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Kunst der Nation — 3.1935

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Watzinger, A.: Henrik Görensens Gemälde für die Domkirche in Linköping
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Heuer, Alfred: Hamburg
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Kunst der Nation

5

Henrik Sörensens
Gemälde für die Dom-
kirche in Linköping

Obgleich wir uns nach den vorliegenden Photos
den Ausführungen des Verfassers des folgenden Auf-
satzes nicht ganz anschließeu können, bringen wir den-
selben gern, um unseren Lesern das heutige Schaffen
eines in Schiveden sehr angesehenen norwegischen
Künstlers zu zeigen.
Die Schriftleitung.

Henrik Sörensen zeigte in den vergangenen
Dezemberwochen in Oslo die drei Monumental
gemälde für den Chor der alten Domkirche in
Linköping in Schweden, an denen er in den letzten
drei Jahren gearbeitet hatte — und Hunderte der
zugehörigen Entwürfe und Studien.
Das Werk, aus nordischem Geiste geboren — der
Künstler entstammt von mütterlicher und väterlicher
Seite norwegischem Bauerngeschlecht —, bildet
dank seiner tiefen Menschlichkeit und Innerlichkeit
ein in moderner Kunst einzigartiges Bildwerk,
dessen unmittelbare Wirkung auch denen in Er-
scheinung tritt, denen seine künstlerische Macht in
Komposition und Kolorit nicht unmittelbar zu
gänzlich ist.
In der Mitte des Chors steht Christus, umgeben
von einer Mandorla. Die älteren Entwürfe zeigen
einen bärtigen Christus mit horizontal ausgestreckten
Armen in Form eines Kreuzes. Die Weiterbearbei-
tung gestaltete ihn bartlos und damit jugendlicher,
milder, lichter. Dieser Gott ist nicht fern, nicht uu
zugänglich. Das Auge ist auf den Beschauer ge-
richtet; der rechte Fuß schiebt sich vor, die Arme
senken sich, die Handflächen öffnen sich gegen den
Beschauer. Und das Innere der Mandorla ist erfüllt
von den Farben des Lichtes.
Die beiden Seitenbilder stehen zum Mittelfelde
unter dem Winkel der Chorwände, von ihm nur
getrennt durch die schmalen Säulen des Chorum
gangs. Vom erhöhten Standpunkte des lichten
Gottes schreiten seine Verkünder auf breiten Stufen
aus der Ferne des Alten Testamentes, unserer Zeit
und der Gemeinde entgegen. Die Bilder zeigen
eine auf Gegenwirkung beruhende Parallelität in
Anordnung, Bewegung und Gefühlsausdruck der
Einzelsiguren und Figurgruppen bei im übrigen
völlig unabhängigem und freiem Aufbau, der nur
durch die Stufen, das einzige architektonische Ele-
ment, und durch das gleichartige Kolorit, die stark
roten Farbflecken der Stufen, das Licht des.Himmels,
zusammengefaßt wird.
Auf dem rechten Bilde steht auf der obersten
Stufe Moses mit erhobener: Armen, in der Hand die
Gesetzestafel, in Zorn und Verzweiflung über sein
Volk Vor ihm, in ruhevoller Gruppe, Petrus und
dw vier »vangelrsteu. Es finde: chy muuv ovo ma
Attributen, die die ältere Kunst nicht entbehren
wollte, aber alle pressen große rote Bücher an ihre
Brust. Lukas und Matheus als bärtige Figuren, da-
zwischen Markus und vor ihnen, kniend, nut ver-
klärtem, weltfernen: Blicke, der junge Johannes.
In der Mitte des Bildes, halb liegend und abgestützt
auf den Händen, Stefanus nut den: ausdrucksvollen
Kopfe opferfähiger Frauen. Es folgen stehend Vor-
kämpfer für das Christentum in Schweden, Erik der
Heilige, Anskar und Bischof Hermanni. Und die
heilige Birgitta beugt sich mit mütterlicher Liebe und
Zartheit zu dem schwedischen Mädchen von heute.
Im linken Bilde entstammen den: Alten Testa-
mente David als Psalnüst mit der Harfe und die
leidenschaftlich bewegte Gruppe der alten Pro
Hheten. In ihrer Mitte Amos, der Eiferer, in roten:
Gewände mit schwarzen: Haar und Bart, die Arme
erhoben, die Hände zu Fäusten geballt. Neben ihn:
Ezekiel und Esaias, beide in bartlosen: Profil vor-
flatternden Mänteln, Ezekiel nut gefalteten, Esaias
mit klagend erhobenen Händen, der letztere ein
Gegenlnld des siegreich und freudig die Kroue
tragenden Eriks auf dem rechten Bilde. Vor ihnen,
liegend, Jeremias und neben ihn: die eindrucksvolle
Gestalt des Paulus mit erhobener Hand, vielleicht
in: Augenblicke der Wandlung.
Der Prophetengruppe folgen der heilige Lauren-
tius, Ambrosius und Augustin, sonne, an: Bildrande,
Luther, während Olaus Petri sich nut empfangen
den Armen herabbeugt zu den: schwedischen Knaben
von heute, der ihn: die Arme hoch eutgegeustreckt.
Die Studien zeigen, wie jede einzelne dieser
22 Gestalten entstanden ist als eine Synthese der
Züge vieler lebender Menschen. Aber alle diese
Menschen haben ein geheimnisvoll Gemeinsames.
Der Künstler sagt hierüber: „Die Hauptzüge bei
ihnen sind: das Sich-Selbst-Vergessen, die Opfer-
sähigkeit und die Märtyrersehnsucht, und daß ihre
Idee oder das, was sie überwältigt, zeitweise das
Irdische zur Seite schiebt. Und daß sie etwas von
diesem blau Faszinierenden bekommen, das ihnen
diese verwunderliche Macht über Menschen und
Sinn gibt, die bestehen bleibt." Dieses innerliche
Beherrschtsein kommt vielleicht au: stärksten in den
bartlosen Gesichtern zun: Ausdruck, deren Augen
und vor allem die Gestaltung des Mundes (siehe
auch hier die Studien), von einer so überwältigen
den Ausdruckskraft sind, daß sie den: Beschauer
folgen als nicht zu vergessender Eindruck: die
ekstatische innere Glut und Erdenserue der jungen
knienden Figuren des Johannes und des Stefanus;
das Verständnis für alles Menschliche in den dem
Beschauer zugewandten Köpfen der beiden Kirchen-
fürsten mit der Tiara.

