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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Mackowski, Hans: Hans Baluschek
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0343

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Dabei handelt es sich keineswegs etwa um
bewusste Abhängigkeit. Nichts anderes darf
in dieser Thatsache erblickt werden als ein
Beweis mehr, dass die moderne bildende
Kunst in Deutschland, wo immer man ihr
nachgeht, auf den Spuren der Litteratur be-
troffen wird, soweit sie nicht an die selb-
ständigere Tradition des Auslandes anknüpft.

Wenn aber auch Holz und ßaluschek
die gleichen Stoffe wählen, so behandeln sie
ihre Vorwürfe doch durchaus verschieden,
der Verschiedenheit ihrer Naturen gemäss.
Holz spielt gern auf dem grossen pathetischen
Register, lässt seinen Groll lodern, seinen Ekel
speien, seine Verzweiflung toben. Er wird
nicht so leicht eines Schlagwortes, einer
Tirade sozialischer Färbung müde, er predigt,
entrüstet sich, er leitartikelt ohne Scheu
drauflos: er ist immer Tendenzdichter. Ba-

luscheks Natur kennt solche Explosionen nicht.
Die sozialistische Tendenz ist ihm fern. Er
bewegt sich nicht in so starken Gegensätzen
wie Holz, er steht seinen Stoffen kälter, herz-
loser, gleichgültiger gegenüber. Das Leben
macht ihm im Grunde doch „ville Spass".
Zwischen ihm und seinem Mitgefühl steht
die Berliner Ironie.

Sie erwächst auch bei ihm aus einem Zwie-
spalt: aus einer Rührung, die sich ihrer selbst
schämt. Hinter ihr verbirgt sich ein bewegtes
Gemüt, eine Melancholie, eine Resignation,
eine Enttäuschung. Sie streift immer an ein
Gefühl von Unbehagen, weil ihr die ver-
klärende Kraft des Humors fremd ist. Dafür
fehlt ihr aber auch die mitleidslose Schärfe
der Karikatur.

Baluschek ist vor allem Beobachter und
Sammler von Typen. Seine Freude am physisch

HANS BALUSCHEK, IN DER MANSARDE

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