder in demUmkreis
der rue Lafayette oder in den eleganten Strassen
haben, in jenem sehr schönen Teile von Paris, der
sich an den Seineufern hinzieht. Sie wohnte auch
dort aber nicht an einem der belebteren Quais,
nicht in der Nähe des ehrwürdigen „pont desArts",
sondern in einer den Fremden absolut unbekannten
Gegend,in einem sehrverlassenenWinkel,der kunst-
geschichtlich dadurch merkwürdig ist, dass dort
auch Daubigny gewohnt hat. Dortbesass sie ein altes,
palastartiges Haus, gefüllt mit Werken namentlich
aus dem siebzehnten und dem achtzehnten Jahr-
hundert, doch war ihr Geschmack nicht exclusiv
und sie sammelte eigentlich aus allen Epochen.
Sie „sammelte", —denn obgleich sie Händlerin war,
so verfuhr sie bei ihren Ankäufen mit der Leiden-
schaft, freilich auch mit der Klugheit, derjenigen,
die um des Besitzes wegen kaufen, nicht um des
Weiterverkaufens willen. Märchenhaft wurde dem
Beschauer zu Mut,wennsie, in Sälen, die dem Tages-
licht sorgfältig versperrt waren, durch ihren Diener
die Jalousien hochziehen liess und man die kost-
baren Schätze, die sie ihr eigen nannte, blinken sah.

Die Versteigerung, die von ihren Schätzen vor-
genommen wird, gliedert sich in zwei Teile. Jetzt,
im Dezember, sind es die Gemälde. Ein Bild, das
dem Antonio Aloro zugeschrieben wird, datiert
von 1576, ein junges Mädchen bei der Lektüre;
von Bronzino, Clouet nicht beglaubigte Sachen;
ein dem Lucas Cranach zugeschriebenes Bild datiert
von 1549. Aus der deutschen Schule die lebens-
grossenBildnisse einesEdelmannes undseinerFrau,
deren Kleidungen für die Geschichte des Kostüms
wichtig sind. Ein Philosoph in der Meditation von
Quinten Massys und das Bildnis einer Dame von
Jean Mostaert. Aus demBereich der Goldschmiede-
kunst gehören der Dezemberversteigerung die
Werke aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert an.
Ferner eine grosse Terracotta aus der Werkstatt
von Giovanni della Robbia, eine Eva, die Adam
den Apfel reicht. Einige Holzschnitzereien aus

der letzten Zeit des 15. Jahrhunderts; andere
vom Anfang oder vom Ende des 16., unter ihnen
eine heilige Barbara mit einem Buch in der Hand,
ein Ritter in einem Kostüm unter einem langen
Mantel; die heilige Catharina; Sanct Marcus von
Büchern umgeben; die Jungfrau mitjesus Christus;
ein Calvarienberg mit mehreren Figuren. Hervor-
ragend unter den Figuren ist eine Puppe in be-
maltemHolz in einem Kostümaus demsechzehnten
Jahrhundert.

Unter den Tapisserien ist eine französische aus
dem 15. Jahrhundert zu erwähnen: Tiberius, Pi-
latus, Herodes unter gotischen Bögen gruppiert.
Flandrische Tapisserien aus dem sechzehnten Jahr-
hundert, die Jäger und Bogenschützen zeigen.

TOULOUSE-LAUTREC, DIE l'ASSANTIN (l.l IIIOGK Al'lllE)

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