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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0209
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Mlner

Amlliche Milltzkilvngt» des Cenkral-DomVan-Bereins,

mit geschichtlichen, artistifchen «nd literarischen Veiträgen,

herausgegeben vom Vorstande.

Nr. >3Z. Köln, Sonntag 22. December

Amtliche Mittheilungen.

E i n t a ö u n g.

Zufolge tz. 22 der Statuten und tz. 9 der Geschäfts-Ordnung beehce
ich mich, die Hecren Vorstands-Mitglieder dcs Central-Dombau-Vec-
eins zu der auf Montag den 23. December o., Nachmiktags 3 Uhr,
im hiestgen großen Rathhaussaale anberaumten ordentlichcn Vorstands-
Vcrsammlung ganz ergebenst einzuladcn.

, Köln, 12. Deccmber 1844.

Der Prastdent der Vocstandes,
Rolshausen.

Nachdem der Herr Ober-Prä'stdent auf Grund einer Berfügung der
hohen Ministerien der geistlichen rc. Angelegenheiten unterm 29. No-
vember d. I. die öffenrliche Ausstellung der durch Herrn Regierungs-
und Baurath Zwirner ausgearbeiteten Portal-Pläne genehmigt, auch
Se. Gnaden der Herr Erzbischof Coadjutor von Geissel die nachge-
suchte Einwilligung dazu ertheilt haben, gereicht es unS zum Vergnü-
gen, allen Dombau-Freunden einen längst ausgesprochenen Wmrsch er-
füllen zu kviinen. Nach genommener Rücksprache mit dem Herrn Dom-
baumeister und durch dessen Bereitwilligkcit sind wir im Stande, die
Ausstellung sofort zu eröffnen und dieselbe noch durch die Offenlegung
der beiden Original-Baupläne, welche uns das hochwürdige Domca-
pitel zu diesem Aweckc anzuvertrauen die Gütc haben wird, so wie der
boisseree'schen Ansichren zu vermehren. Wir haben daher die Eröff-
nung der Ausstellung auf

Sonntag den SS Deeember d. I, Morgens
1« Uhr,

rn dem geheizten Eonferenzsaale auf dem Rathhausplahe (neben dem
Locale des Singvereins), und die Dauer derselben bis einschließlich

zum S8. Deecmber d. I.

in der Weise beschlossen, daß währcnd dieser Zeit der Zutritt täglich
von Morgens 10 bis 1 Uhr und NachmittagS von 2 bis 4 Uhr
Jedem gestaltet sein soU.

Wir laden alle Frcunde unseres Dombaues und der Kunst, insbe-
sondere alle Vereinsgcnossen, zur Anstcht dieser Pläne und Zeichnungen
und zu zahlreichem Besuche cin.

Köln, 12. December 1844.

Der Verwaltungs-Ausschuß des Ecntral-
Dombau-Vereins.

Literarilches.

Die Legende von den heiligen drei Königen. Volksbuch, dec
Verehrung der heiligen drei Könige im Dome zu Köln gewidmet.
Zum Besten des Dombaucs neu herausgegeben von l). K. Sim-
rock. Frankfurt a. M., dei H. L. Brönner.

Jndem die mächtigen Pfeiler des kölner Domes in frcudigem Wachs-
thume emporsteigen und seine Hallen sich immcr weiter wölben, ist es
natürlich, daß die Ausmerksamkeit sich auch in erhöhetem Grade den

1844.

heiligen Reliquien zuwendet, denen die weltberühmte Kathedrale

zugleich ein Prachtmausoleum zu werden bestimmt ist. Dieser kostbare
Schatz, aus wclchen Köln einst stolzer war, als auf all seine Macht
und Größe, vor dem so manches chochragende Haupt in Demuth sich
gebeugt, zu welchem die Gläubigen in Scharen hingewallfahrtet sind,
was WunderS, daß auch die so fruchlbare Phantasie jener Zeit sich sei-
ner bemächtigke und die Lücken auszufüllcn sich bestrebte, welche seine
Geschichte darbot! Kaum ein anderer Stoff konnte sich übrigens auch
besser für den goldenen Mund der Sage eignen. Ungeachtel des trau-
rigen Ausganges der Kreuzzüge blieb der Blick deS MittelalterS doch
immer sehnsüchtig nach dem Oriente, der Wiege des Ehcistenthums,
dem Wunderlande der Palmcn und des Weihrauchs, hingewendet; und
war auch die materielle Herrschaft über dasselbe nach den Rathschlüs-
sen der Fürsehung verwehrt, so ließ dcr Gcist sich aus seinem Besitz-
thume doch nimmer vertreiben: cr durchwanderte es an der Hand der
Lcadition und bevölkerte seine Höhen und Thäler mit den hehren Ge-
stalten, die zuerst dcn Samcn des göttlichen WorteS dort ausgestreut
oder dasselbe vvrverkündct hatten.

