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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0114
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§> 4. Jeder Brittag «ird dankbar angtnommen. Durch di« Unter-
jeichnung eint« jährlichen Beitrags von mindestens Einem Thaler «ird
man sowohl stimmber«chtigte< Mitglied des KreiS-Leun«prr Vrreins,
alS auch Mitglieb deS Central-VereinS in Köln mit allen in dem Sta-
tut d«S letztern bezeichneten Rechten.

tz. 5. Jede Zeichnung verpflichtrt auf ein Jahr, ist mit Abkauf deS
Jahres künddar, verpflichtet aber sonst auf «in fernereS Zahr und so
fort biS zur Kündigung. Die Aahlung grschieht jährlich im Monat
Zuni gegen Smpfang einer gedrvckten Quitlung, welch« als Nachwris
der Mitgliedschaft des BereinS dient.

tz. 6. Die beschlußfähige Versammlung des VereinS wird durch die
«rschienenen stimmfähigen Mitglieder deS Vereins gebildet. Abwesende
Mitglirder können flch durch anderr dazu von ihnen bevollmächtigte
stimmfähigr Mitglieder vertrrten laffen. Auf dirse Weise kann ein Mit-
glied mehre Stimmen in flch vereinen.

tz. 7. Die zu «iner Grneral-Versammlung zusammengrtretenen Mit-
glieder wählen unter fich durch einfache Stimmenmehrheit einen auS
»eun Mitgliedern bestrhenden AuSschuß. Zu dim Ende schreibt jedes
Mitglied auf »ine» gettel die Name» vo» nrun stimmberechtigte« Mit-
gliedem.

h. 8. DaS Amt einrs AuSschuß-Mitgliede« daurrt drei Jahre, und
jedes Jahr treten drek Mitglieder, zuerst nach bem Loose, später nach
drr Reihenfolge deS AkterS, auS dem AuSschuffe auS.

h. 9. Für die brei auSgetretenen Ausschuß-Mitglieder wählt die Ge-
n«rak-Versammlung nach Anleitung des tz. 7 drei neue; jcdoch ist jedes
ausgekretene AuSschü'ß-Mtglied wiebet wählkar.

tz. 10. Der erwählte AuSschuß erwählt aus seiner Mitt« rinen Prä-
fldenten, eknen Secretär und «inen Casstrer. Dies« dre! Bcamten müs-
sen am Drtr deS VereinSfltzeS wohnen.

tz. 11. Der Ausschuß bildet das Organ deS VrreinS und hat zu dem
8nde die Correspondenz mit dem Central-Verein« in Köln und mit den
übiigen Behördin zu sühren, leitet überhsupt di« Geschäft« des Vereins,
sammelt die Beiträge ein und hat jedcS Jahr der Eeneral-Dersamm-
lung Rechnung abzulegen und Bericht über seine Verwaltung abzustatten.

h. 12. Eine specielle GeschäfkSordnung für drn AuSschuß hat der erste
«rwählte Ausfchuß zu entwerfen.

§. 13. Außerdem ist jeder im Kceife Lennep wohnende Pfarrer, in
so fern derselbe fli'mmbcrcchtigteS Mitgli.d des Vereins ist, Ehrenmit-
glied des AusschuffcS, känn aber als solches nicht zum Präfldenken,
nvch zum Sicretär, noch zum Casfirer tesfelben gewähkt werden.

§. 14. Die Generak-Dersammlung muß alle Zahre mindestenS ein-
«al zusammen brrufm werden.

tz. 15. Auf dM schriftlichm Antrag von sechs stimmberichtigten Mit-
gliedern kann die Abänderung des Statuts in der General-Veksamm-
lung zur Berathung gezsgen, resp. dieselbe vorgmommen werdm, «o-
bei die einfache Stimmenmehrheit entscheidet.

S t ä d e.

Voü Prisac.

(Schluß. S. Rr. 103 d. Bl.)

2) Der Stab des h. Heribert in Deutz.

