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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1844 (Nr. 81-132)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1491#0200
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Zn dtt drittea Abtheüung findea »ir nun dit Anleitung zum
Schmelzbrand oder daS Liabrrnnea der Pigmeni« seldst nedst
drm dazu nälhigen Schm-lzofen und Grräthschaftra drschrirben. Drr
Brrfaffer zrigt fich hier al« «in durchauS «rfahrenrr und gewandtir
Praktiker, gidt nicht tloß einen kurzen, leichten und zweckmä-
ßigen Weg an, sondern widerlegt auch di« Mrinung, als bedürf« man
zu dirser Operatlon, wi« häufig dehauptit wvrdrn, «iaes kostspieligen
oder doch zusamme.ig«s,tzt«n vpparaks, indrm «r nachwris'l, wi« jede
gewöhnlichr Küche alS vollkommen brauchbanS Schmeljgewölbr, jeder
grmrineHeerd nebst «inigen Bsckst«ia«n, Iiegrla und eis«rn«n Stangm
al» genüaend zur Construclkon «ines dem Awecke vollkommen «nlspre-
chrndrn OfenS benuht werden könne, so wie deun auch da« Linteagen
der gemalten und «inzubrennenden Glä «r und di« Oprrakion deS Lin-
drennent, srlbst bei gmauer Befolgung der hi«r mitgrtheilten Method«,
such dem «rniger geüdten Dilettant.n so leichk nicht mißlingen wiid.
Der Schluß der Schrist handelt von der Verbleiung der musi-
vischen GlaSmalrrri. Odgleich man dirsr am desten dem Glaser,
der wvhl auch daS Zuschneitea der Gläsrr besorgen dürfte, üderläßt, so
hat doch drr Berf. «in« Borschrift dazu angegrden, um denjenigrn Oi-
lttlanten zu dienrn, welche von Lust und Lirbe biseelt find, an ihr voll-
rndettS Kunsterzeugniß auch noch die letzt« Hand zu legen.

So wären wir bi« zum Ende unftrer Schrift grlangt, in welcher
die Begriffe klar eatwickelt werden» die Sprach« schlicht, einfach,
leicht verständlich und auch von wiffenschaftlichen Kunstwörtern,
so vi-l »S drr behandelt« Gegenstand nur imm«r «rlaubt, frei g«hail«n
ist. Bon dem schätzbarrn Versuche deS Hrn. SchmiuhalS: „Uederdie
GlaSmalrrri d«r Altrn", devorwonrt voa kem der Wiffenschafi
lrider zu früh «ntriffenrn vecdienstvollen Chemiker o. Rudolph Bran-
deS, biS dahin ist un» kein« vorgikommen, di« sich für den Künstler
und Dilettanten me)r «ignet und fruchtbarer «rweisea wird, wi« di.
voeliegende. Wir nehmen daher von derseldrn mit jenir Hochachtung
Abschied, welche jedes gründliche Sirrben, die voihandemn Lrfahrun-
grn durch svr^ftlag angestellte Versuche zu bestängrn, zu brrichtigen
und durch «inkgr neue den KreiS drrselbea noch zu erweitern, jedem
K«nn,r der Wlffenschaft einflößt und nothwendig einflößen muß. Wir
hoffen in einer der nachfolgenden Rummern diSselben Verfassers «ich-
rige Schrist: „Dir Geschichte der GlaSmalerei von ihrem
Ursprung bis auf bi« n«uest« Zeit", die einzige bis dahin er-
schienen« ftlbstständige Beardeitung dieses höchst intereffantin kunstge-
schichtlichen EtcffeS, den Leftrn biS „Dvmblatns" vorzuführen und
auSführlich zu be p.echen.

Köins alte Lirchen in RnLeutungcn.

Bon Kreuser.

(F-rts. - S. Nr. IW, I2Z, 124, I2S, 126 u. 127 d. Bk.)