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Henrik Sörensen, Gemälde für die Dninkirche in Linköping

Die machtvolle Wirkung des Werkes wird wesent-
lich gesteigert durch die Farbe. Der beabsichtigte
malerische Gesamteindruck wird doch erst voll er
reicht werden gegenüber dem Hintergrund der
dunklen Wände in: Chor des gotischen Domes.
Erst allmählich erkennt man, daß das, was bei
diesen: Werke vielleicht an: stärksten berührt, der
Umstand ist, daß sich keine Spur von Viruosität
darin findet. Fvrm und Farbe sind Ausdruck für
das starke innere Erlebnis des Künstlers, sein Mit
fühlen nut der Menschheit. Das Werk ist vor-
bereitet durch das umfangreiche frühere Schaffen des
Meisters, das angesichts dieser auf der Höhe seiner
Kraft entstandenen Arbeit gesteigerte Bedeutung
gewinnt. Es ist Sörensen gelungen, das Empfinden
seiner starken Persönlichkeit in das Bewußtsein zu
überführen nut einer unnüttelbaren und fast naiven
Ausdruckskraft, die den Beschauer erschüttert.
Bei einer intuitiven Schöpfung des Gesamt-
entwurfes, der frühe feststeht, sind die Einzelheiten
erarbeitet in unzähligen Studien, Vvn denen viele
in sich abgeschlossene Kunstwerke sind. Das Ergebnis
der Studien ist nut künstlerischer Zucht und einer
souveränen Beherrschung der Wirkuugsmittel in
Form undFarbe—bald dämpfend, bald steigernd —
eingeorduet und zusammengefaßt in der zwingenden
Gesamtgestaltung. Damit vermitteln die Studien
einen kaum zu entbehrenden Einblick in das Ent-
stehen des Werkes, und es ist erfreulich, daß der
Künstler im Gefühl der Untrennvarkeü das ge-
sinnte Studienwerk (nut Ausnahme einer erlesenen
Auswahl, die in der Nationalgaleri ii: Oslo ver
bleibt) einem Museum in Linköping überwiesen hat.
Es ist nicht wenig von einer Tat, daß eine
schwedische Kirchenbehörde ein solches aus den:

Henrik Sörensen, Gemälde für die Dmnkirche in Linköping

Geiste unserer Zeit entstandenes Bildwerk eines
norwegischen Malers in einem der ältesten gotischen
Tome Schwedens zur Aufstellung bringt. XV.

I Illililiur^
Der Reisende, der sich Hamburg uähert, wittert
schou von weitem in der Luft den starken Salz-
gehalt des Meeres: Dann öffnet sich vor ihn: das
Deutsche Tor zur Welt. Die See macht frei! Der
wesentliche Zug dieser stolzen meeresbeherrschenden
Stadt ist Freiheit. Sie tritt in die Erscheinung in
jenem weisen Stadtorganismus, in den: nieder
deutschen Städtebild, wie es Schuhmacher und
Höger geschaffen haben. Und nicht zum mindesten
in den Museen. Nur dieser Stadt konnten Licht-
wark, Brinckmann, Pauli und Sauerlandt ihr Ge-
präge geben — Museumsleiter ganz anderer Art
als der preußische Bode. Und doch hat sich kein
künstlerisches Leben in dieser Stadt entwickelt —
trotz Lichtwarks Bemühung um eine bodenständige
niederdeutsche Kunst wie zur Zeit eines Runge,
Wasmann, Gensler, Oldach, Speckter. Der ehr-
bare Kaufmann rang, Deutschland neben England
den Platz im Welthandel zu erkämpfen — da mußten
zunächst die Künste zurücktreten. Erst neuerdings
versucht Hamburg, das Versäumte nachzuholen; ein
'großartige Mägenateaintlt. vergab 24 Wandbilder
in Schulen an Künstler der Stadt. In diesem Sinne
wird man auch fürderhin Kunstpflege treiben müssen.
Denn jetzt oder nie ist der Augenblick gekommen,
seit den Tagen PH. O. Runges zun: erstenmal
wieder, auch auf künstlerischen: Gebiet das Traum-
bild jener Stadtrepubli-
ken jenseits der Alpen zu
verwirklichen. Wahrlich,
es bedarf keines Papstes
Julius I I., sondern eines
entschlossenen Mannes,
begabt mit künstlerischen:
Instinkt. Dieser ideale
Kunstfreund wird dem
Niedersachsen Christian
Rohlfs eine würdige
Stätte bereiten. Er wird
Nolde endlich Heimatrecht
einräumen, diesem Statt-
halter des nordischen
Meeres. ER wird jenen:
niederdeutschen Meister,
dem die Stadt ihr Ehren-
mal vertraute, Barlach,
weit die Tore öffnen; sein
Werk, innigst verwandt ei-
nemBertramundFrancke,
verspricht, die Zeiten des
genialen L. Münstermann
wieder heraufzuführen.
ER wird Raum schaffen
dem Genie, das nach
Jahren des Darbens so-
eben die Stadt verlassen
hat und sich in die Ein-
samkeit Nordschleswigs
zurückzog, Haizmann; un-
ter den jungen Künstlern
Deutschlands kenne ich
keinen, der so zukunfts-
trächtig ist wie er — darin
verwandt einem Runge.
ER wird die jungen
Künstler Hamburgs, durch
die es wie eine Selbst-
besinnung geht, in einer
Gesamtschau vereinen,
ihnen ^Aufgaben stellen,
auf daß Lichtwarks Ziele
Wirklichkeit werden. Denn
an Begabung fehlt es
nicht, wie die Ausstellun-
gen offenbaren.
Der Kunstraum
Lüders veranstaltet
eine Erinnerungsausstel
lung der Malerin Dora
Maetz el-Johannsen
zu ihren: 5jährigen To-
destag (geb. 1886 in Len-
sahn bei Eutin, gest.


