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Kunst der Nation — 3.1935

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Busch, H.: Otto Flath
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https://doi.org/10.11588/diglit.66551#0024

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6

Kunst der Nation

Otto Math

Wer weiß von ihm? Man hört, ein paar
Kirchen Schleswig-Holsteins hätten von ihm An-
dachtsbilder schnitzen lassen. Zum erstenmal in
einer größeren Zusammenstellung sah man von
ihm Werke aus den letzten beiden Jahren in: Harn-
burger Kunstverein.
Flath, ein junger Deutschrusse — d. h. seiue
Eltern erst wanderten nach Rußland aus, und er
selbst kam nach dem Kriege nach Kiel wieder zurück-
erinnert im ganzen an die Formensprache Ernst Bar-
lachs. Das ist so wenig zu übersehen, daß man es
erwähnen darf, ja, erwähnen muß. Nichts hat dies
allerdings zu tun etwa mit den dargestellten Typen,
nichts damit, daß beide einmal in Rußland gewesen
sind, nein, es liegt tiefer und wohl daran, daß der
junge Niederdeutsche angezogen wurde von dem
Schaffen des reifen Künstlers, dessen Werk ein so
ausdrückliches Zeugnis niederdeutschen und also
verwandten Wesens darstellt. Auch Flath ist ein
tief religiöser Mensch. Nur ist er noch jung. Die
unerhörte Spannung, die
Willenhaftigkeit Barlachs
eignet ihm, wenigstens
vorläufig, nicht; die Ver-
haltenheit, die bei Barlach
zu einem so außer-
gewöhnlichen Ausdruck
innerer Erregung und
Intensität wird, ist bei
ihm mehr ein stilles Jnsich-
gekehrtsein, ein Getröstet-
sein, durch die Gefühlsge-
wißheit seines Glaubens.
Deshalb wühlt seine
Kunst nicht so auf, deshalb
packt sie nicht so tief wie
die des Kämpfers Barlach.
Wie anders im Grunde
ist hier auch alles als
bei Barlach, wenn man
Flaths Werken etwas auf
den Grund geht! Trotz
aller Verwandtschaft, ja
Abhängigkeit zum Güstro-
wer Meister. Hier —
ohne daß damit etwas
Negatives gesagt sei, son-
dern nur die Verschieden-
heiten bezeichnet seien —
ist alles still, kampflos, ja,
fast empfindsam. Es fehlt
das Elementare, das
Wuchtige, das Unbändige
und doch Bezwungene,
das Sichauflehnenwollen
und doch schließlich zum
Schicksal Ja sagen, das
'Suhourchringende. Flath
ist eben noch nicht so durch
alle Tiefen und Schreck-
nisse der Seele, des
Lebens, sieghaft hindurch-
gegangen, wie Barlach
wohl. Er hat diese Gluten
noch nicht in sich brennen
gespürt, und sie deshalb

steiners den Vergleich geradezu herausforderten,
wenn sie den Vergleich nicht lohnten! Wen man
an Barlach mißt und von ihm unterscheidet, auch
der muß etwas wert sein!
Auch Flath schnitzt seine Gestalten aus den:
Stamm, dessen Umfang häufig im Sockel der
Figureu noch erkennbar ist. Die Blockhaftigkeit
und Gebundenheit an das Material, aus dem er
seine inneren Gesichte Form werden läßt, geben
Flaths Arbeiten besonderen Reiz. Skulpturei:
wie „Mutterliebe" und „Trauernde" lohnen schon,
sich diesen Künstler einzuprägen.
Wir sind erstaunt über die Fülle dessen, was
im Laufe der letzten Jahre von Otto Flath produ-
ziert wurde. Vielleicht wäre es den einzelnen zu-
gute gekommen, hätte der Künstler etwas weniger,
das einzelne noch intensiver erst seelisch und geistig
und in der Form in sich verarbeitet, ehe er es
Gestalt werden ließ. In manchem spüren wir wohl,
was der Bildhauer uns sagen will (und daß ein


auch noch nicht so zu
meistern brauchen. Er hat

Otto Flath

nicht die Unermeßlichkeit der Weite und die Ge-
bundenheit der Enge so norddeutsch, so romantisch
in eins so empfunden. Deshalb wirkt das Lapidare
seiner Formensprache, die Blockigkeit, — die Bar-
lach seinem inneren Erleben zum angemessenen
Gewände schuf und nicht nur als Gewand, sondern
als Form schuf —, nicht so unmittelbar zwingend,
nicht so überzeugend wie bei jenem. Und doch, wir
würden dies alles gar nicht erwähnen, würden
nicht — zumal nicht sogleich zu Begiuu — derart
streng zu Gerichte sitzen, würden gar nicht Flath
an dem wuchtigen Blocke Barlach zu messen
wagen, wenn nicht die Arbeiter: des junger: Hol-

Holzfrgur
Künstler überhaupt wieder etwas sagen will
und etwas zu sagen hat, das ist es, weswegen
wir Otto Flath schätzen und unsere Hoffnung auf
ihn setzen); aber es ist noch nicht so, daß dieses nur:
auch zu der schlackenlosen, bezeichnendsten und um-
fassendsten Formung gefunden hätte, die uns der:
inneren Gehalt durch die ihn: zugehörige sichtbare
Form auch mitzuteilen wüßte. Flath hat oftmals
zuviel Ähnliches, Varianten, geschaffen, und deshalb
noch nicht den garrz großen, den letzten Ausdruck
gefunden.
Einsames Gegenstück zu fast sämtlichen Bild-
werken, die wir kennen, scheint uns eine schöne


Fortsetzung von Seite 5

Oüsseldorl
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
Emil Nolde, Ölgemälde und Aquarelle.
Galerie Bömel
16. Februar bis 11. März
„25 deutsche Maler der Gegenwart"
Campendonk, Klee, Macke, Marc, Seehaus,
Heckel, Kirchner, Otto Mueller, Nolde, Rohlfs,
Schmidt-Rottluff, Beckmann, Hofer, Kokoschka,
Moll, Nauen, Dix, Feininger, Fuhr, Gilles,
Großmann, Champion, Lenk, Schrimpf, Weiß.

