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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0144
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ihre rigni« Bauwrist hattrn, wi« fp!t»r di« Jtsui't»», and«re, z. B. di«
B»tt«l»rd«n, in Schmucklofigkeit, Dachr,ut«rn («inzrknrn Thürmchen)
u. s. w. ihr« Baurigtnthümlichkeitrn beachttn mußtrn, ist einr br-
kanntr Sach».

VlrrtrS Blatt. Der Chor ber Kkest»rkirchrn-Ruinr auf dem P»-
trrSberg« bel Hall« von 1120—1130 z«igt unS Formen, di« auS di«ser,
ja noch fmherer Zeit in KSln an St. Marien im Capitol und sonst
am Rheine häufig vorkommen. Jn daS Einzelnr «inzugrhen, würde zu
weilläufig sein, und »ird hirrbei am beflrn auf die Zeichnungrn selbst
vttwiesen.

FünftrS Blatt. Reste der St. JohanniSkirche zu Schwäbisch-
Gmünd und eine« Wohr.hauseS zu Saalfeld in Thüringen 1175 b,S
1200. Dir Baukunst zrigt schon «inrn mächtigrn Fortschritt, reichere«
GliederungS- und Schmuckwerk, KreuzgewSlbe und allmöhlich Thurm-
«nd Kuppelwrrk, ferner Bekannlschafl mit dem Morgenlande, grwand-
ter« Technik uvd Uebergang zum Spitzbogen. Jch erlaud« mir hi«r
«lur Bitt« an Hrn. K. An drn Friesen der Bauwerke dieser Zrit kommt
rine Meng« von Figuren vor, dir wohl auch vndienten, deutlich wle-
dttgegeben zu «erden, denn «S ist nicht zu bezwrifeln, daß viel« sym-
bolischer Ratur find, wir z. B. der Heiland mit dm vier finnbildli-
chen Gestalten, welche dir Eoangelisten darstellen. Unser Wiffea über
dir christliche finnbilblichr Bildnerei ist aber «instweilrn noch so gering
und verworrrn, daß jeder Beitrag nur mit Dank aufgenommen wer-
den kann.

SechStrS Blatt stellt auS derselben Zrit von 1175—1200, diesem
Höhepuncte der romanischen Baukunst, reiche Einzeltheile auS dem
schottischen B«nedictlnerk!ost«r (auch KLln hatt« ein solcheS, nämlich
Groß Et. Martkn) zu RegenSburg dar, nSmlich «m Ponal, Fenster,
sechs Capiräle u. s. w.

Siebente« Blatt. Die Capelle zu Kloster HeilSbronn bei Nürn-
berg 1200—1215. Dle romanischr Bauweise z»igt schon eine Ueber-
blüthe und die Ligenthümlichkeiten, welche Kallenbach srlbst in seinem
Geschicht-abriffe so klar auS «inandrr gesetzt hal. Derselben Zrit gehören
auch

Blatt acht, der Unterbau der Thürme am halberstadter Dome,

Blatt nrun, da« Mittrlschiff der SebalduSkirche zu Nürnberg,

Blalt zebn und «ilf, dir Kirche zu Gelnhausen, und man thut am
besten, di« BlStter selbst zu verzleichen, um fich durch die Anschauung
voa den Entwickelungen im Einzelaen z« überzmgen.

ZwölfteS Blalt. St. Gereon zu Köln. Marktkirche zu Halle.
1212-1227- Die Bsuweise bildet stch mehr um, und obgleich der
romanischr Charakter »och beibehalten wird, fiadet fich fchon der Pfei-
lnbau mit schwebenden Strebm und eine größere Fensteranordnung
mit Zerrheilung durch Sproffenwerk, wie es in der deutschen Bauweise
fich vollendete. Was die TereonSkirche besonders betrifft, so hoffe ich
in einer Beschreibung der kölnische» Kirchen noch später davon zu
reden.

DreizehntrS Bkatt zeigt uns in der Dominicanerkirchr zu Re-
gmSburg vollkommea, wie die alte Richtung verlaffen ist und die neue
begonnen hat. Der romanische Bau und Schmuck wird beseirigt, an
seine Stellr treten Spitzbsgen, durchgrbildeter Kreuzgewölbebau, Ge-
wölbestützen im Znnern, Strcbepfeilrr nach außen, groß« Fensteranla-
grn zwischen den Pfeilern, vieleckiger Chorschluß und Einfachheit der
Berzierung an dea Strebepfeilern oder an den Fenstern durch den Drei-
«nd Bierpaß.