8.2.1930). — In seinen: Requiem „für eine
Freundin" dichtete Rilke auf P. Modersohn-Becker:
„Ach, Du warst weit von jedem Ruhm.
Du warst unscheinbar; hattest leise Deine
Schönheit hineingenommen, wie man eine
Fahne einzieht an: grauen Morgen eines
Werktags, und wolltest nichts/ als eine
Lange Arbeit, — die nicht getan ist: dennoch
nicht getan."
Denn vor den Bildern dieser Ausstellung muß
man immer wieder an jene andere denken, P. Mo-
dersohn-Becker; nicht nur in jenem Sinne, daß auch
Frau Maetzel-Johannsen entscheidende Anregung
einen: Cäzanne verdankt: Hinfort strebt auch sie,
diese ganze Sichtbarkeit in geordneten Flächen, in
klarer Schichtung zu erbauen (Kircheninneres von
Visby, Brücke) — und blieb doch ganz deutsch!
Auch ihr eignet der erlesene Geschmack, das unge-
mein weibliche Zartgefühl, wie sie ihre Stilleben
anzuordnen weiß, daß es wirkt wie frauliches Um-
fangen dieser geliebten Welt. Mit ganzem Herzen
diesem Leben hingegeben, brannte in ihr ein Ver-
langen, wie in Marc. Wenn er aus dem Felde
Briefe über seine Rehkinder daheim schreiben
konnte, so sorgt sie sich um einen Käfer, der sich
auf ihre Bettdecke verirrt, grübelt schlaflos, wie
den Fröschen zu Helsen sei, denen in: Garten durch
den ausgemauerten Teich die Lebensmöglichkeit
genommen wird. Und sie liebte ihre Blumen, die
sie in leuchtenden Farben von beglückender Selig-
keit vor uns auszubreiten weiß (bernsteingelber
Alpenmohn; Mohn wie Blut so rot; mexikanische
Christrose — altmeisterlich schön; drei Stilleben,
Birnen in Glasschale, Pfirsiche, wünschte man der
Kunsthalle). Sie suchte nach Einfachheit der Form,
die doch ganz von Leben erfüllt sei. „Wie doch selbst
in einer gerafften Gardine und ein paar Blättern
und Früchten die Dynamik überrascht. Ja, die
Dynamik, die Spannung ist Wohl alles im Leben.
Man muß nur aufpassen, daß mm: nicht zerbricht
dabei", schreibt sie. Mit dem Ahnungsvermögen
der Frau suchte sie über diese Sichtbarkeit hinaus
das Ewige: Erdverbundene Kunst, die doch in
jenes andere Reich hinaufragt, das war ihr Ziel.
So hat auch sie sich bekannt zur Mutter Erde, der
Allgebärerin, die ihr ihre Geheimnisse vertraut
hatte. Und dieses Bekenntnis ist ihr Vermächtnis
an uns. Aber auch sie wird wie P. Modersohn-
Becker die letzten Rätsel erst im Tode gelöst haben!
In der C o m m e t e r s ch e n Kunst-
handlung sei die geschmackvolle Hängung der
Bilder, die feinsinnige Anordnung besonders ge-
rühmt:
Barlach (Zeichnungen, Plastiken): Wo man
ihn: begegnet, durchfährt es einen wie ein Ruck,
man fühlt sich vom Genie getroffen. Der Strich
seiner Zeichnungen ist so erschreckend einsam —
dieser Alleszermalmer, neben dem nur weniges in
der gesamten Kunst besteht. Ein Ekstatiker schleudert
die Wucht seiner Empfindungen hinaus: „Ich bin
Dynamit!", dieses Wort Nietzsches könnte unter
0:esem Soiulciauwewr swh^n, «Rccul WcU Würdig