Von Herrn.Leichnam ging ber Bittgang nach

34. St. Ursula,

der alten gräflichen Stiftskirche, die schon so viele Jahrhunderte vor-
übergleilen sah, daß ein Theil ihrer Geschichte in Sagen gehüUt ist.
Nach der gewöhnlichen Erzählung starb Ursula mit ihr-n heiligen
Zungftauen umS Jahr 237 unter Maximlnus Golhus den Martyeer-
ro), und das ganze Feld, damals außerh rlb dir Stadt, z vischen St.Ur-
sula bis Cunibert, Zvhanna und Cordula und Maximinen, hieß das
Blutfeld (»s«r vrsulanus). Nicht nur im Mitkelalrer fand man hier
«ine Menge Gecippe in der Erd-, sondern noch jüngst fand Hr. W.yer
bei dec Grundlegung se nes HauseS eiae außeivrdentiichr Menge von
Knochen und Schäreln, di« winigstenS die Sage von «inem alten
Tvdlenfelde rechtftitigen. Zedoch, laffen wir diesen Gegenstand auf sich
teruhen, so scheint fcüher ein Berhaus hier errichlet worden zu sein,
nach der Eage von Bischof ktquilinuS, so wie auch ein Klematius aus
Alexandrien um 350 genannt wird. Wie sich indeffen die Sache
verhalte, so viel scheint gewiß zu ftin, daß za den Zeiten deS Bischvst
Cunibertus im I. 644 die Kirche schon bestand. Jm Jadre 922 drachte
Hermann, der Erste dieses NamenS, die gernsheimer Nonnen hinein,
um dies« vvr der Wuth der Unzarn (Hunnen) zu schützen, welche das
Kloster verbrannt hatlen. Der jetzige Kirchmdau, der ader, wie die Zen-
sterformen lehren, in der deulschen Bauzeit vielfach« Veränderungen
«clitk, scheint in va« zwölfte Jahrhundert zu fallen, bisonders nachdem
im Z. 1155 das U'suiaftld von den andächrigen Bürgern Kölns um-
gegraden ward und viele Laus nde Leichen gesammelt wuiden, bie als
heilig« Ueberrest- aufbewahrt wurdrn. Der alte vltac stand am Ein
gange in den Chor. Auch war die Kirche mit Gemälden "^) geschmückk,
unter d.n«n Aelherius, ber Birlobte der h. Ursula, und Papst Cyciacus

'«) Lelen. S. 3Z2 slg.

«S) Vinkeim S. 78. elem-tiio viro religioso, ckivinitus ex Oiientis
partibus aecito etc. Vgl. 6oleu. Wer sich au solche Ramen stößt,
denke an die Jaschriften vo» syrische« u. s. w. Legionen im Her-
zen DentschlaudS, eiaen JrenäuS, griechische» Bischof in Frank-
reich, und überhaupt an die damaligen Aastände. Der PlaH der
Ursulakirch« wnrde sür so heilig gehalten, daß früher keiner dar-
auf degrabeu wurde. S. Eratepol, S. 147.

-vb) 6e1en. S. 334.

genannt werdrn. Nicht minder drfand fich dort eia alter Ambo
über drm Grabr deS h. Valerins, KLnigS vvn Spanien. Sutmüihige
Zreigebigkeit und Unwiffenheit hat aber schon ftüh manche» Denkmal
der Vorzeit zerstöet. Unter drn vielen Geschlechtern, welche die Kirch«
mit Altären, Malereirn und g«brannten Fenstern schmäckten, zelchneteir
fich die Schwarz vom Hi-z (diigri <is Osrvo) aus, deren Andenken nur
nvch im Hirzmkümpchen üdrig ist. Zu Gelen's Zeiten wurde die Kirche
ebenfall« auSgebesftrk. Eine Polin, Namens Ucsula, gab hundert ReichS-
thaler zum Weißen. Paul SrraviuS, Weihbischof, ließ dann de«
Hauptaltar baue» und da« Bild malen, Zohann von Crane daS Trab-
mal verschönern und marmorm« Pflaster legen. Augleich wurde wege«
des neurn Hochaltars der alte "^) abgeriffen. AlS in dem vorigen Jahr-
hundert der Domumbau überall Nacheiferung erweckre, wurde auch,
wie der Kalender von 1780 rühmt, im Zah« 1767 St. Ursula rr-
neurrt.

Von Gt. Ursula führt der Weg zur verfchwundenen

35. Alexius-Capelle
bei der Abtei, und tann auf den Eigelstein zur

36. Alkerheiligenkirche.

Diese Hospitalkirche, von dem «deln Gefchlechte von ten Raver««
ursprünglich für bekehrte Zuden gestistet, später für andere HülfSbr-
dürfiige eingericht.t, fällt nach Gelen in das Jahr 1311. Jm Zahre
16W wurde dir jetzige Neuba« vorgenommen, der sich von ftldst verrärh.

