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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0168
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Miubau »atstthmdm Kostea konntm th»il««ise durch den Berkauf d«s
alt»n «chullvcals zu Bavpüh'n gedrckt werdrn. Haitrn dir MLnnrr,
w«lch« fich drr Sachr mit dem wä.mstrn Eifrr angenommm, auch alle
ihrr Brmühungm schrilern gesehm, fir ruhkrn nichl und fanden von
S«it»n drr städtischrn BehSrden die bereittvilligste Unkerstützung, da fie
das Awtckdimliche dieseS PlaneS nach reiflichster Uederlegung wohl ein-
g»s»hm und fich längst überzeugt hatten, welch eine wesenllich« Berschöne-
rung durch Freilegung der Nordseite der St. Gir-ons-Klrche rrzieit wurde.
AlleS war umsonst. Dem Eigmlhümer, der schon mit der größten Un-
rig»nnötzigkeit srinen Raum üder ein Jahr hatte undenutzt li»g«n las-
sen, war «S nicht zuzumulhm» noch länger zu warten. Er reichte «>n
Baugesuch «in und erhielr die Erlaubniß, hier zu bau»n, nahm auch
den Platz sogleich in Angriff, um auf demselben zwei HLuser aufzu-
führen.

Die schöne AuSsicht, «ine vor langen Jahren an der prächtigenKirche
begangm« Bersündigung jetzt wieder gut gemacht, gleichsam gesühnt
zu sehen, ist also theilweise wieder ,u Nichts geworden. Man verklei-
stert die Nordseite d»S herrlichen WerkeS auft Neu», welcheS, wenn die
alte Pfarrwohnung, ein ganz baufälligeS HauS, niedergeriffen «orden,
wi, man auch beadfichkigte, von dieser Seit« wmststcnS dem Beschauer
fich ganz frei gezeigt hätt». Solche Mißgriffe lassen fich in unseren Ta-
gen, wo man fich so virl auf bi« Begeisterung für all-s Schöne, w lches
unS di» Dergangenheit überliefeil hat, zu Gule thut, in keiner Weise
deschinigen. Es ist eine wahr« V.rsündigung an dem Tempel, drm
schönsten, welchen bi« Rheinlande i» di-sem Slyle aufzuweisen habm.
Zch bin w«it entsernt, daS städkische Budget mik irgend einer unnöthi-
gen und wrnn auch noch so kleinen AuSgade gern befchwert zu sehen;
hier wurde aber mit dem Nützlichen daS Schöne auf eine Weise er-
reicht, die von Seite der Siadt gar keine Opfer eihnschte. Die Frage,
warum «s nicht dewiliigt worden» kann ich nicht beankwort-n, da ich
vergebenS nach Gründen gesucht, um ti« Verweigerung zu rechlfertigen.
Di« städtische Behtrde hat daS Jhrig« gethan, und die wackrrn B5r-
ger, wrlche fich mit so warmer Liede der herrlichen Kirche annahmen
und in ihrem Borhaben von dem richkigsten Schönheitsgesühle geleitet
wurden, verdimten sich den Dank einr- jeden, der die Wichligkeit und
Sckönheit unferer religiölen Baudenkmale zu wütdigen versteht. AlS
fi« sahen, daß alle ihre biS dahin gekhanen Schntt« fruchtlos, wandlrn
ste sich mit ihremGesuch« an daS Ober-Prästdium der Provinz, harrea
aber, wi« ich vrrnehme, bis j ht noch auf einen Bescheld. Jndeffen
schrriten die Neubauten foet, und bald ist es zu spät; dir ganze Noro-
seit« der Kirche ist wi«d«r auf di« jämmerlichste Weise verdaut, dec
Fehlgriff, den zu rügen ich sür «ine Pflicht hielt, ist nicht mehr gur
zu machm. Wmn auch die Gegensan üder solch« Ding« schweigk,
was wird abec die Zukunft üder eine Ieit ur>h-ilen, die sich so.ch-r
Sünden fchuldkg machen koante? Wir habm so vi'ele drrartig« Miß-
griffe unserer jüngsten Vorfahren zu beklagen, daß es un« eine heilige
Pflicht ist, jede Gelegenheit zu ergreifen, di« «nr geboten wird, taS Ge-
schehme wieder gut zu machen, daß wir alle darauf wachm müssen, daß flch
die Tegenwart nicht mehr auf eine so vandalische Weise versündig«
an den herrlichen Werke», die uns «in heili'geS Erbstück vergangener
Zahchunderke und Geschlechter sein sollm und müffen.