VierzehnteS Blatt. Der hohe Saalbau auf d» Burg z« Mar-
burg, der westliche Domchor zu Naumburq und ein Fenster aus dem
Domkreuzgang, zu Lrfurt gcbm schon 1235—1250 eine weiter« Ent-
wickelung der «ben angegebenra Formen, ja, die stacr« romanische
Mauer verschwindet ganz, und das Pfeilerwerk mit seinen Srrebepfei-
lern macht den ganzea Znhalt wie die Stütze d»S BauwerkeS auS,
hesonder« da durch die Kceuzgewölbr der gesammtr Gewölbrdruck nur
auf einzelne Puncte abgeleitet war. So rrhob fich allmähiich di«
d«utfche Bauweisr zu ihrer ganzen Eigenthümlichkeit, die uns in den

Bkättern fünfzehn, sechszehn, sirbenzehn, achtzehn vorgeführt
wird und wobei wir auf K.'S Tcxt und Abriß verweisen. Geboten wer-
den in den genannten Blrttern das Haus Naffau zu Nürnberg, Fenster
aus der Domkirche zu Frankfurt am Main, das Rathhaus von Re-
gmsburg, dir Liebfrauen-Capelle und Sebalduskirch« zu Nürnberg. An
letzterer zeigen fich schon wieder die Spuren deS KunstverfallS, der in
der zweiten HLlfte deS virrzehntrn Zahrhundlrls Statl fand.

Blatt nrunzehn beginnt mit 1400, gibt das so gmannte ßeknerne
HauS zu Frankfurt, den Mühlmihurm z« Brandenburg und di« Krö.
vung des Baienthurms zu Köln. Was letztern betrifft, so gehött er
urkundlich riner f.ühem Aeit an, da ihn Erzbischof Engeldert von
Falkenburg in siinen Zerwüefniffm mit der Stadt erbaute. Jndeff.n
halkr ich rS nicht für fruchtbringend, an Einzelheitrn herumzukcitt.ln,
besvnderS bei «inem so großartigen Werke, wie K'S., da« leicht in un-
trrgrordneten Dingen bestritten «erden könnte, ohne dadmch an seinew
Werthe zu verlierm.

Dir Blitter zwanzig, «inundzwanzig, zwriundzwanzig
stellen das allmähliche Sinkm der deutfchrn Baukunst während de«
fünfzehntm Aahrhunderts dar, und zwar an der UlrichS. und Afra-
kirch« zu AugSburg, dem Chore zu Schorndorf bei Stuttgart, dem
Dowportale von Mersedurg u. s. w. — Ueberreich« Mannigfaltigkeit,
Ekel am Einfachen, Spiel mit geoinetrischen Formen in den wunder-
lichstrn Berbindungm und Berschlingungen, Peunken mit der Technik,
Fischblasenmuster, Wegfallen der alten Krönung und überhaupt Sucht,
etwaS NeueS z« machen, bezeichnen diese Zeit, die fich mdlich in der
von Jtalien herübergekommenen clasfisthen Kunst auflos'tr und verlor.

Die Blätter dreiundzwanzig und virrundzwanzig, womitdir
erste Abtheilung schließt, geben «Inig« interessante Holzbautm au« dem
sechSzehnten Zahrhundert, Wohnhäuser aus Magdeburg uad Halber-
stadt, die «s verdimen, daß fie der Bernichtunz und der Bergessenheit
«ntzogm wurden.

