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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0126

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RUDOLF WILKU

worden: Wilkie, der Begründer der englischen
Genreschule, kam von Edinburg. Von lebenden
Malern, die in Schottland geboren sind, aber den
Ruhm von London als Kunststadt hochhalten
helfen, ist Orchardson ambekanntesten geworden.
Die Schotten haben jedenfalls eine entwickelte,
eine der der Deutschen ähnliche Wanderlust in
ihrer Kunst und brachten vom Kontinent An-
regungen nach dem britischen Eiland, während die
englischen Maler mehr insular in ihrer Kunstge-
sinnung sind. Auf die Schotten haben von konti-
nentalen Künstlern in der neuern Zeit einmal die
Maler der Barbizon-Schule gewirkt, Millet, Corot,
Dupre, Diaz u. s. w., andererseits die Bilder der
Holländer wie Israels und Mauwe und die Brüder
Maris, ein besonderer Liebling der Schotten aber
wurde der in Deutschland wenig bekannt gewor-
dene Monticelli, der in Marseille geboren, in
Frankreich nur in einem kleinen leidenschaftlichen
Kreise anerkannt war, jedoch in Schottland eine
zweite Laufbahn des Ruhmes beschritt. Die
meisten unter den jungen Schotten haben ausser
in Schottland in pariser Ateliers studiert, so La-
very, Guthrie, Paterson, Whitelaw Hamilton
und Roche, doch sind sie von französischer Art
in der Kunst eigentlich ganz und gar unberührt
geblieben. Noch ist unter den Faktoren, die auf
die jungen Schotten gewirkt haben, aber Whistler
zu nennen, der unter Allen den stärksten Einfluss
auf sie ausgeübt hat. Freilich kommt auch nicht
einer unter den jungen Schotten dem einzig da-
stehenden Amerikaner auch nur nahe.

Interessante Urteile von Böcklin teilt Adolf
Frey in der Zeitschrift Rbeinlande mit. Als her-
vorragender Maler galt ihm nur, wer mit ur-
sprünglicher und poetischer Erfindung und Em-
pfindung die Schönfarbigkeit verband. Diese
Forderung erfüllte in seinen Augen am meisten
Mathias Grunewald. Ihn hat er darum in den
beiden letzten Jahrzehnten seines Lebens vor allen
andern verehrt. Ungefähr gleich hoch wie Grüne-
wald stand ihm Rubens, doch war er seiner Sehn-
sucht weniger nahe. Die Cinquecentisten schienen
ihm einem gewissen Formalismus, einer zu weit
gehenden Nachahmung der Antike erlegen zu
sein. Der Christus des Lukas von Leyden in den
Uffizien rührte ihn hingegen zu Thränen und
machte ihm den tiefsten Eindruck, den er je durch
ein Bild empfing, trotzdem er nach Böcklins Ein-
geständnis hässlich und von geringem technischen
Belang ist. Wegen der Innerlichkeit wie wegen
ihrer Schönfarbigkeit waren die van Eyck, Roger
van der Weyden u. s. w. seine immer von neuem
bewunderten Lieblinge. Dürer "alt ihm sehr viel.
Nur seinen Mangel an Farbe bedauerte er. Hol-
bein hat er häufig gepriesen. Aus Rembrandt hat
er sich nichts gemacht, Rembrandt vollendete und
verkörperte das Helldunkelprinzip, Böcklin suchte

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