Jn d-r Nähe, ebenfalls auf dem Ligelstein, lag die Kirche St. Ma-
ria Magdalena in Bethlehem, vom Vvlke

37. Jn der Buß (Büss)

genannt. Was n«u«re Menschlichkeit wieder fördert, wurd« im alten
Köln schon geöbt. Jn den wilden Kriegszeiten 1471 mrrkte man derr
schlimmen Verfall d«r Sittrn und «rdaure «ine deffernd« Zufluchlstätte
für gekallene Mädchen, welch« man unter die Regel deS h. AugustinuS
stellr«"'). Verschwunden ist Kirchlein und Anstalt. (Forts. folgt.)

Vas kölner DombilL, geseichnet von Kupferttecher Mastau.

(AuS dem „Düffeldorfer KreiSblatt")

Es ist gewiß «in gut«s Zeichen unsereS gegrnwärtigen künstlerische«
Slrebkns, daß bei den verschi«d-nartig«n, unseren zerlplilterten Zustän-
den enrsproffenen und mehr oder weniger auf ihre Versöhnung abzielrs-
den Probuctionen unsere Künstler auch noch Achtung und Sinn füe
di« E z ugviffe längst entschwundenrr Epochen bewahren. Erst jüngß
sahen wir da« infaltreichste, tiefsinnigste aller Werk« Rafael's in einer
meist-ihaften A«ichnung nachgedildtt, deren Bervielfältigung unftcm
Kunstvereine zum bleibenden Ruhmr gereichen wird; und jetzt habe«
wir schvn wiedcr Gelegrnheit, eine andere Arbeit Ler Art zu bewun-
kern — erne Zeichnung nach dem derühmten kölner Dombilde vo«
Massau, wklche in der Kunst-Aussteüung des H«rrn Buddeus für
«inige Z-ik ausgestrllt ist. Auf eine Beschreibung der Cowposition brau-
chen wir uns wohl nicht «inzulaffen, denn wer in unserer Nähe sollt«
d«s MeisteisWilhelm treffliches Bild selbst nichtgefthen haben? Ab«
worauf wir aufmerksam zu machen nicht umhin können, ist di« hohe
Vvllkndung, in welcher die maffau'schr Aeichnung dassrlbe mit all fti-
nem Keichihum in drm kleinin Maßstabe wiedergrbt. Die unendliche
So-gfalt, welche rn der »usführung der zahlreichen Köpfe, namentlich
der Hmplfizuren, stch zer'gt, geht mit einer ungem-in ftinen Auffaft
sung d-r Charakterr und deS A-sdrucks Hand in Hand. Die h. Zung-
(rcu, al« Mitteipucct des Ganzrn zieht desonderS den Blick auf sich.
Man glaubt si- im Bilse s.lbst nicht so lieblich r nd von solcher un-
deschciiblichen Anmuih gefthen zu haden. Zu ihr kehrt daher das vuge
auch unwillkürlich wieder zurück ron der nicht mindrr g-lungemn Ur-
sula und den meistenS trefflich x-zeichneten Kkpfchen ihrer ftomme«
Schar oder von dem h. Gereon und ftinen ausdkucksvollen Beglkiter».
U berall dieselbe Liebe ur.d Treu« bis in das kleinpe Detail m Stoffen,
Waffen und dergleichen! Ader über dem Lipzelnen hat Herr Maffau
den Charakter deS BildeS und die Ligenthümlichkeit d«s MeisterS Wil-
hrlm im Ga-izen nicht auS d«m Buge verloren. DaS Weichc, elwaS
Berschwcmmknr in den koldlächelnden Köpfen, welches so leicht an daS
Süße, Widrrsiche hätte streiftn können, hat er mit großer Geschicklich-
keit wiedrrgegeben. Ueberbavpt gibt es wohl keinen bkssern BeweiS für
daS Talent deS Herin Maffru, al- die vsn ihm erreicht« ruhige und
harmonischr Haltung «imr Zeichnung, welche ein in reicher Farben-
pracht prangend-S G-mälde der str«ng«n altdeutsch«n Schule uns ft
rreu v- rgegenwärtigt. Möge der Künstler Gelegenhnr sinden, dies schön«
Werk auf Kupfer zu übertragen, und mkzc der Stich der Zelchnung
«ntsprechen!

-o«) 6«1°n. S. 335.

'vS) 6elen. S. 336.

>«) 6e1en. S. 582. Rach MerffäuS (S. 11S) erbaut« Hermann vo«
Heffen nach dem Bordilde von Paris das volloxinm prostitn-
tsrum poeiritentium, guoä in kixicke vocstur.

Verantwortlicher HerauSgeber: Zof. DuMont.

Druck ond CommWonS-Verlag d«S BerlrgerS der Köknischen Zermng,
M. DuMonk-Schauberg.
 
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