Der Stab deS h. Heribert in Devtz ist «r'n schöneS Denkmal mit-
trlalterlicher Kunst. Es ist ein Stock vou etwa 4 Fuß Länge, einem
sehr harten Stvffe, der eine mahagonyartize Färbung hat, von dem <S
jedoch rioch ungewiß ist, ob er zum Pflanzen- oder Mineralreiche ge-
hört. An dem obern Ende des Stabes ist eine Krücke von Elfenbein in
Kreuzesgestalt, fo daß jenes Ganze die antike Form bildet, die unter
der Bezrichnung de« r bekannt ist. Auf dem Verticaldalken findet flch
der Heiland am Kreuze hangend, und auf dem horizontalen jene an-
tikr Akanthusverzierung, wie man fle oft an mittelalterlrchen Portalen,
an Bronzewerken des 9. und 10. JahrhundertS fleht, an Reliquien-
kastt», Kreuzen, häufig » >'8oilo, svnst auch wohl ciselirt und im Jn-
«rr» der kölner Andreaskirche in so schöner Form. Sie ist aus dem
rlasflschen Alterthume mit herübrrgekommen und in der neuern Zeit so
«i^rnthümllch aufgefaße, daß man sie selbst an den besserm Werkeu
»icht «irder erkennt. Wir glaubm indeß, daß dieses auch nicht nöthig
ist, ja, daß es ein falscher Weg ist, den wir einschlagm und der kei-
»eswegS zu dem erwünschtm Aiele führen kann, wenn »ir die Vor-
hilder unserrr Kunst bloß in der Antike suchen, wenn wir nach dem
Altenjagm, darum bloß, weil es alt ist, oder dem nmen, weil «s neu ist.

D«r h. Heribrrt, deffm irdische Ueberrest« kn Deutz in so merkwür-
digem und für dle Kunstgeschicht« «ichtigem Gchreine ruhe», daß wir

demselbm für die Folg« einen eigmm Abschnitt widmm wollm, ist
auch für die kölnischen Bauwerke von dem höchstm Einfluffe gewesen.
Namentlich wird «hm derBau der Apostelnkirche zugeschriebm. Hierel»
glaubm wir indeß nicht ganz einstimmm zu können Auch hat Heri-
bert die Apostelnkirche nicht erst gegrüsdet, fle bestand schon vor ihm.
Er hat ste bloß erweitert; aber auch von seinen Erweiterungen scheint
gegenwärkig wenig vorhandm zu sein. Dmn die Kirche gerieth in
Brand und wurde im Anfang des 13. Zahrhundert« unter Adolph
von Altena von Neuem wieder aufgebaut, dagegen finden fich an der
Pfarrkirche zu Deutz noch Ueberreste de« von Heribert grgründeten
BauwerkeS, wozu nammtlich die Capelle und der Thurm an der nörd-
lichm Seite zu rrchnen. Den sonstigen Denkwürdigkeiten Heribert'S,
semrr Casel, jeinem Becher, die in jmer Kirche aufbewahrt werden, sei-
nem Kelch, den man in St. Aposteln zeigt, gedenken wir später eine
besondere Abhandlung zu widmm. Sie sind künstlerisch und archäo-
logisch zu wrchtig, al« daß wir nicht etwa« weitläusizer darüber spre-
chen sollten. Wir wollm fle indeß für den Fall wieder mit Gleichartk-
gem zusammenstellen. Vorläufig aber rathen wir allen dmen, welche»
die ehrenwerthe Aufgabe gewvrden, mi'ttelalierkiche Bauwerke von Neuem
mit bischöflichen Statum zu verzieren, daß fle fich ein genaueS Muster
jenrr Casel vrrschaffen und ihre Modelle danach drapirm. DieseS ist
wesentlicher, al« es auf den ersten Anbück scheint. Fehler gegen daS
Costume wirkm an rinem Bauwerkr empfindlichrr noch, alS sonst irgmd-
wo. Wir mer'nen aber hiermit nicht, daß alle mittelalterlichen Sta-
tum gerade schon deßhalb zu wählen stnd, weil fle daS Alter für sich
haben, oder daß auch daS Schlechte derselbm sclavisch nachgeahmt wer-
den müffe. DaS ist eines KünstlerS nicht würdrg. Er muß selbstständig
schaffm, aber er darf keine Sünde gegen den Geist begehen, worein er
als Nachahmer oder durch Vermeffenheit Emancipirtec verfällt. Sind
ihm die Formen gegeben, so hängt eS von seiner Geschicklichkeit ab, fl«
so zü wenden und zu drehen, daß ste in das rechts Llcht kommen, oder
auch vermiltels dcrselben neue zu finden — warum soll er dss nicht?
Jst die Kunst eine abgeschloffene Größe oder eine irrationell«? Nnderes
ist nicht immer beffer, aber auch nicht immer schlechter.