So entstanden denn alle jene Legenden und Wundergeschichten, welche
bet aller Verschiedenheit des Gepräges doch gleichmäßig die kecke, über-
sprudelnde Phantasie und die jugendliche Kraft dcs mittelalterlichen
Volksthumes bekuiiden, und in ähnlicher Weise, wkc die Baudenkmale
dieser Pcriode, eine höchst originelle Mischung des Gigantischen und
Naiv-, mitunter auch wohl Barock-Graziosm zeigen. Das Uebergewicht,
welches in späterer Zeit die einseitige Verstandesthätigkeit und der Kri-
ticismus erlangken, in deren Folge die seichte Ausklärung sich ausbrei-
tete, war nalürlich solchen, in der Mitte zwischen Poesie und Geschichte
schwebenden Schöpfungen abhold. Was sich nicht mit Brief und Sie-
gel zu legitimiren vcrmvchte, ward unerbittlich als barer Aberglaube
des Landes verwiesen. Der gelehrte Schulpedantismus und die litera-
rische Vornehmthuerei machken lieber auf Varianten und heidnische
Scherben Jagd, als daß sie jene aus dem vaterländischen Boden er-
wachsenen, durch den frommen Glauben der Väter geweihten Erzeug-
nisse auch nur eincs Blickes gewürdigt hätten.

Jn der Reihe dcrjenigen, welche um die Wiedererweckung dieser ech-
tm Volkslileratur, wie um die Würdigung der alten Dmkmäler des
deutschm Geistes üderhaupt sich verdient gemacht habcn, nimmt der
Herausgeber des in der Ueberschrift bezeichneten WerkchenS längst schon
eine ehrcnvolle Stelle ein; durch dieses Werkchen selbst aber hat er sei-
nen früheren Verdiensten ein do ppel tes hinzugcfügt, indem er damit
zugleich eine schöne Opferspende zu Nutz und Frommen eines andern
Vermächtnisses unserer Vorzeit — des glvrreichstm von allen — des
Domes zu Köln — dargebracht hat. Zwar wird das Schriftchen
„Von den heiligen drei Königcn" vor unsercn Handbüchern der Ge-
schichte und Geographie, wie vor allen denen, die das anatomische Mes-
ser sofort an jedes Blumenblatt und jeden Schmetterlingsflügel zu
setzen gewohnt sind, gar schlecht bestehen; desto besser aber in dm Au-
gen derjenigm, die mik ehrlichem, vorurtheilsfreiem Gemüthe es hin-
nehmen, wie es gegeben und gemeint ist, und derm Einbildungskraft
der stäte Ueberreiz, wie ihn die moderne Lecture zumeist hervorbringt,
noch nicht erschöpst hat. Die freundlichste Aufnahme aber wird unserm
Volksbüchlein Seitms der Altbürger der „ehrenreichen" Stadt Kölu
zu Lheil werdm, für wclche und an welche es ursprünglich (wahrschein-
lich in der zweiken Hälfte des 14. Jahrhunderts) geschrieben ward.
Wie auch der Sturm der Zeiten aufgewühlt haben mag, das alte Köln
hat noch von dem altm Geiste in sich bewahrt, der cs einstmals zu
solcher Höhe gehobm und der nur gewcckt und geleitet zu werdm
braucht, um das seit Jahrhunderten Untrrbrochene wieder aufzunehmen
und weitcr zu führen!

Die Uebertragung des vorliegmden Werkchens in die heutige Mund-
art hat ihm seine Originalität und dm frischen, naivm Volkston nichk
 
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