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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0038
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ser, 23) Merkens, 24) Mülhens, 25) Reichensperger, 26)
Rvlshausen, 27) Schramm, 28) Seydlitz, 29) Weyer, 30)
v. Wittgenstein. — Die Namen dieser 30 Mitglieder, auf Papier.
streifchen aufgeschrieben, werden deutlich verlesen und, nachdem man
stch von der Bollständigkeit der Wahl überzeugt, einzeln in wohlver-
schlossen« Büchschen gedracht und in eine Urne niedergelegt. Von die-
sen Büchschen werden durch den Hercn Domcapitular 0. Schweitzer,
in Zustand desHrn. Oberbürgermeisters Steinberger, nach und nach
zehn herausgezogen und dem Hrn. Dombaumeister Awirner zur Er-
öffnung überreicht. Die von dem Hrn. Zwirner geöffneten Zetrel tra-
gen folqende Namen:

1) Rentner PaulFranck, 2) Commercienrath Deichmann, 3)
Kaufmann I. M. Farina, 4) Kaufmann I. I. Boden, 5) Oder-
Regier.-Rath Rolshausen, 6) Kaufmann Fr. Heuser, 7) Prästdent
rc. Merkens, 8) Prästdenk rc. v. E. von Groote, 9) Bau-Jnspec-
tor Biercher, und 10) Justizrath Esser l>.

Hecr vvn Wittgenstein legt die von dem Eassen-Rendanten, Hrn.
Secrekariats-Asststenten Nel les, über Einnahme und Ausgade der Ver-
einscasse pro 1843 qestellt« Rechnung nebst dessen Antrag auf Decharge
vor, indcm ec der Rechnung selbst das Zeugniß gibt, daß dieselbe sorg-
fältig, reinlich und übersichtlich aufgesieUt sei. Ein Bericht des Eassen-
Euratoriums, worin die Rechnung specisicirt und einer genauen Eon-
trole unterworfen ist, unterstützt den Antrag. Nach näherer Kenntniß-
nahme dieses Berichrs, und nachdem die einzelnen Nechnungsbclege
producirt wvrden, wird die beantragke Decharge, ohne Erhedung eines
Monitums, vom Vorstande einstimmig ertyeilk.

Hecr von Wittgenstein sindct sich dabei veranlaßt, des Herrn
Nelles wegen seiner bisher bewiesenen großen Accuratesse, Geschäsls-
kenntniß und Thaligkeit anerkennend zu erwähnen, was vom Vorstande
eben so anerkennend vernommen wird.

Der Antrag auf Autorisation zur desinikiven Vcrausgabung einer
Summe von 365 Thlr. 22 Sgr., mit welcher die Vereinscasse für
noch nicht gedeckte Druckkosten des Mitglieder-Verzeichnisscs im Vor-
schussr ist, wird einstimmig genehmigt.

Dieselbe Gcnehmigung und Fcststellung crfolgt hinstchtlich des von
Herrn von Wirtgenstein vvrgelegten Etats der Verwaltungs-Aus-
gaben und Unkosten pro 1844.

Herr von Witlgenstein verlies'l das folgende, bei dem Vcrwal-
tungs-Ausschusse unlerm 26. Febr. c. eingegangene Schreiben, s.a.25. Febr.:

„Ew. rc. beehre ich mich, hiermit anzuzeigcn, daß ich in dec nächsten
Versammlung des Tvmbau-Vcreins-Vorstandes zu beantragen beabsich-
tige: es möge dcm Vorstande gefallen, zu beschließen, daß es unstatt-
haft sei, Vorrräge, welche während der Discussion gehalten werden,
fchriftlich zu Protocoll zu gebcn, mit Ausnahme dcs in der Bersamm-
lung vom 31. März 1842 der Minorität eingeräumten Rechtes.

