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Kunst der Nation — 3.1935

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Ausstellungen, 2, Dresden
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Dorner, Alexander: Wilhelm Busch: als Zeichner und Maler
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Ausstellungen, 3, Hannover
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Ausstellungen, 4, Köln
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Ausstellungen, 5, Düren (Rhld.)
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Ausstellungen, 6, Düsseldorf
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Ausstellungen, 7, Krefeld
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Ausstellungen, 8, Hamburg
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Kroll, Bruno: Münchner Maler, 1, Lothar Bechstein
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Zech, R.: Münchner Maler, 2, Hermann Brachert
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https://doi.org/10.11588/diglit.66551#0011

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Kunst der Nation

5

sind von einer Kühnheit und einer Kraft, die Be-
wunderung abnötigt.
Aber während Busch in seinen Bildergeschich-
ten den Weg zur Ausdruckskunst konsequent ver-
folgt, bleibt auch sie in seiner Malerei eine
Episode. Je näher die Mitte der 90er Jahre
heranrückt, um so härter und kälter werden die
Farben, um so trockener wird auch der Pinsel-
strich, und so erstarrt seine Malerei und sein
Schaffen als bildender Künstler. Es nimmt etwa
in seinem dreiundsechzigsten Jahr abrupt ein
Ende.
Die letzten zwölf Jahre seines Lebens, die er
im Pfarrhaus von Mechtshausen am Harz zu-
brachte, hat er weder gezeichnet noch gemalt.
Betrachtet man Wilhelm Buschs künstlerisches
Schaffen, so muß man sagen, daß seine Malerei
allein- das Lebenswerk eines bedeutenden Künst-
lers ausmachen würde, wäre sie nicht durch das
Netz der inneren Hemmungen, die diesen über-
sensiblen Mann sein Leben lang gequält haben,
zu einer Aneinanderreihung von Episoden gewor-
den. Hätte er nur einmal bei seinen genialen
Vorstößen eine -— etwas brutalere — Konsequenz
bewahrt, so würde er unter die großen Maler des
19. Jahrhunderts zählen. Denn sicher ist, daß
da, wo er diese Konsequenz bewahrte, bei seinen
Bildergeschichten, er zu einer schöpferischen Größe
heranwuchs, die wir erst heute ermessen können,
wo wir alle längst unbewußt mit seinen Augen
sehen und in seinen Worten denken.

Fortsetzung von Seite 3
bis 24. März eine Ausstellung „Bauer uud Land-
schaft".
Mit ausgewählten Werken der lebenden deut-
schen Künstler und einer Anzahl Schöpfungen
großer verstorbener Bauernmaler wird eine be-
deutsame Schau dargeboten werden, die zum ersten
Male das alle Volkskreise auf das lebhafteste inter-
essierende Thema vom deutschen Bauern und deut-
schen Boden in umfassender Weise behandelt.
Hannover
Die Kestner-Gesellschaft eröffnet am Sonntag,
den 20. d. M., eine umfangreiche Gedächtnisaus-
stellung des vor wenigen Monaten verstorbenen
Adolf Hölzel. (Siehe K. d. N. Nr. 21II.) 120 Ge-
mälde, Pastelle und Zeichnungen, aus den Samm-
lungen Bahlsen und Beindorss, Hannover, den
Museen Stuttgart, München und Berlin und aus
dem Nachlaß. Karl Konrad Düffel, Stuttgart,
einer der besten Kenner des Hölzelschen Werkes
und Verwalter des künstlerischen Nachlasses, hält
zur Eröffnung einen Einführungsvortrag.
Hannover kann wirklich stolz sein auf diese
Veranstaltung, die erste Hoelzel-Gedächtnis-Aus-
stellung in Deutschland.
Köln
Der Kunstverein zeigt eine umfassende Schau
von Gemälden und Aquarellen Emil Noldes. Die
Ausstellung geht später nach Krefeld, Essen,
Frankfurt a. M., Wiesbaden uud Hamburg.