Zm Septkmber 1844.

Ein Bürger KölnS.

Än den Einlendrr des in Nr. 118 d. Ll. enthaltenen
.Dortes ;ur Vertheidigung rc."

Au nicht g-iinger Verwunbrrung sehr ich kn Nr. 118 diesrS Blattes
in Jdrer P«rsvn »inen Gegner gegen mich auftreten und namkntlich
von ri««r Seitr her flch gegm mich vertheidigen, von welcher ihn an-
gegriffm zu haben, ich mir aicht bewußt din. Da wir aber beide für
dirselde gut« Sache kampfen, sv, denke ich, wird «s mit dem Sirelte
so arz nicht werden, und «enn wir «inmal ein Wirtchen zur Verstän,
digung mit einander geredet hab-n, werden wir am Ende «ohk wieder
gute Freunde sein.

Woeüber zunächst wir mit einander ein'g sind, ist, daß Si'e nicht im
Entserntesten di« Abflcht gehegk haben, durch Verwirklichuag der Dom-
bau-Bruderschaftea den Dombau-Bereia zu verdrängen oder zu deein-
trächtigen; ich kann Zhmn auch di« Vrrstcherung geben, daß ich bei
Abfaffuag meineS in Rede stehrnden VortragS gar nichl an den Vee.
flaffer diS SendschreibenS in Nr. 77 deS „OomblatteS" gedacht habr
und daß ich ebrn so ivem'q dra Berfaffern der späteren Aufsätzr ü!«r
Domdau-Bruderschastea rin« derartige Tendrnz zuqetrauk habe. Aber,
mrin lieber Frrund, «S gibt außer Jhnen der Menschen gar viele in
der Welk, und waS der rine nicht vorgebracht hat, könnte doch wohl
«in anderer gesagt habm. Nun hören Sie . ia der Mitt« unsereS jü-
llcher HülfSvereinS hatt« fich di« Anstcht geltend zu machen gesucht, daß
rin« religiif« Berbrüderung die tinzig zulälfig« Form eineS Verrins
für den Bau eineS kaihvlischea TotteshausrS sei uad daß demnach ur»
fer gegenwärtiger Dombau-Veeei» eine «atschirdene Mißbillrgung v«r-
dirnr, und zwar hatl« diese Anficht in der Weis« Emgang zesundm,

daß im vorigen Zahre von mehren Gimeinden gar keine, von anderm
nur ganz unbedrutende Beiträg« zvr Caffe unsereS Hülstvereins ge-
flossm waren. Ei, das war «ine Windmühk», die nur gar zu fühlbar
mit ihrea Flügeln drein schluq und gegm di« zu kämpfen auch wohl
ein Mann von ruhiqrm und besonnenrm Geistr flch vrranlaßt fiaden
mochte.

Da ich nun in dee Teneral-Bersammlung des jülicher HülftverrinS
redete, so hatte ich wohl eia Recht, ja, als Mitgiied des Vorstandes
gewisser Maßm ein« Pflicht, für die Zntereffm deS Vereins in die
Schranken zu treten, und da ich weder auf Len Vrrfaffer d«S Send-
schreibenS in Nr. 77, noch auf svnst Jemandm namentlich Bezug
nohm, ich auch alS Regel kennen gelernt, daß man fich nicht eher ver-
tdeidi'ge, alS bis man angegriffm wordrn, so kam «S mir nicht rn dm
Sinn, erklären zu müffen, daß der Herr F. V. in Köln oder die
Herren T , D-, Z. und Arrdere mehr die von mir bestnttmr vnflcht
nicht geäußert hätten.

So können Sir also, mein Lieber, in Betreff dieses «rstm PuncteS
aohl ganz beruhigt sein, und ich glaude gewiß, daß auch niemalS ir-
gend rin Anderer, weil Sie über Dombau-Bruderschaften «in Wort
gesprochrn, Sie deßhalb für allrs vrrantwortkich machm wird, waS
üderhaupt über diesen Segmstand geschrirben oder gesprochrn ward.

