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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0157
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Kölncr

Amttichk Mitttzkilvagkn dkS Tk«kral.DomVa»-Bkrkias,

mit gefchichtlichen, artistifchen nn- liteearische« Beiträge»,

herauSgegeben vom Borstaude.

Rr. 118.

Köln, Sonntag 22. September

1844.

Da« ./KLilner Domblatt" erscheint jede» Sonntag al« Gratis-Augabe zur „Aölnischen Ieikung", wird außerdem aber auch besonderS
auSgegeben und (jedoch erst MontagS) versandt. Der Pränumerationt-PreiZ für die Sdlzel-Xu-gsbe, deren Reinerttag der Dombsu-LereinS-Laffe zufließt,
bettagt hier bei der Srpeditton der „Kölnischen Ieitung" wie auswärt« bek allen k. preuß. Postsnstalten 10 Sgr. für den Iahrgang.

ASe Iuschristen as den Lenttal-Berein werden »sfen oder unterKreuzband, mit derRubrlk: „AllgemeineVngelegenheiten deS Dombau-
Berein« zuKöln", so wie «cldsendungen mit der Bezrichnung: „«eldbeiträge sü» dcn Dombau »u KLlo", erbeten.

Amtliche Mittheilungen

E i n t a S u n g.

Aufolge ß. 22 der Statuten und h. 9 der Geschästsordnung be-
rhre ich mich, die Herren Vorstands-Mitglieder des Central-Dom-
bau-Vereins zu der auf Montag den 30. September o., Nachmittags
.3 Uhr, im hiestgen großen Rathhaussaale anberaumten ordentlichen
Vorstands-Versammlung ganz ergebenst einzuladen.

Köln, 20. September 1844.

Der Präsident des Borstandes.

Jn deffen Abwesenheit: von Wittgenstein.

Die SÜdwerke an der Liebirauenkirche;u Trier.

(Schluß. S. Nr. 116 «. 117 d. Bl.)

v. Wir kommen nun zu den Bildweiken, die neben und über d-m
Rundbogen des Porkals angebrachk siad. Sie machen für stch alleia
schon ein GmzeS aus. Es ist in denstlben die Jbee des zur Versih-
nung des Menschengeschlechks von Christo in steiwillig erlitlenem Areu-
zestode dem himmlischen Vater dargebrachken Opfer« ausgesprochen.
Die Wahl diests Gegenstandrs war mokioirt durch jene höchste und
erhabenste Best mmung des Gebäudes, welche durch di« darin vorzu-
nehmende geheimnißvoUe Darstellung d.S OpferlodeS Jesu i'n der Su-
charistie erfüllt wird. Der geistrei'che Künstler begnü^te stch aber nichi
mit der einfachen Darstellung Christi am Kreuze: «r führt un« vorerst
in die Zeiten des alten Bundes und veranschaulicht uns die Vorbil-
dung und immer deutlicher werdende Verheißung b»S Versihnungs-
vpstis, welches in der Fülle der Zelten der ewige Sohn des Daters in
erbarmender Liebe für die gefallene Menschheit darbrachte. Ss flehr
man denn zunächst neben dem Portalbogen die beidrn Krzväter Noe
und Abrahaw, an deren Opfer, nach der Schrift, flch die Verheißung
deS Segens für ste und ihr« Nachkommenschaft und di« Errichmng
«ines Bundes mit ihnen und ihrem Geschlechte anfchloß, woburch eben
ihr Opfer ein vorbildliches wurdr. (i. Mos. 8. 9. 22.) Link« vom Be-
schauer steht Nor, Stammvtter und Repräsentant eineS neuen, vom
Verderben gerekteten KeschlechteS. Mit der Linken stützt flch die statk-
liche Greisensigur, die ihn vorstellt, aus eine Krücke, tn der Rechten
häll fie eine Taub-, und zu den Füßen derstlben steht ein Opstraltar
mit wchren Hslzschichten, worauf verschieden« Thier« lirgen. Die in
dem Steinwerkr stldst, ungeachtet dcS fehlenden Kopst«, noch deuklich
zu erkennmde Taube macht is unzweifeihaft, daß man an Nor zu
denken habe, wi« denn auch das hsdr Altrr, «n wrlchem di« F gur
vorgestellt ist, in Vrrbindung mit drm Lhiervpfer nur auf Nor paßt.
Die gegenüber stchende Figur ist unverkennbar Abcaham. Vor ihm
strht mit zusammengebundenen Händen der zum Schlachtopstr be-
stimml« kleine Jsaak. Zur Rechkrn Nbraham's erscheint von oben der

Cagel mit einem Spruchband« in der Hand, der ihn an der Vollbrin-
gunq deS Opstr« hindert.