IlrnnburA
Als Gegengabe gegen das Bildnis eines
Lautenspielers, vermutlich eine französische Arbeit
des 17. Jahrhunderts, stellte die Direktion der
Musees du Louvre zu Paris der Hamburger
Kunsthalle dankenswerterweise das Bildnis eines
jüngen Mädchens von Lucas Cranach für einige
Monate zur Verfügung. Die Kunsthalle, die zur
Zeit eine Sonderausstellung „Unbekannte
Kostbarkeiten aus Staats- und Privat-
besitz" veranstaltet, zeigt im Rahmen dieser Aus-
stellung ein Sonderkabinett, das neben den
Cranach-Bildern der Hamburger Kunsthalle selbst
und dem der Hamburger Sammlung Wedells
dieses zarte Kleinod der deutschen Porträtmalerei
aus dem Pariser Museum enthält. Wer dieses
so unerhört lebensvolle, so ganz besonders feine
Bildchen betrachtet, das früher als ein Porträt
der Tochter Martin Luthers galt, und das — sei
dem wie ihm wolle — zweifellos eines der am
ehesten eigenhändigen Werke, und zwar eine der
glücklichsten Schöpfungen des großen Meisters der
Reformationszeit darstellt. U. L.
»lUlXcNLIXLir
Lothar Bechstein
Seit Jahren schon — nicht erst seit heute, da
es gewissermaßen schon Schlagwort geworden ist
— hat Lothar Bechstein den Gedanken verfochten,
daß die Malerei, um zu ihrer endgültigen Größe
wieder emporzusteigen, sich aus den Fesseln des
Staffeleibildes lösen müsse. Denn dieses sei eine
mehr Private Angelegenheit. Habe Wohl als Kul-
turausdruck des einzelnen und nicht zuletzt auch
aus Repräsentationsgründen immer noch be-
gründete Existenzberechtigung — auch weiter-
hin —, könne aber den Aufgaben der Kunst als
Kulturfaktor einer ganzen Volksgemeinschaft nie-
mals gerecht werden. Erst die Wand, die öffent-
liche, die repräsentative, biete die Unterlagen, auf
der die seelisch-geistigen, die weltanschaulichen, die
geschichtlichen und die geschichtebildenden und
-tragenden Spannweiten einer größer gefühlten
und mitlebenden Gemeinschaft ausgetragen wer-
den können. Das waren die Gründe, warum
Bechstein sich erst von der impressionistischen Mal-
weise ganz lossagte, das Staffeleibild — wenig-
stens kleineren Formates — mehr und mehr ver-
nachlässigte und sich der monumentalen Bild-
gestaltung zuwandte. Übrigens nicht, wie das sehr
viele taten und mit Geschick taten, indem man
einfach die Flecken des Impressionismus, besser
noch des Neo-Impressionismus, dekorativ ver-
breitete, um sich nun zwischen einer ornamentalen
Flächenbelebung und einem klaren Jllusionsstil
hindurchzu schwingen. Denn solches Tun hat nach
Ansicht unseres Künstlers mit einem Monu-
mentalstil nichts als die Fläche gemeinsam. Son-
dern es wird bei Bechstein ein Streben erkennbar,
„das Geheimnis des räumlichen und Formen-
zusammenhanges in der Natur wieder zu ent-
decken, das von der Farbwelt mitgeschaffen wird
und den direkter Natureindruck in seinem Gesamt-
wert hervorruft. Es handelt sich also nicht um
eine mehr oder weniger glückliche Ver-


Das Wallraf-Ni chartz-Museum ver-
anstaltet eine Sonderausstellung von Selbstbild-
nissen moderner Künstler. Darunter von Barlach,
Heckel, Dix, Otto Mueller, Kirchner, Nolde u. a.
viiren (klilck.)
Im städt. Leopold-Hoesch-Museum findet eine
Otto Mueller- Ausstellung statt.
In
zeigt die Galerie Vömel eine reiche Schau von
Arbeiten, Deutsche Bildhauer der
Gegenwart.
Irr
Krokelä
hat Erich Heckel eine Kollektiv-Ausstellung.

bindung von Form und Farbe, um eine
sogenannte Vollendung des Getrennten nach
beiden Seiten hin, sondern nm das beiden Ge-
meinsame, um einen Bildaufbau, der beides als
eines gibt, wie in der Natur . . ." Dieses Ge-
meinsame erkannte wie vordem schon H. v. Marees
nun auch Bechstein in der Bildkonstellation. Die
Farbe wird also bestimmter. Ordnet sich den
Forderungen des Formgebundenen und der bild-
schaffenden Elemente unter, aber sie verliert dabei
nichts von ihrer Intensität und Leuchtkraft.
Davon zeugen die großen Kompositionen des
„Tanzes" im Glaspalast 1925 und die des
„Männerbades" im folgenden Jahre. Das ist
nicht ein freies und leichtes Denken in der Fläche,
ein unverbindliches Spielen mit Linien und
Farben, sondern ein bewußtes Formen und Kom-
ponieren von strenger gesetzmäßiger Haltung, lind
neben der formalen auch eine geistige Erhöhung.
Doch der Weg scheint nicht leicht. Die Werke, die
nun in die Ausstellungen kommen, sind Studien
und Skizzen, Versuche von ganz einfachen Kom-
positionen, Form- und Farbentwürfe: Rechen-

