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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0137
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AMklichk Mitttzkilvugk» tztS LkUlral-DsMkvv'BkrkiuS

mtt gefchichtUchen, artistifchen «u- literarischen Betträge«,

Kölnrr

Rr. 113.

Köln, Sonntag 18. August

1844.

Das „Kölner Domblatt" erscheint jedes Sonntag als Gratis-Zugabe zur „Kölnischen Aeitung", wird außerdem aber auch besonderS
auSgegeben und (jedoch erst Montags) versandt. Der Pranuinerations-Preis für die Sinzel-Lusgabe, deren Reinertrag der Dombau-Bereins-Saffe zufließt,
beträgt hier bei der Srpedition der „Lölnischen Zeitung" wie auswärts bei allen k. vreust. Poltsnstaltsn 10 Sqr. für den Jahrqang.

8lle Zuschrifren an drn Lenrral-Verein werdcn osfen oder untcr Kreuzdand, mit der Kudriii „Allgemeioe Angelegenheiten deS Dombau-
Berein« zuKöln", so wie «eldsendungm mit derBezeichnung: „Seldbeiträgc für den Dombau zu A«ln", erbeten.

Amtliche Mittheilungen.

E i n l a - u n g.

Aufolge tz. 22 der Statuten und tz. 9 der Geschäflsordnung be-
ehre ich mich, die Herren Worstands-Mitglieder des Eentral-Dom-
bau-Vereins zu der auf Donnerstag den 29. August o., Nachmittags
3 Uhr, im hiesigen großen Rathhaussaale anberaumte» ordentlichen
Vorstands-Bersammlung ganz ergebenst einzuladen.

KSln, 15. Avgust 1844. Dcr PrLstdent des Vorstandes,

RolSh-tusen.

Ein Nrachtwerk über -en Dom -es heil. Marcus
in Vrnedig.

Unter den Segnungen des Friedeas wird in allen LLndern Europa's
auch die Forschung im Gebiete ihrer Kunstgeschichte immer mehr an-
geregt, je mehr flch diese Forschungen schöner Resultate und belehren-
der Nustlärungen zu erfreurn haben. Besonders hat in den zwei letzten
Decennien die Geschichte der volksthümlichen Baubenkmale, auS denen
noch die fecnsten Jahrhundrrt, in einer dem Einqeweihten ewig ver-
ständlichen Sprache zu unS reben, dir tüchiiqsten Bearbeiter gefunden.
Viel des Tüchrigen yar hienn England, Fcankreich und, vor alle»
LSndern, Drutschland geleistet, besonders im Gebieie der christlicheg
Monumental-Teschichte, da gerade das Mittclalter hierin nach dec
Eigenthümlichkeit seines ganzen Wesens alle Keimr des eigentlich ger-
manisch-nationalen Kunststrebms trLgt un> zum krLftigstrn Smpor-
blühen gepflegl hat. Jtalien, di« Wiege des Humanismus. schwelgr«
jn den SchLtzen des Nlterthums, sonnte sich in dem Erinnerunqs-
scheine s«iner großen heidnischen Vergangenheit und vernachlässigte lang«
Acit hindurch alles, was das dem Rimerthume «ingeimpste germa-
»ische Element auS seinem eigenkhümlichsten Wesen schuf. Urber der
Großartigkeit des Alterthums wurdt daS minder gewaltige spLterer Jahr-
hunderte vergesten, und als jenes in allen seinen Kunstformen wiedek
allmählich verstanden wurde, entäußerte man stch gleichsam aller Nalio-
nalitLt, trieb wahren Götzendienst mit der Antike und modelte stch aus
ihren Ueberbleibseln ein neues Kunstsystem, deffen Hauptaufgabe es
schien, alles, waS nicht in dasselbe paßte, al« barbarisch zu verachten,
Diese Gräkomanie verbreitete fich ansteckend über alle gebildeten LLndet
Europa's, sie hat Schönes geschaffen, aber auch viel Unheil gestifiet, in-
dem durch dieselbr manch herrliches Drnkmal zerstört wurde, der Teist,
in di« Bande des Systems eingezwängt, außerhalb dem kein bildcndrr
Künstler mehr H-il suchm zu können vermeinte, sich von allem freien Schaf-
fen lossagte.^ Die antike Norm war ja für die Mehrzahl das Höchstei
das Jdeal, über drm und neben dem nichts AndereS mehr galt, noch
bestehen konnte. Man bedachte gar nicht, daß das Wrsen der Kunsk
soll sie die wahr« sein, ein lebmdiges, aus dem lebendigen Quelle der
Religion und des Volksthums hrrvorgegangenes sein muß, und daß
dieS den christlichen Völkern die Antike nicht mehr sein noch werden
konnte.

