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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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das schönfarbige Prinzip; Rembrandt fand das
Heil in der entschiedensten Konzentration des
Lichts und wirkt durch die Lichtnuancen einer
und derselben Farbe, Böcklin bedient sich der
Kontraste mehrerer Farben. Sehr fesselnd und
einleuchtend ist, was Frey über die Unmöglichkeit
für Böcklin und Feuerbach sagt, einander zu ver-
tragen. Feuerbach hatte Züge, die den robusteren,
einfacheren bürgerlichen Böcklin ärgerten, gerade
wie Gottfried Keller auch, der es Einem krumm
nahm, wenn man irgend etwas Apartes haben
wollte und sich nicht wie der Nächstbeste mit an
den Tisch setzte. Dass Böcklin hingegen auch
mit Jacob Burckhardt nicht auskam, nimmt eher
Wunder. Doch waren beide eigenwillig, das ihnen
Widerstrebende schroff ablehnend, von einem
fast unbändigen Unabhängigkeitsgeist erfüllt,
beide äusserst subjektiv. Burckhardt verglich
Böcklin im Geist mit den grossen Cinquecentisten
und mit Rubens, und der Vergleich konnte un-
möglich zu Böcklins Gunsten ausfallen. Den An-
lass zu ihrem Zwist gaben Böcklins Fresken im
Treppenhaus des basler Museums. Burckhardt
wünschte dies und jenes anders, und Böcklin
widersetzte sich. Ja, er bereute es, dass er sich
durch das gewichtige Zureden Burckhardts vom
ursprünglichen Entwurf des Bildes „Magdalenens
Trauer" hatte abbringen lassen. Der alte Wider-

streit zwischen Künstler und Kunstgelehrten hat
die Beiden entzweit. Der Gelehrte hatte ein
wenig in dem Geist des Malers korrigieren wollen.
„Auch dieser erlauchte Geist (Burckhardt) war
nicht frei von der Erbsünde der Litterarhistoriker
und Kunsthistoriker und — das sei der Gerechtig-
keit und Wahrheit halber hinzugesetzt — so ziem-
lich aller, die sich irgend um Kunst kümmern,
dass er nämlich die künstlerischen Tugenden der
Produktion seiner Mitlebenden in einer gewissen
Reproduktion grosser Vorbilder suchte." Böcklin
vergass Burckhardt seine Haltung bei der Beur-
teilung der basler Fresken niemals, er glaubte,
dass Burckhardt auch gegen den Ankauf von
„Magdalenens Trauer" gestimmt habe, das hat
der Wirklichkeit nicht entsprochen, Böcklin aber
hatte eine rastlose Phantasie, die es ihm vor-
täuschte und er hielt daran fest, dass Burckhardt
es gewesen sei, der ihm das Leben in der Vater-
stadt unmöglich gemacht habe.

In der Kunst für Alle spricht Albert Gessler
von dem jüngeren schweizer Künstler Fritz Bur-
ger. Er ist der Sohn des bekannten Kupfer-
stechers Joh. Burger, kam früh auf die münchner
Akademie, ging dann nach Paris, wo er von 1890
bis 1896 blieb. Boldini, Blanche, Luden Simon
und namentlich der Schwede Anders Zorn wurden
seine Wegweiser.

DIE SAMMLUNG DES DON MARCELLO MASSARENTI IN ROM
UND IHR VERKAUF AN HERRN HENRY WALTERS IN BALTIMORE

T 7eranlasst durch meine Äusserung über den
" Wert dieser Sammlung in meinem Aufsatze
über die „Amerikanische Konkurrenz im Kunst-
handel" im r. Heft dieser Zeischrift hat Herr
William M. Laffan, den ich als Herrn Walters'
Ratgeber bei diesem Kauf bezeichnet hatte, einen
Brief an mich gerichtet, der im wesentlichen
lautet wie folgt: „Ich hörte zuerst von der Mas-
sarenti-Sammlung im letzten Winter durch Mr.
Walters, der mich fragte, ob ich ihn in Rom
treffen und einen Blick auf die Sammlung werfen
wolle. Das that ich, im übrigen zählte ich bei
der Unterhandlung für Null. Den wiener Ver-
mittler, von dem Sie sprachen, kenne ich nicht;
ich kenne überhaupt keinen Wiener und habe nie
einen solchen bei Herrn Walters eingeführt. Eben
so wenig habe ich irgend etwas gethan, um das
Lob der Sammlung auszuposaunen. Liegt hier
nicht etwa eine ausserordentliche Hallucination
vor? Niemals habe ich solche Dinge gesehen oder
davon gehört, wie Sie sie dort beschreiben, und doch
habe ich die Massarenti-Sammlung in der That
gesehen; ich habe drei Wochen in den Galerien zu-
gebracht mit ihrer Prüfung. Auch Sie wollen Sie

gesehen haben. Und doch ist die Massarenti-
Sammlung, die Sie beschreiben, und die Massa-
renti-Sammlung, die ich gesehen habe und die
Mr. Walters kaufte, nicht dieselbe . . . Sie sagen,
dass sie nicht weniger als acht angebliche Raphaels,
von Titian, Corregio, Rubens und Rembrandt je
ein halbes Dutzend angebliche Bilder u. s. f. ent-
hielte. Wo liegt das Geheimnis? Es ist nicht die
geringste Gemeinschaft zwischen der Sammlung,
die Sie in Ihrem Artikel kennzeichnen, und der,
welche Mr. Walters nach Amerika gebracht hat;
ich habe nie eine solche Sammlung gesehen, noch
sie irgendwo öffentlich erwähnt gefunden, ausser
in Ihrem Artikel. Wenn diese Behauptungen nicht
von dem berühmten Dr. Bode ausgingen, so könnte
man die Sache der Erfindungskunst von Fürst
Bismarcks Reptilienpresse (sie!) überlassen. Sollten
Sie nur einenTitelchen Thatsache oder Begründung
für irgend eine der Behauptungen in Ihrem Artikel
anführen können, so will ich hunderttausend Mark
für irgend eine von Ihnen bezeichnete Anstalt in
Berlin opfern. Sie werden diesem Briefe gewiss
dieselbe Öffentlichkeit zubilligen, mit der Sie mich
in Ihrem Artikel in „Kunst und Künstler" aus-

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