E« lag nun aber in der Natur der Sache, daß, wenn einmal Dom-
kau-Bruberschasten Tegenstand der Rede waren, alsdann auch die Bor-
schläqe derer becückflchriqt wurden, welche auf desonder», nebm dem
Domdau-V>reine bestehende, solche hinauslaufen. Und hier ging mein
Streben «inzig dahin, di« meiner Anflchr nach zu sanguinischen Hoff-
nungen elwas zurück zu halrrn, die man auf die Realiflruirg diefer
Vorschläge zu setzen scheint, weil ich nämlich unsere Zeie, dke keines-
weqs „eine Sta«nation d«s christlichen Lebms" aufweisek, zur Be-
lheiligunz anLombau-BruSerschisten in dem Maße, a!s zur Förderung
deS Dombaurs erfordrrlich ist, noch nichl reif glaube.

Wenn Sie hiergegm inSbesondere behaupten, daß die niedere Volks-
claffe sihiq sei, di« Bedeutung des kölner DomdaueS zu rrfaffen, so
läßt flch hierüber am besten aus Erfahrung entscheiden, und da möchte
lch, daß Sie denn einmal drejenigen brfragtm, welche — nicht in Köln,
wo besondire Jntereffm auf den Dom hinleitm — die Theilnahme
deS Publicums für das grvße Werk zu erweckm fich bemüht haben.
Auf vie von mir gtinachtm Erfahrungrn kann ich fceilich, ohne Zruge
in meiner eigenen Sache sein zu wvllm, mich nicht berufm; stnst
würde ich Zhnen sagen, daß seldst der bcsser« Mittelstand nur durch
vi.le Mühe für die Sache des DvmbaueS gewonnm wird. Ein that-
krLftiges Einschreiten aber zur Bildung von Domdau-Bruderschasten,
das Sir für »inzig nölhig erachten, halke rch für undesonnen, so lange
über ven Erfolg des Strebers noch gegründrte Urstche zu zweifeln vor-
handm ist. Zch bin üderhaupt der Anficht, daß ein« Sache nicht st-
wohl durch Vervielfachung, alS vielmehr durch Vervollkommnvng der
Mittel gesirdert werde, und man demnach mehr darauf auszehm
müsse, unsere einmal destehendm und ai« zweckmäßig anerkanntm Dom-
bau-Vereine zu heben und alle Kräfte in denselben zu concentrirm, alS
durch Errichtung anderer Nebm-D.reinr, deren Aufkcmmm precär rst,
die Kräfte zu zersplittern und eden dadurch zu fchwächm; deßhalb habe
ich in meiner Festred- Vorschläge gemacht, daS von drn Bruderschaf-
ten zu «rwartende Gute so viel wie möglich in unsecm Vereine zu cr-
zielen.

W-nn unsere beiderseitigen Anflchten hierin auS einander gehm, s»
bin rch weit entfernk, Jhnen die meinigen aufdrängen zu n ollen oder
gar ein HinderniK in den W«a zu legen, wmn Sie in thaikräftiger
Weise für Jhre Ansicht ans Werk gehen wollen. Nsch mehr: oenn «S
Jhnen gelungen sein wird, in dcm für Errichtung solcher Jnstitute
vorgezeichnetm kirchlichm Wege eine Bruderschaft für d-n Dombau
b-ran zu dringen, so können Si« mich qleich schon ouf die List« der
Mi'rbrüder schreiben, und ich versprech« Zhnen, in Erfüllung meinrr
desfallsr'qm Obliegenheiten nicht der Letzte zu sei».

So meine ich, daß wic unS jetzt verstrhen — und nun die Hantz
her! So, wir wollen gutr Dombau-Freunde sein und Jeder an ftiner
Etell« in d»r Weis« für die heiliqe Sach« thätig ftin, wie «s ihm gut
und nützlich scheint.

Jülich, 24. September 1844.

Eugen Theodor Thissen.

L e r i ch t i g u n g.

Jm letzte» „Domblatt" muß cs iu dem Lrtikel über den Dceikö'ni-
gen-Kasten statt die drei Statuen der Athener „derLtheoe",
uud statt der gewaltige Schild der „breite" Schild heißen.

Verantwortlicher HerauSgrber: Zos. DuMont.

Druck und Eommisfions-Berlag drS DerkrgerS d«t Kilnischm Zrttung,
M. DuMont-Schaubrrg.
 
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