Am spLresten ist Jialien von diesem in dem Entwickelungsgange der
europLischen Menfchheit begründeten Streben zurückgekommen. Man
hat übrigens auch dort längst schon angefangen, zu würdigen und zu
schLtzen, was nicht gerade griechisch war, und läßt jeht auch den for-
schenden Blick über das glorreiche Cinquecento hinüberfchweifen, auf
daS Jtalien auch stolz und mit Recht in seiner Art stolz fein kann.
Manches ist hier für di« Kunde christlicher Denkmale schon geschthen,
und «s gibk keine Stadt, die sich irgend «'mes solchen zu rühmen hat^
welche auch nicht «ine oder mehre Monographieen darüber aufzuwri-
s-n hätte. Der Gegenwart ist «S aber vorbehalten, auch auf die Erfor-
schung und nahere Kenntniß der christlichen Baudenkmale jene Mühe,
Aräfi« und Mittel zu verwenden, wrlche man zur Kenntniß drr An-
tike längst aufqeboten hatte. Unter den in der jüngsten Zeit in Jtalim
begonnenen größeren Uaternehmungen der Art verdient besonders hervor-
qehoben zu werden das jetzt in Venedi'g «rscheinende große Werk
über die St. Marcus-Kkrche.

Der Dom beS heil. Mureus, dargestellt in seinen hi-
storischenMosaikbildern und sculpirtenOrnamen-
ten mit erklärendem Terte. Aufgenommen und heraus-
gegeben auf eigene Kosten vonJohann undLouise Kreutz.
Venedig, 1843.

Dies ist der Titel eines wahren Prachlwerkes, das von allen Bau-
künstlrrn und Freunden der Kunstgeschichke gewiß freudig begrüßt wird;
denn wenn «s m dem zur Subscripkion einladenden Programme heißt:

„Sinn und Liebe für Religion, das nach Erleuchtung stre-
bende Kunstgefühl und nationales Brwußtsein schufen
die Peacht d.c Ma cuskirche, die sowvhl als Monument be-
wunderungSvvllcr Hervorbringung, zugleich auch als das ihreS
hochgefeierten Schutzpakrons, deffen Hülle ste bewahrt, «eltbe-
rühml da stehk. Zn den Kriegen mit dem Orient, deffen Kunst-
schLtze sich v!e ssegende Republik erwarb, wetteiferte religköse Auf-
opferung mit dem Stolz« deS R-publicaners, den herrlichen Dom,
sein Hei'lizstes, als bleidendes Denkmal edler Ehrerbietung und
blühenden Schaffangsvermögens zur mözlkch höchstrn Höhe deS
RuhmeS empor zu h-ben, und dadurch selbst ihren Aeitgeaossen
lebendige Reliqions- und Kunst-Manifrstalionen zu geben und der
Nachwelt zu hinterlassen."

so wird Jeder, der in «igcner Anschauung den Dom des hekligen
Marcus zu bewundern Gekegrnhrit hatte, aus vollster Uebtrzeugung
mit dem Gesagten üdereknstimmen. Zn Europa^steht die MarcuS-Kirche
ganz «inzig in ihrer hohen Eigenthümlichkeit da. Jn ihren Ornamenten
und herrlichen Mosaiken führt st« uns den Bildungsgang der christ-
lichen Kunst vor, voa ihrem ersten kindlichen L-llen in feommer Einfalt
bis zum höchsten Fluge deS schöpferischen Genius, der da übrr Fvrm
und Geist gebietet, und zum allmählichen Derfalle der Kunst, wei! stch
die wenigen Berufenrn selbst kaechteten, indem ste, gleichsam blind,
Sclaven der Mode wurden.

Jn 42 Biättern, und zwar in 6 Abtheilungen, welche Aufcisse,
Grundriffe, Durchschnitte, perspectkvische «nsichken, architektonische De-
tails und den unermeßlichen Reichlhum der Ornamentik dirseS «un-
dervollen Tempels liefern sollen, wird uns dies herrliche Bauwerk ge-
geben, und zwar in einer dem hohen Kunstwerche dtsselben wahrhaft
würd gen Weise, wle die drei vor mir liegenden Blätter, ein Mo saik-
bild aus der Vorhalle, Christus am Kreuz mid die Grablegung»
 
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