Lucas Cranach, Bildnis eines jungen Mädchens
Bes.: Musee du Louvre, Paris
schaftsberichte über die jeweilige Einsicht in die
formale und geistige Tragweite eines sich immer
bewußter werdenden Schaffens. Aber auch als
Studie wirken die Werke geschlossen und vollendet.
Ja die Lebenswärme, die unmittelbare, satte
Naturfülle, die trotz aller Jntellektualität aus den
Werken spricht, bezaubert. P. L. Troost, längst
schon auf des Künstlers starke Begabung für das
Monumentale aufmerksam geworden, zieht null
Bechstein neben Hans Gött und Max Unold zur
Innenausstattung der „Europa" heran. Bald
darauf geht an den Künstler der Ruf, die neue
Nrnenhalle im Münchner Ostfriedhof mit Fresken
zu schmücken. Die Abbildungen hier sind nicht
sehr glücklich, weil sie nichts von dem schönen Ver-
hältnis verraten, in dem sie zum Raum stehen
und durch den sie Halt und Gliederung erhalten.
Auch verraten sie wenig von der malerischen Fülle.
Im übrigen rufen sie jene weihe- und friedvolle
Stimmung herauf, wie man sie vor den herrlichen


Emil Nolde, Mühle in Friesland. Aquarell

Grabstelen des vierten
griechischen Jahrhunderts
empfindet. Ein Beweis
mehr, wie auch Bechsteins
Kunst vom Geistigen her
und nicht voir der Aesthe-
tik Antrieb und Gesetz
erhält.
Der Künstler hat die
Münchner Akademie
unter Hermann Hahn,
dem Bildhauer, und
Angelo Jank besucht und
ist dann viel gereist, mit
Vorliebe nach dem
Süden. Und vielleicht
erklärt dieser Hang auch
die klassizistische Haltung
dieser Kunst. Jedenfalls
wäre es töricht, sie für
eine künstlerische Speku-
lation zu halten aus der
einfachen Dialektik des
Andersseinwollens. Denn
wer Bechsteins subtile
Geistigkeit kennt und
dessen schöne Lebens-
bejahung, überdies die
Harmonie beider in einer
wirklich glücklichen Aus-
geglichenheit und gegen-
seitigen Durchdringung,
ist überzeugt, daß diese
Kunst keinen anderen
formalen Ausdruck hat
gewinnen können. Daß
sie jeden billigen Histo-
rizismus ablehnt, er-
höht ihren Wert. Und

Photo: Franz Rompel, Hbg.

das ist es auch, was ihn zu einem der vor-
nehmsten und verantwortungsbewußten jüngeren
Künstler der Münchner Sezession stempelt, in
deren Ausschuß er seit Jahren unermüdlich
tätig ist. Bruno LroU
Hermann Vrachert
H. Brachert, der zum Ostpreußen gewordene
Württemberger, gehört zu den repräsentativsten
Bildhauern des Ostens, den anderthalb Jahr-
zehnte mit dem künstlerischen Leben der Provinz
auf das engste verbinden. Wer das Kunstschaffen
des Ostens in seiner Gesamtheit betrachtet, kann
an dem Werke dieses Künstlers nicht vorüber.
Es ist mehr als ein biographisches Detail,
wenn man erwähnt, daß er als Ziseleur und
Stahlgraveur begann: die strenge Zucht der tech-
nischen Kleinarbeit blieb ihm, auch als er sich ins
Große der bildhauerischen Freiheit entwickelte.
Diesem Ausgangspunkt seiner künstlerischen Lauf-
bahn entsprach der Auftrag der Staatlichen Bern-
steinmanufaktur, Entwürfe für Bernsteinarbeiten
zu liefern. Ergebnis waren eine Reihe von
Altargeräten, Luxusgegenständen und die große
„Ostpreußenschale", mit denen s. Zt. die Bern-

8oleli6 N6N8eIi6» brauelien wir!
Menschen, die beurteilen können, was
Pfuscherei und was Arbeit ist. — Menschen, die
wenig erwarten und viel tun wollen. — Menschen,
die anständiger Gesinnung und reinen Herzens
sind. — Menschen, die nicht andere verantwortlich
machen, solange sie nicht selbst ihr Äußerstes getan
haben. — Menschen, die jeder Stimmung wider-
stehen können und sich nie von Worten berauschen
lassen. — Menschen voll Ruhe und Liebe, die mit-
teilen und abgeben können. Aber auch Menschen,
die den Mut haben, zu versagen, wo sie nicht ver-
sprechen können. — Menschen, deren Taten größer
sind als ihre Worte. — Menschen, die grundsätzlich
in kein allgemeines Geschrei einstimmen. — Vor
allem Menschen, die niemals der Bequemlichkeit
erliegen. — Mutige, nüchterne Menschen, die ihren
Kurs halten können, die ohne Beifall zu leben
vermögen und stark genug sind, für die Zukunft
arbeiten zu können, statt für den Tag!
Entnommen aus „Zeitgeschichte" Österreichische Monats-
blätter für deutsche Erneuerung. Herausgegeben von
Ernst Seidl, Linz a. D. (Eine hervorragend gute
Zeitschrift für deutsche Kultur in Österreich.)

steinwerke aus der Weltausstellung in Chicago
vertreten waren.
Sein Plastisches Werk begann Brachert mit
Architekturplastik. Es ist zu umfangreich, als daß
es in dem engen Rahmen eines begleitenden
 
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