„Köln, 25. Fcbr. 1844. „Hochachtungsvoll gez. o. D'Estcr."
und ersucht den Hrn. o. D'Estcr, in eine etwaige nähere Begrün-
dung des gestellten AntragS einzugehen. Hr. 0. D'Ester bemerkt hier-
auf, daß, wenn die Discusstonen im Vorstande mit Lust und Liebe ge-
führt werden sollen, jedem Vorstands-Mitgliede gleiche Waffen zu Ge-
bote gestellt, und daß sämmtliche VorstandS-Mitglieder einer gleichma-
ßigen Behandlung im Pcotocolle sicher sein müssen. Diese Gleichmäßiz-
keit höre auf, wenn der Vortrag des einen Vorstands-Mitgliedes
nach der individuellen Auffassung dcs Protocollführers, der Vvrkrag des
andern nach einem von demsclben selbst zu Protocoll gegebenen
Schrifrsatze in dcm officieUen Actenstücke des Vereins-Vorstandes auf-
genommen werde, respective aufgenommen werden dürfe. Es konne frei-
lich keinem Vorstands-Mitgliede die Wahl genommen werden, ob es
frei reden vder ablescn wolle; aber das Abgelesene ;u Protocoll geben,
das halte er für unstatthaft, und zwar in dem Maße, daß diese Un-
statthafligkeit auch auf die in der Sitzung vcrlesencn Motivirungen ge-
stellter Anträge Anwendung sinde. — Herr Schenk ist der Mcinung,
daß der Dorstand stch so viel als möqlich allgemeiner technischer Bc-
schlüffe enthalten svlle. Mit gleichen Waffen werde nie gekampft, da
der Antragsteller in dec Regel den betreffenden Gegenstand gründlicher,
weil vorbereiteter, bchandcln werde. —Herr von Bianco hält eine
gründliche Discusston sowohl, als ein getreucs Bild dreser Discussion
besonders wünschenswerth, und er glaubt in der Beibehaltung des bi's-
herigen Usus das beste Mittel zur Erreichung dieses gleichzeitigcn Zweckes
zu finden. — Herr Reichensperger ist fiir den Antrag, wril er in
dessen Realiflrung eine Zeit-Erfparniß erkennt. — Der Protocoll-
führer hält den Antrag für eine unnöthige Beschränkung der Rechte,
fowohl des Vorstandes, als des Protocollführers, als des Vereins. Es
müffe jedem Vorstands-Mitgliede die Form seines Vortrags belassen
«erden; der Protccollführer sei in dcr Eontrole des Vorstandes, der
bei der Verlefung des Protvcolls vor scincr Genehmigung zusstzcn,
streichen und abändern könne, hinlänglich überwacht, und der Verein
müffe nicht unnöthi'ger Weise um die Kenntnißnahme der Verhandlun-
Kn im Vorstande kommen. Das werde aber, — namentlich bei Ge-
genständen technischer Natur — eintreten, wenn dem Antrage statuict
werde, da das Protscoll immerhin nur cinen Umriß und damit bei der-
gleichen Gegenständen nur höchst Ungenügendes geben könnc. — Herr
Berghaus bemerkt, daß cr, die Sache von der prakrischen Seite be-
trachtend, gegen den Antrag stimmen müsse. Ob denn die bisherige
Erfahrung zweier Jahre dem Bedürfniffe der Abänderung des bestehen-
den Usus das Wort rede? Schristliche Borträge seien ja bishec immer

nur in seltenen Fällcn zu Protocoll gegeben worden. Es liege also in
der That kein Grund zur Abänderung und Beschränkung vor. —Nach-
Lem die Herren, welche sich bisher bei der Discusston bethei'igt, wieder-
holt, und außer diesen auch noch die Herren von Witkgenstein,
Zwirner und von Gerlach für, die Herren Franck und l>.
Schweitzergegen den Antrag das Wort genommen, erklärt Herr
von Wittgenstern die Discussion über den Antrag des Herrn v.
D'Estrr für geschlossen und bringt denselben zur Abstimmung. Der
Antrag wird mit 17 gegen 16 Stimmen verworfen.

Die Statuten der Hülfsvercine 1. für die Pfarrgemeinde Holz-
weiler im Kceise Erkelenz, 2. für den Kreis Malmedy, 3. für die
Pfarrgemeinden, resp. Bürgermeistereien Brand, Busbach, Eilen-
dors und Fvrst im Landkreise Aachen, 4. zu Neckarsteinach ber
Heidelbrrg, 5. für den Friedensgerichlsbezirk Dormaqen werden verle-
sen, genehmigt und die genanntcn Hülfsvereine dem Centralvereine auf
Grund des h. 26 der Statulen des letztern für incorporirt erklart.

Hicrmit ist das gegenwärkige Protocoll geschlossen, verlesen, geneh-
migt und unterzeichnei worden zu Köln, wie Eingangs, Abends 7 Uhr.

