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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Germanische Nationalmuseum und der Bayer. Kunstgewerbe-Verein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0275

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Das^Gerinanische Nationalmuseum und der Bayer. Aunstgewerbeverein.

und mit einer Mit-
arbeiterzahl, gegen die
die gegenwärtige Be-
amtenzahl des großen
Museums winzig klein
ist, unternommen wurde,
verringerte sich mehr
und mehr. Ls war
dies ein großes Glück
für den Fortbestand
des Museums. Niemals
hätte ein Repertorium
nebst nur illustrierender
Sammlung die Liebe
zur deutschen Kunst in dein Maße fördern können,
als es durch das populärste aller deutschen Museen
geschehen ist. Bezeichnend für den antiquarisch-
doktrinären Geist jener Zeit ist es aber, daß gerade
die bedeutsamsten Vertreter der zünftigen Wissenschaft,
wie z. B. Lang, der gefeierte Verfasser der re^esta
boica, der Aufseßschen Zdee zur Gründung eines
Nationalmuseums von Anfang
an am allerfeindlichsten gegenüber-
traten. Fühlten sich etwa jene
trockenen, unfruchtbaren Wissen-
schaftler in ihrem Ruhme ge-
fährdet, glaubten sie den Wert
ihrer Wissenschaft bedroht, weil
Aufseß des Volkes Altertümer
den: Volke zugänglicher machen
wollte? hatten nicht auch die
Klenze, Gärtner und Ziebland
aus ganz ähnlichem Grunde so
wenig für den Verein, der dem
Gewerke Künstler zuführen wollte,
übrig?

Als großer, erster Lrkenner
des Wertes einer großen nationalen
Kunstsammlung zeigte sich König
Ludwig I. Lein Werk, sein
Fa n z e s Wollen hebt sich
zweifellos in immer schö-
nerer Monumentalität von
den Höhenlinien seiner Zeit empor, je weiter
wir uns von ihr entfernen. Des Königs Hand-
schreiben vom s5. September s830 an Aufseß gibt
Zeugnis davon, wie er selbst schon früher einen
ähnlichen Wunsch gehegt, wie ihn nun Aufseß ver-
wirklichen wollte. Wenn auch unter dein Vorsitze
des sächsischen Prinzen Zohann die Begründung des
Museums stattfand und der Herzog von Sachsen-
Koburg auf Gustav Freytags Schilderung hin unterm
2st. August \853 dadurch die „Großartigkeit und Vor-

trefflichkeit" des Aufseß-
schen Unternehmens aufs
freudigste unterstützte,
daß er dem Museum
auf seiner Feste Koburg
ausreichende Räumlich
keilen für ewige Zeiten
zur unentgeltlichen Be-
nutzung mit allen mög-
lichen Vorteilen und Zu-
schüssen anbot, so ist
doch Ludwig I. der erste
Förderer des Germani-
schen Museums zu nen-
nen. Von Algier, 6. März J86^, datiert seine große
Schenkungsurkunde, durch die er die für 50000 Gulden
erworbene Aufseßsche Sammlung dem Germanischen
Museum auf ewig schenkte. Durch diesen Akt nicht
nur königlicher Huld, sondern noch viel königlicheren
Großdenkens wurde der Fortbestand des vorher sehr
gefährdeten Museums gesichert — wie durch des
Königs Zntereffe Aufseß sich bis
zur fchließlichen Durchführung
seines Gedankens während der
22 Zahre wieder und wieder ge-
stärkt fühlen durfte.

Line Zeitschrift bahnte dem
Gedanken des Museunis den Weg
zur Erstehung. Ls war aber eine
Zeitschrift ohne viel Worte. Der
„Anzeiger für Kunde des deutschen
Mittelalters", den erst Aufseß selbst
herausgab, brachte eine Fülle von
Notizen zu Geschichte und Recht,
Litteratur und Sprache des deut-
schen Mittelalters, den Denkmälern
der Kunst galt nur ein kleiner
Raum. Bald übernahm Mons
die Redaktion des Anzeigers, der
der „Kunde der teutschen Vorzeit"
überhaupt dienen sollte. Mone
hielt nun selbst diese sachlichen
Notizen, die übrigens auch der
Bauwerke der Gegenwart, wie z. B. der Auer
Kirche, rühmend gedachten, für nicht vollinhaltlich
genug — und so druckte der Anzeiger vorzugsweise
historische Quellen wortgetreu ab. Diese philologische
Krämerei und Kernerei konnte nicht dein Aufseßschen
Museumsgedanken dienen. Aufseß war begeistert
nicht nur für die Altertümer des Volks, sondern er
wollte größeren Kreisen auch seine Freude an alter
Kunst zur Förderung initteilen. — Die Hauptübersicht
seines „Systems der Geschichts- und Altertumskunde,

H\0. Grabmal von f (Emil ZHttler.

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