Kunsthalle
Barlach, Ausstellung aus dem Besitze der
Kunsthalle anläßlich des 65. Geburtstages des
Meisters.
Kunstramn Lüders
Arnold Fiedler, Gemälde.
Hans Geßner, Plastiken.

IVöllk
Kölnischer Kunstderein
15.Fbr.—15. März: Carl Hofer, Otto Geigenberger.
15. März—15. April: Rudolf Gudden, Werner Berg.
Vllmelien
Graphisches Kabinett,
Briennerstr. 8e:
Rolf von Hoerschelmann, Aquarelle und Hand-
zeichnungen.
NüN8tl61'
Landesmnsenm,
in Verbindung nut den: Westfälischen Kunstverein
„Die deutsche Landschaft"
We8el
Bereinigung Niederrheinischer Künstler und
Kunstfreunde E.V. im Schloß
Von: 10. Februar bis 14. März
Karl Ehlers, Hamborn,
Zeichnungen und Plastiken.


Kann es ein ergreifenderes äußeres Zeichen der Dankbarkeit und Verpflichtung gegenüber
unseren Helden geben, als ihre Gräber zu hegen und zu pflegen und über ihnen Mahnmale
deutscher Art zu bauen, die bis in fernste Jahrhunderte von ihren Opfermut zeugen? Das
deutsche Volk weiß es: der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist am Werk. Vor Staat
und Volk, vor Regierung und Partei steht der Volksbund da als der Hüter unserer Heldenstätten
daheim und in fremder Erde.
Bald wird es wieder grünen und blühen über den Gräbern. Bon Jahr zu Jahr sich
mächtiger entfaltend, mit der Natur als besten Helferin, werden die Heldenhaine sich zu-
sammenschließen, in deren Schatten unsere Toten zur ewigen Ruhe gebettet sind.
Im Geiste marschieren sie alle, alle mit uns in die deutsche Zukunft. Klallbuum.

liegende Figur zu sein, die
die Spannweite deutlich
werden läßt, die Flath in
sich trägt, aber noch nicht
recht zu bezwingen
weiß; s i e interessiert uns
weniger durch ihren Aus-
druck — wie die übrigen,
in der Form oft noch un-
ausgesprochenen, ja, zum
Teil nichtssagenden Werke
—, als durch die Lebendig-
keit ihres Konturs, ihrer
reinen Form; so wie uns
— nm von den Heutigen
denbedeutendsten Künstler
dieser Art zu nennen
— Georg Kolbe rein durch
die Schönheit der For-
men und Bewegungen
seiner Menschen beglückt,
in: Gegensatz zu Ernst
Barlach, dessen Gestalten
uns durch die Intensität
ihrer Innerlichkeit, durch
ihre seelischen Stimmun-
gen, Spannungen, Kämp-
fe und Siege etwas zu
sagen haben.
Und eins noch, was
wir vermissen: die Größe
der Skulpturen ist noch
nicht immer glücklich ihren:
Gehalt, ihrem Entwurf
entsprechend; kleinerer
Maßstab wäre meist den
Erzählungen (wie z. B.
den Darstellungen der
Passion) tunlicher; durch
Verkleinerung des Maß-
stabes würde manches
nur gewinnen, solange
die Monumentalität noch
nicht auch innerlich wirk-
lich erreicht und deshalb
berechtigt ist. Dies ist
aber wohl eine Frage der
Zeit, denn Otto Flath ist
noch jung und wird ganz


W. Skoczlas

Heiliger Sebastian

gewiß noch nicht am Ende sein mit dem, was er
uns zu geben hat.
Daß es heute Menschen gibt, die vor: Flaths
Werken beeindruckt und erhoben werden, ist kein
schlechtes Zeichen. Nach den ersten Proben seines
Schaffens wünschen wir dem Künstler und uns,
daß er hält, was er verspricht, und von dem wir
hoffen, daß er es erfüllen kann. Denn die Frage
der Kunst ist eine Frage des menschlichen Charakters.
6 tu

Tiefer Nummer liegt ein Prospekt der Monats-
schrift „Pantheon" des Berlages F. Brinkmann A.G.,
München, bei.

lür (Ms ^.auc/es-Museum
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ein jäuZerer krinsidistorilcor als
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Honorar KN 150.— rnonatlioli. Kenntnisse in
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kenlkrliakt kill billieick KM uni! vakeil. RelüiMl
Knicken, Krolle 8tra!?e 34

Vom 1. al) orsebtzint

äie „Kunst der Nation" wivüer

pünütliok

uni vrsttzn unä küukrobntou «los Counts. Dio beiäou Mtrrnumniorn kolben in Jh-

stünävn von 8 laMn. >Vir bitten, äiose VerröMrun^en, äio änreii IIinäisponiernnMn

entstniläen sinci, entsekuläi^en rin wollen.

Herausgeber und Schriftleiter: A. William König, Berlin. — Erscheint im Verlag Kunst der Nation G.m.b.H., Berlin W62, Kurfürstenstraße 118. — Zuschriften sind an die Redaktion der Kunst der Nation zu richten. Für Anzeigen-
Hedwig Garbe Annahme beim Verlag. Jnseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte
Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Beröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. D.-A. 5000, I V. B. 34. Drnck von Otto Drewitz Berlin SW6j, Gitschiner Straße 106
 
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