3) Der Stab des h. Anno in Siegburg,
einfach, ohne allen Prunk, aus bloßrm Holze, ohne alle Ansprüche und
Zirrerei, wie der Mann selbst, dem er angehörte, unb an die Zeiten er-
innernd, wo «s hölzerne Kelche und golden« Äischöfe gab, Zeikm, de-
nen Annv nicht mehr angehörte, die durch die Znvrstilur in HLndm,
denen sie nicht zukam, durch die tiefe Stellung eines TheilS der Prie-
sterschaft, die Launen «ines wankelmütbigen, leidenschaftlichen und miß-
rathenm Königs dem auSqezeichneten Srelenhirtm vlel Kummer ver-
ursachten und viel zu schaffm machten. Deffen ungeachtet haben wenig«
Erzbischöfe von Köln dm Hirtenstab so kräftig geführe, wic Anns.
Keiner ist aber mehr angegriffm wordm von Gegenwart und Nach.
welt, wie er. Das lag ganz in der Natur der Sache. Seine Persön-
lichkeit war Träger eine« Princips. Reformator im edelsten Sinne deS
Wortes, wie ftin Zeitgenosse Gregor VII., der spätere Bernhard in »s-
äillvationom, nicht io Sestrnotionow, doch bei allem Rechtssinne etwas
heftig von Charakter, was er nicht selten innig bereute, konnte er bei
dem Riffe der Zeit dem Haffe der Parleien nicht enkgehm. Man be-
kämpftt in ihm das Princip, und wirklich trug er zu dem spätern Si'ege
der Kiiche nicht wenig mit bei. Wird die Zeit kommen, wo Anno'S Ver-
dienste in ihrem ganzen Glanzr strahlen werden? Wirkönnm «s nicht be-
zweifeln. Lambert von Aschaffenburg mit ftiner Klarheit, das viironi-
onm l.aurisbamsu>,e dts ttermsnnus vontrnetus, des Slgebert von Gem-
bloux werden wieder gehört werden gegm die Grschichtmacherei der
letzten Jahrhunderte, und das Gericht eines fteien Urtheils wird richtm.

Für Kölns Bauwerke ist Anno ein wichtiger Mann. Er baute St.
Georg, das noch steht, Ostthürme und Chor von St. Gercon, die noch
alle Bewunderung «rregen, Maria ad Gradus, vor dem Lichte der Auft
klärung geschwunden. Hätte man die Regierüngsjahre Anno's und die
seines zwrilen VorgängerS, des h. Heribert, mit Aufhängung von Stä-
bm bezeichnet und beide neben einander hangm laffm, so würde die
Zahl derftlbm ein halbes Hundert — 9 bezeichnet haben. Beide füllte»
aber jene Lücke durch di« Eejnnerung ihrer unvergeßlichen Tugendm
und der Werke, die noch b!s «'n die lrtzte Zeit bestrhm blieben. DaS
Andenken des h. Heribert verherrlichim die Abtei Deutz, Anno's die
Äbtei Siegburg, Maria ad Gradus, St. Georg, Grafschaft und andere,
und der gleichzeitige Lobgesang eines frommen Mönches, der uns als
«ineS der Sltestm Sprachdenkmale deS Baterlandes erhaltm ist:

„Si'n güte bekannti vik und mannig man
Nu virnemit w! flnr siddi waren gedan;

Offm was er flnir Worte,

Vsre dir wahrheite niemannin her in vorte
Als ein Lewo saz her vör div vuristin,

Als «in Lamb ging her unter diurftigi«

Den Tumbln wa« her sceirph«

Den Gutm was her «inste,

Weifln und widewin

Die lobeten wol« die fldte fl»,

Sine Predigt und fin Abla;

Niuwthe mihein dun baz.
 
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