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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0124

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Andere mit Romulus, der Rom gründet, Numa
Pompilius, der ihm die ersten Gesetze giebt. Die
beste Tapisserie gehört zu der berühmten Serie
der Jagden des Maximilian nach van Orley. Ein
Hirsch hat sich in ein Wasser gestürzt, in das ihm
die Hunde folgen; am Ufer befindet sich eine
Gruppe von Jägerinnen zu Pferde, begleitet von
zahlreicher Dienerschaft. Links baden mehrere
Personen. Den Hintergrund bildet der Wald. Das
Wort Augustus steht in der aus Früchten und
Blumen gebildeten Bordüre.

Der Erlös aller dieser Arbeiten geht der „So-
ciete des artistes musiciens fondee par le baron
Taylor" zu. Im April, Mai und bis zum Ende
Juni folgt der Hauptteil der Sammlung, der aus
Werken des siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hunderts besteht.

In dem verstorbenen Landschaftsarchitekten
Henri Duchene ist der geistvollste unter den
zeitgenössischen Gärtnern dahingegangen. Er ge-
hörte zu den Schülern Alphands, welche dem
französischen Geschmack auf diesem Gebiet zu
einem endgültigen Siege über den englischen ver-
halfen. Die Franzosen betrachten die Gartenkunst
überhaupt als ihr Monopol und wollen es nicht
zugeben, dass die Engländer einen eigenen Park-

typus erfunden hätten. Nach ihrer Doktrin giebt
es nur zwei Kategorien von Gärten: den symme-
trischen Garten, der allgemein als der französische
bezeichnet wird und den Landschaftsgarten (jardin
paysager), der fälschlich „englischer Park" genannt
wird, da er von einem Franzosen Dufresny ein-
geführt und von dem Engländer Kant nur über-
nommen wurde. Indessen müssen die Ansprüche
der französischen Landschaftsarchitekten, wie gross
auch ihre Verdienste sein mögen, etwas ein-
geschränkt werden. Vor allem sind nicht sie die
eigentlichen Schöpfer der neuzeitlichen Garten-
kunst, sondern die italienischen Renaissancekünst-
ler. Erst unter Franz I. kam mit der Renaissance
auch die italienische Gartenkunst nach Frankreich.
Fontainebleau und Saint-Germain sind noch nach
italienischen Mustern angelegt. Erst der Park von
Versailles zeigt den ausgeprägt französischen Cha-
rakter, wie denn überhaupt sein Schöpfer Le Nötre
als der Reformator der Landschaftsarchitektur gilt.
Le Nötre hat auch die Anlagen von Saint-Cloud
und Chantilly geschaffen. Seine Nachfolger über-
trieben die Geradlinigkeit und Symmetrie der
Gärten derart, dass ein Rückschlag zum Bedürfnis
wurde. Das Malerische dem Geometrischen gegen-
über betont zu haben, ist das Verdienst Dufresnys;
es ist jedoch noch immer ein unverkennbarer
Unterschied zwischen dem jardin paysager Dufres-
nys und dem englischen Park. Während die
Engländer sich darin gefallen, die Natur gewisser-
massen in ihrer jungfräulichen Wildheit nachzu-
ahmen, lassen die Franzosen die künstlerischen Ge-
sichtspunkte nie aus dem Auge. Immer lässt sich
in dem „Landschaftsgarten" die Zeichnung des
Architekten verfolgen; die harmonisch abgetönten
Farben der Baumgruppen und ihre Verteilung,
sowie das durch letztere erzeugte Spiel von Licht
und Schatten verraten die Hand des Künstlers.
Zur Zeit befindet sich die Gartenkunst in einem
Uebergangsstadium; die Fachmänner stellen einen
neuen Stil, den „Stil des XX. Jahrhunderts", in
Aussicht, eine Mischung der beiden bisher üb-
lichen Gartentypen.

.

l-OUSE-LAUTREC, MADAME BARTET (LITHOGRAPHIE)

LONDON

Die Society of Portrait painters eröffnete ihre
alljährliche Ausstellung in den Räumen der New
Gallery. Ich muss gestehen, dass die Ausstellung
wenig von hervorragendem Interesse bietet; man
vermisst dieses Jahr viele Künstler, wie den in
London sehr geschätzten Maurice Greiffenhagen.
Von den Hauptmitgliedern der Society schickte
John Lavery zwei Porträts — eine fein gemalte
und ausdrucksvolle Kopfstudie von Lady John
Hamilton und ein kleines Ovalbildnis eines jungen
Mädchens (girl in white), etwas oberflächlich ge-
malt. George Henry ist vertreten durch ein Kinder-

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