So gibt uns Herr Kallenbach in dieser ersten Abtheikung ekne
vollständiz« Geschichte der deutschen Baukunst (m!t AuSschluß des «r-
sten einleitmde» Blattes) von dem «ilftm bis zum sechszehntm
Jahihundert, wenigstenS in großen und bedmtenden Hauptzü-
gcn, und nicht allein die kirchliche, sondern auch die bürgerliche Äau,
kunst. Es kann nicht fehlen, daß «in solches Werk durch das An-
schaum des stufenmäßigen Vor- und RückschreitenS beffer belehrt, als
das beste Handbuch, und die Kenntniss« mit jedem neuen Hefte stch
imrner mehr im Linzelnen vervollständigen. Der fleißige Verfaffer die-
s«S schwierigen WerkeS verdient darum gewiß den Dank der Gebildeten
und aller, denen d!« Kunst deS Baterlandes am Herzen liegt, und wir
wünschen dem Werke daher «inen auSgebreiteten KreiS von Freunden
und Beförderern. Hirc Zach hat auch das Scinige grthan, nicht nur
daS Werk würdig auSzustatten, sondern auch durch einm mäßigrn
Preis (das Heft kostet rinen Thaler) allgemein zugänglich zu machen,
da gewöhnlich der übermäßig« Preis solche Werk« in den Kreis der
Reichen verbannt. Daß für KölnS Kunstfreunde die Arbeit deS Herm
Kallenbach von besonderer Wichtigkeit ist und unser herrlicherDonrbau
eben dadurch in sein volles und rechtes Licht trilt, braucht wohl nicht
erinnrrt zu «rrden.

Kreuser.

Corrrtpondens-Nachrrcht.

Iülpich, im Aagust. Bei der unlängst i» der hiefigen St. Pe,
terskirche begsnnenen Berputzung fand man auf «iuem der Qurrbogen,
welche di« linke Seitenwand deS Mitlelschiffe« trage», mit alterthüm-
licher Buchstadenschrift in den Stein gezeichnel drn Namen GodeS-
calc cS00L80^Qc?), und unter demselbm findet flch gezeichnet der
Kopf rineS Mannes und eine Hand, einen Meißel haltend. Bis dahin
war daS Ganze, durch den Tünchquasten unkmntlich gemacht, dem
Auge verborgen. Zuverläsfig hat in diesen wenigen Zügen der beschei-
dene Baumeister der Äirche seinen Namm der Nachwell «rbalten wol-
lm, und um so mehr dürfc« denn die gegenwärtige Veröffentlichung
desselbm fich rcchtfertigen, da man bereits in früberen Nummern des
„DomblatteS" bemüht war, di« Namen tüchtiger Bauleute und Stein-
metzen dem Bergeffen zu entziehen. Hoffentlich wird auch in dem Auf-
qefundenm ein Anhaltspunct liegen, das Jahr der Erbauung hiefiger
Kirche zu bestimmen, woz« bi« dahin nähere Data fehltrn. JedenfallS
aber dürfte daS Gesagt« wieder ein neuer BeweiS sein, wi« manche iu-
teressanle Noliz in unseren Kirchen noch unbeachtet und verborgen lirgt.

H. W.

Trier, 19. vugust. Die hieflgr hohe Geistlichkei't hat in einer
sehr schönen Weis« die Ausstellung des h. RockeS Jesu Christi in hie-
siger Domkirche benutzt, um einen BeweiS zu liefern, wie sehr ihr die
Metropole des Rheinlandes, der kölner Dom mid deffen Vollm-
dung am Herzen liegt und in welcher innigen Verbindung die beiden
Diözesen noch immer stehen, welche vor Zahrhunderten rinst unter dem
Hirtenstabe des h. MaternuS vereinigt waren. — LS ist nämlich im
hiefigen Dome an »in»m Pfeiler unweit des vusgaags drr Processio-
nen, welche die h. Reliquie zu schauen kommen, ein Opferstock aufge-
stellt, über welchem tin« Abdildung deS kölner DomrS mit der Auf-
forderung, für sein« Vollendung etwas zu opfern, fich angedracht findet.
Gewiß wird diese Auffordeiung ihre Wirkung auf die Herzen nicht
verfrhlrn. Jst doch der kslner Dom in gewiffem Sinne auch «in Ge-
wand deS lebendigen GotteS, und zwar ein Prachtgewand, wie die
menschliche Kunst ein zweitrS bis heran noch nicht rrsoanen har!

R.

Berantwottlkcher HerauSgeber: Zos. DuMont.

Druck und CommisfionS-Berlag deS BerlegerS d« Kölnischen Zeitun^,
M. DuMont-Schauberg.
 
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