Oberhalb drs Gisimses, welchcs das untere Geschoß der Fapade
schlirßt, sind zu beideN Seiten unmittrlbar über den erwäbnten Altvä-
tern je z-rei mänvliche Figu en in aufrechter, würdevoller Stellung an-
qebracht. Diese vier Fiqucen, welche außer dm Spruchbändern, womit
si« versehen sind, durch keine Attribute näher bezeichnet werden, kann
man nur für die vier großen Prvphrten halten, die im Worte das ver-
künden, was im L-ben der Aitvärer Noe und Abraham in vorbildlicher
Lhat erschünt. Für die vier Evangelisten kann man fie nicht halten,
denn dies« paffm nicht in den Iusammmhang der Bildwerke dieser Ab-
iheilung.

Nachdem der Künstler nun auf solche Weise dle Borbildung und
Berausverkäirdigung d«s groß n Opstrs d.S neum Bundes, dm Gott
in Christo mit dem M-nschmgeschtechte gefchloffen, veianschaulicht haktr,
konnt« «r uns unmittelbar zu d«m Kreuzesaltar suhrm, auf welch-m
Zener blutete, in dem aüe Gölker soüten gestgnet werden. Sr ruft
u>s aber vorerst noch den Anfang des icdischen Daseins des großm
Verheißenen ins Andenken, nämlich die Botschaft des Engels an di«
Zungfrau, womit die Krfüllunq der Vorbilder und Verheißungen be-
gann. Iu diestr Darstellung bestimmte der B>nimrist«r den Raum ne-
den dem «rstrn Fenster über d>m Portal. Auf der linken Seit« des
Fenster-, vom Beschauer aus betrachtet, stellte er den verkündigmden
Engel mit «inem Spruchbande in der Hand, auf der rechten die hei-
lige Zungfrau dar. Diese beiden Frguren stehen nicht viel höhrr, als
d!« obcn gmannken, und etwas nach innen gerückt, >n der Maurrver.
tirfung, worin das Fenster ist, so daß recht augmfällig die Periode der
Vorbilder und der Derheißunqrn von drr der EiMung geschieden er-
scheint. Oderhalb des zweiten Frnsiers der Fagade, in d«m Giebelstlde,
schauen wi'r endlich Christum am Kceuze, umg-bm von Johanms und
Maria. Ein großer, durch zwei hohr spitzbogige Fenster ausgefüllter
Iwischenraum trmnt die räumlich einander entsprechendin Darstellun-
gen der Ankündigung der Mrnschwerdung des Sohnes EotteS und
sriner Kreuzigung; «s liegt die Vermuthung nahe, daß die Ankändi'-
gung deßhalb ihre Stelle am Fuße des unt.rn Fmstrrs «rhalten hsbe,
dam t jmer große Zwischenraum eine Bedeutung erlange. Jn der That
wird dadurch in dem nachdenkenden Brschauer alsbald der Gedank«
hervocgerufen, daß die Kreuzigung Chr-sti daS letzt« Glied «ineS lan-
gen, mühevvllen Tagewerkes sei, welcheS nach seiner ganzm AuSdeh-
nung zum Heilr des MenschengeschlechteS vollbracht wurde. ChttstuS
hat nicht, wie gewöhnlich, den Dornmkranz, sondera ei'ne Krone auf
dem Haupke. Auf der Lunette unt,r dem Rundbogen b«S Portals sehm
wir daS göttliche Kind auf dem Schovße der gekrönten Mutrer ohn«
Kione. Dies kann nicht ohn« Xbficht sein. Es wollte wohl der M«i-
stir, drr Jesum hier ohne Krone, dort aber mit der Krone bildete, si-
gen, daß daS ewi'g« Worc, welcheS stch seiner im Schooße des BaterS
von Ewigkeit hec beseffenen Herrlicdkeit entäuß-rte, um als Menschen-
sohn unter uns zu wvhnm sich als solcher die Nothwendigkeit aufer-
legt», sein« zukünftige Herrlichkeit sich «rst zu verdimen, und daß drr
Ki-uzeStod, alS der Ack der vollkommensten Selbstentäußerung und deS
liefstm GehorsawS gegen dm hl'mmlischm Vater, di« VollenLuag die-
seS Verdienstes sei, ss daß von da an der Stand der Kihöhung und
Verherrlichung des Menschmsohn s, seine Krönung, beginne und er
nun, «eil ec j-nes B-edlenst den Menschrn zuwendete und fie dadurch
vom ewigen Verderbm e»kaufte, als Kinig des Menschengeschlechte«
müff, betrachtrt werdm. Wir müssm uns aiso hier dm gekröntm Hei-
 
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