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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 3
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Liebermann, Max: Wilhelm Bode
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0107

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zu lachen, um nicht gezwungen zu sein, über sie zu
weinen. Ohne diesen Humor hätte Bode weder die
Widerwärtigkeiten, die auch die erfolgreichste
öffentliche Thätigkeit mit sich bringt, noch die
Krankheit, die ihn fast jahrelang ans Bett fesselte,
am wenigsten aber die massenhaften Ehren, die sich
jetzt auf ihn häufen, ungestraft ertragen können.
Dieser Humor durchweht alles, was er thut und
treibt und — schreibt; ja er versöhnt uns sogar mit
gewissen Rücksichtslosigkeiten, womit er seine
Ziele verfolgt.

Überhaupt liegt Sentimentalität seinem Wesen
fern: sein Gefühl regt sich höchstens bei dem
traurigen Gedanken, dass irgend ein schönes Stück,

wie etwa neuerdings die Venus von Velasquez oder
der famose Frans Hals, den die Pinakothek in
München kürzlich erwarb, seiner Sammlung ent-
gangen ist. Er übt an Allen und allem seinen
Witz, aber vor der Kunst macht er Halt: vor ihr
hat er einen heiligen Respekt. Die langjährige
Beschäftigung mit der Kunst hat die Freude an
ihr in Bode nicht vermindert und — was das
seltenste an dem seltenen Manne ist: der Kunst-
gelehrte hat den Kunstfreund in ihm nicht er-
tötet. Dass er es versteht, seine Liebe für die
Kunst auch auf den Leser zu übertragen, bildet
den Hauptreiz und das Hauptverdienst seiner
Bücher.
 
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