(Gez.) v. Ammon. — v. Gerlach. — v. Wittgenstein. —
v. Bianco. — v. Weyden. — Steinberger. —
Essingh. — v. Schweitzer. —Schenk. — Farina.
— F. A. Zanoli. — v. Herwegh. — Boismard.
— Biercher. — v. I. B. Haass. — Seydlitz. —
v. D'Ester. — Berghaus. —I. I. Bsden. — Rei'-
chensprrger. — Awirner. — C. Vohl. — Wm.
Bartman. — Frhr. v. Münch-Bsllinghausen. —
P. Franck. — Wm. Hennekens. — Blömer.

Lölner Dombau.

Aeber die beiden Lreuzportale.

Aus dem Protocoll der Sitzung des Vereins-Vorstandes vom 31.
Januar haben die auswärtigen Freunde des großen Unkcrnehmens mil
Verwunderung und Bedauern gesehen, daß Zweistl übec die Att, wie
die beiden Areuzportale gebaul werden sollen, viel Bewequng und Stö-
rung veranlaßt haben. Der Wunsch, zur Beruhigung des Zweistlnden
und zur Entfernung hcmmender Besorgnisse beizutragen, hat folgende
Bemerkungcn hervorgerufen; mögen si'e mit eben so viel Liebe undVer-
trauen aufgenommen werden, als ste mit reiner Abstcht und Unbefan-
gcnheit gemacht sind!

Die Aufgabe ist, den Fortbau des Domes nach dem ursprünglichen
Plane zu betreiben; nun aber sind mehre Theile des Gcbä'udes, wofür
wedrr der ursprüngliche Plan vorhanden, ncch, was gle'ich viel i'st, in
dem bereits ausgefühcten Bauwerk das Vorbild zu sinden wäre. Zu
diesen Thei'len gehören hauptsä'chlich die beiden Krcuzportale.

Wie ist nun in solchem FaÜe der Aufqabe Gcnüge zu leisten? — Es
kann — darin werden alle Männer von Einstcht i'ibereinstimmen — nur
dadurch geschehen, daß man nach denselben Grundsätzen verfährt,
welche der erste Dombaumeister in den noch erhaltenen Zeichnungen
und in den bereits bestehenden Theilen des Gebäudcs bcobachtet hat.
Diese Grundsätze sind in den Formen, den Verha'ltnissen der Anord-
nung und der Construction so entschieden und so folgerecht angewandt,
daß man in keinem andern Gebäudc ein so vollkommenes System der
altdeutschen Baukunst reinsten Styls findet. Nach diesen Grundsätzen
sind überall am Aeußern des Gebäudes, wo Widerlagen nöthig waren,
vortretende Pferler angebracht, und so hat man denn auch den Plan
für daS südliche Kreuzportal mit vortretenden Pfeilern entworfen.
Man war nicht allein durch jenes ursprünglich beim Dom besolgte
Svstem und durch das Beispiel der meisten und bestcn Gcbäude aus
dec Blülhezeit der altdeutschen Baukunst mit Nothwendigkeit dazu an-
gewiesen, sondern man war auch noch ganz besonders dazu berechtigt
durch die im Sommer d. I. 1842 aufgedeckten Fundamente einer alten
Sockelschicht, welche über 12 Fuß weiter vorspcingt, als daS
alte, an der Nordserke schon vorhandene, östliche Thürgewände mit dem
Anfang des Pfeilers damals sichkbar war.

Zm Lauf des Sommers d. I. 1843 sind nun die Gcbäude, welche
die Pfeiler des nördlichen Portals umgaben und verdeckten, niederge-
legt worden, und es hatstch hier sehrunerwartet gegen daS System
des ursprünglichen Plans crgeben, daß in der Änlage der Pfeiler
zwischen den Thüren dicfes PortalS fast aller Vorsprung mangelt. Der
hier berfolgende Umriß wird die Verfchiedenheit des für das südliche
Portal entworfenen und des an dem nördlichen Portal aufgefundcnen
Pfeilers anschaulich machen.

Der Unterschied im Maß b-trägt, wie man sieht, 3'< Fuß.

Ob diese Abweichung von den b-i dem qanzen übrigen Gebaude be-
obachteten Grundsätzen von dem ersten Dombaumeister herruhrt, ist
 
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