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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 5.1907

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Heft 11
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Runge, Philipp Otto: Aus den hinterlassenen Schriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.4704#0468

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Auf sie ist nicht besonders hingewiesen. Nur Goethe sind etwas mehr im historischen Sinne
die Zeichen einer merkwürdigen Verbindung mit redigiert worden. K. S.

ch habe mich immer von Jugend
auf darnach gesehnt, Worte zu finden,
oder Zeichen, oder irgend etwas,
womit ich mein inneres Gefühl, das
eigentlich, was sich in meinen schön-
so ruhig und lebendig in mir auf

sten Stunden

und ab bewegt, Andern deutlich machen könnte,
habe immer bey mir gedacht: wenn sich

und

auch niemand für dein Gefühl sonderlich inter-
essirt, das muss der Andre doch auch haben,
in sich, und wenn einer das den Andern ein-
mal gesagt hätte, so müsste man es sich so anfühlen
können, wenn man sich die Hand giebt und in die
Augen sieht, wie sich das nun in unserm Gemüth
bewegt, und der Gedanke war mir immer mehr
werth als viel mühsame Wissenschaften, weil es
mir so vorkam : dies wäre so recht das, warum alle
Wissenschaft und Kunst doch eigentlich nur da sind.
Ich habe aber recht wenig Menschen gefunden, die
mich verstanden haben; anfangs dacht' ich, es ver-
ständen mich alle Menschen, und thäten nur zum
Schein anders, weil sie keine Kinder mehr wären,
hernach aber fand ich es würklich so, dass sie keine
Kinder seyn mochten und das für albern hielten;
ich that da so, als wollte ich es auch nicht seyn
und da habe ich recht gut die herausfinden können,
die mich eigentlich was angingen und sich bloss
anders stellten; ich habe viel recht gute Menschen
gefunden, bei den meisten war's aber mit viel Ge-
lehrsamkeit versetzt, in manchen war die gute Na-
tur recht stark und schämten sich derselbigen und
sprachen ganz anders wie sie's meynten, damit man
ihnen ihr Kleinod nicht nehmen sollte; das ist eine
recht vorsichtige Art und kam mir vor, wie das ein-
müthige Beysammenseyn bey verschlossenen Thüren,
wo der Herr mitten durch feste Mauern und trotz
Schloss und Riegel zu den Jüngern trat und sagte:
Friede sey mit euch! — Das Wort hab' ich mir
immer gesagt, wenn es an den Wänden pochte und
polterte, und mich recht still gehalten. — Nun
habe ich seit mehr Jahren schon die Bemerkung
gemacht, dass es würklich solche Worte gebe, wo-
durch man sich recht bis in's Innerste verstehen

könnte, dass aber auch der eigentliche Gebrauch
dieser Worte fast ganz aufgehört hat und man die
Schriftzüge bloss als etwas ganz wunderliches und
als rare Sachen aufhebt und nachmacht, auch wohl
verschiedentlich zusammensetzt, weil man doch ge-
hört hat, dass vor Zeiten was damit geschrieben
sey; ob die Dinger nicht noch sollten einen Laut
von sich geben ? Das Zusammenstellen muss es aber
wohl nicht ausmachen. Man klagt recht darüber,
da man nun alle die Aegyptischen Gräber aufge-
macht, worin so viele Hieroglyphen sich befinden,
dass man nichts davon versteht; ich kann mir das
denken, wozu wären es wohl auch Gräber, wenn
nicht der Geist und alles, selbst die lebendige Ge-
stalt der Hieroglyphe mit darin begraben wäre?
Und sollten wohl die Bilder aus allen Italiänischen
Schulen verstanden werden? Mich dünkt immer,
sie wollen nur die Schrift verstehen, nicht die
Worte, die damit geschrieben sind; es sind zu ihrer
Zeit selbst schon viele Leute auf's Schreiben ver-
fallen, die bloss so an der Schrift Vergnügen ge-
funden haben, und das ist nicht viel besser, als
wenn ein Copist Minister sein könnte, weil er die
Verordnungen in's Reine schreiben kann: wenn man
aber das, was jene rechten Leute schreiben wollten,
auch in sich hat, so versteht man auch ihre Schriften,
denn man muss doch auch Verstand haben, wenn
man verstehen will, sonst wäre es ja gleichviel, ob
Leuten oder Bänken gepredigt wäre.

So habe ich fast meine besten Freunde, ja ge-
wiss die allerbesten, unter den Menschen gefunden,
die nicht mehr leben, und es kann mich recht in
die Seele freuen, wenn ich mich selbst eben so
wieder da antreffe; es muss, dünkt mich, für die
Leute auch eine recht schöne Freude gewesen seyn,
wenn sie jemand nun so verstanden hat, und haben
sich mit Andern einverstanden über die tiefen
Wunder in ihrem Gemüth so recht freuen können.
— Ich bin auch ohne viel Umstände darauf ge-
kommen, dass das wohl die eigentliche Kunst sey,
so sich auszudrücken; wenn man das aber recht
will, so muss auch was auszudrücken da seyn, und
die lebendige Kraft, wodurch Himmel und Erde

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