eines Münstermann. Und daneben erblüht zart
und rein die Bettlerin mit den: ungemeinen Wohl-
klang ihrer Linienrythmen. Was wird dieser Ge-
waltige seinem Volke noch zu künden haben, wenn
man ihm würdige Aufträge erteilt! — Haizmanns
Vasen daneben entstammen derselben zeitlosen
Welt.
Kronen berg zeigt Landschaften aus Schwe-
den und Dänemark. Wer den Norden bereist hat,
empfindet, wie treffend die große Stille und Ein
samkeit, das reine Leuchten der klaren Lust dar-
gestellt ist. Diese Landschaft tönend zu machen, d. h.
ihren Farbgehalt zn erfassen, hat dem Maler vor-
geschwebt. Zumal in den Zeichnungen mit der
Rohrfeder, sparsam und knapp im Strich, fühlt man
das Gespenstisch-Dämonische nordischer Länder; so
etwa stellt man sich den Schauplatz von Strindbergs
Insel vor. — Kronenberg aber hat sich in dieser
Malerei von dem Einfluß französischer Maler frei
gemacht, freilich steht in: Hintergrund seines Werkes
Munch (Hamburgs Auge ist gen Norden aufge-
schlagen!).
Auch L ö w e n g a r d hat sich in die Ein-
samkeit einer Nordseehallig und nach Sylt zurück-
gezogen, und dort Motive für seine Malerei ge-
funden. Bilder der bewegten oder ruhigen See,
Dünenausschnitte weiß er zu geschlossener Bild
Wirkung abzurunden. Eine stille Naturinnigkeit
spricht aus ihnen, ein feiner Glanz der Farbe erfüllt
sie. Am sprechendsten wirkt die Zeichnung eines
Mädchenkopfes, sparsam im Umriß, groß wie eine
Plastik. — Freilich, die neue deutsche Landschafts-
malerei, die sich vorbereitet, wird nur dann ent-
stehen, wenn die Maler auf Leibls Spur der Erde
wieder die Treue halten.
Im Kun st verein sind ausgestellt: Ste-
ge mann, Kans, W. Scholz, Schmidt-
Oi o t t l u f f.
Stegemanns eigentliche Begabung ist das Por-
trät, wie seine Plastiken, die Radierung des
Schiefflerkopfes, die Bildnisse des Dichters H. H.
Jahnn, jüngst seine erstaunliche Wegenerzeichnung
beweisen. Selbst musikausübend, hat er seit Jahren
um Themen der Musik gerungen (Konzert, Pem-
baner am Klavier). Jetzt hat ihn Muck als Dirigent
begeistert. Wie eine jähe Eingebung muß es ihn
überfallen haben, und in schneller Folge sind 24
Zeichnungen und Aquarelle entstanden: Muck
taktierend, mit erhobener, gesenkter Hand, mit
Cellisten, im Profil usw. Mit elementarer Wucht,
mit jener Freiheit im Strich, die Stegemann eigen
ist, in jedem satten Schwarz, dem er immer beson-
dere Wirkung zu verleihen wußte, hat er die letzte
Wesenheit dieser Künstlerpersönlichkeit, die Summe
ihrer Existenz gezogen: Über einem zerbrechlichen
Körper reckt sich das Haupt eines Olympiers. Es
sind Variationen über ein Thema. Hoffentlich
sichert sich der Hamburger Staat für seine Musikhalle
diese Folge. Nur wenn Stegemann auf diesen:
Wege der Besinnung auf seine eigenen Kräfte be-
harrt, wird er Großes leisten.
 
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