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Kunst der Nation — 3.1935

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Heuer, Alfred: Hamburg
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Aus den Briefen der Malerin Dora Maetzel-Johannsen (1886-1930)
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Wettberwerb für ein Krefelder Ehrenmal: ein Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.66551#0018

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6

Kunst der Nation


Fritz Kroneilberg: Landschaft.

In seinen Elblandschaften (Werften, Ziegeleien)
erstrebt M. Kans eine Tonigkeit der Farbe. Auch
versteht er, aus dem Motiv ein Bild zu formen.
In feinen farbigen Steindrncken, altertümelnd in
der Wirkung, tritt ein Streben nach großer Form
hervor, aber er vermag sich nicht vom Natureindruck
frei zu macheu. Seine Affen halten den Vergleich
mit Marcs nicht aus, sind nicht vergeistigt genug.
Viel tiefer in das Wesen alles Seins dringt
Werner Scholz; er gestaltet eine Welt-
anschauung. Deutscher Romantiker — wie C. D.
Friedrich. Über ihn schrieb H. v. Kleist — und die
Worte passen auch auf jenen: „Ich bin überzeugt,
daß sich mit seinem Geiste eine Quadratmeile
märkischen Sandes darstellen ließe niit einem Ber-
beritzenstrauch, woraus sich eine Krähe einsam
plustert, und daß dies Bild eine wahrhaft Ossianische
Wirkung tun müßte usw. (Man lese das sich daran
anschließende Kunstgespräch!!)
Beide, einsame Träumer, stille Naturmystiker,
lieben das Gespenstische kahler Äste, mondbeglänzte
Bergwälder, suchen das Schaurige von Friedhöfen,
versenken sich in das Leben von Müffchen und
Nonnen (die, in Rückansicht geformt, den Betrachter
sehnsüchtig in ihre Welt zu schauen zwingen).
Frömmigkeit bricht mit elementarer Wucht durch,
nie wieder kann man jene unsagbar traurigen
Augen vergessen, aus denen einem alles Leid der
Kreatur anblickt (Frierende, Schwangere wie Bar-
lach). Alles in allem: Visionen, von denen C. D.
Friedrich sagte: „Schließe Dein leibliches Auge,
damit Du mit dem geistigen Auge zuerst sehest
Dein Bild; dann fördere zutage, was Du im
Dunkel gesehen, daß es zurückwirke auf andere,
von außen nach innen!" — Vielleicht das groß-
artigste unter Scholzens Gemälden erscheint mir
im Betstuhl — Leibls 3 Frauen — in unsere Zeit
übertragen, dazu ganz aus der Tiefe des Volks-
tums geschöpft. In der Farbe liebt dieser Künstler
ein schäumiges Weiß, das er ähnlich wie Leibl fein
abzuwandeln weiß, auch schreckt er flicht vor Kühn-
heiten zurück, Lila mit Giftgrün zu vereinen. (Nur
bei den Nonnen scheint mir das Raumproblem noch
nicht gelöst, im Dreiflügelbild Jesulein wird das
Christkind von der herabschwebenden Taube zu sehr
aus dem Bildgesüge gedrängt.)
Zu S ch mi d t - R o t tl u f f s 50. Geburtstag
sind Aquarelle ausgestellt, die von 1910 bis 1934
die Entwicklung dieses Malers begleiten. Trotz ur-
sprünglich architektonischer Begabung, lockte ihn
doch der farbige Schein der Welt; in seinen Adern
strömt von feiten der Mutter holländisches Blut
und vererbte ihm den alten Farbsinn jenes Volkes.
Zunächst malt Schm.-R. in wildlodernden ungebän-
digten Farbkontrasten. Doch der Architekt in ihm
möchte die Landschaft zu urtümlich zyklopischen
Blöcken zuhauen, bis der Süden mit seiner Formen-
schönheit alles Kantige wie auch die schroffen
Übergänge der Farben mildert; so wird die Farbe
in sich reicher, geklärter. 1928 entsteht jenes Blatt:
Hahn und Henne, das geläutert in Form und in
Farbe wie das Werk eines alten Meisters erscheint.
^Itreck Heuer.

Auö den Briefen
-er Malerin
Dora Maetzel-Johannsen
(1886-1930) :
„Nicht die Größe des Geschehens macht es, son-
dern wie man innerlich reagiert — und als Künstler,
wie mair gestaltend formt."
„Die Natur ist eigentlich unfaßlich."
„Heute hatte ich den Küster mit den Schlüsseln
nach St. Karin (zu Visby) bestellt. Der hat mich
dort eingesperrt ... das war so traumhaft! So
ganz allein drinnen — ich konnte unmöglich gleich
ansangen zu arbeiten. Zuerst mußte ich mal kreuz
und quer in alle Ecken gehen. Riesig ist die
Kirche und ganz verloren kommt man sich darin
vor. Und immer wieder die Taubeff. Der
Boden ist bedeckt mit ihren Spuren. Das ein-
zige, was man hört, ist das Flügelschlagen, und
manchmal zanken sie sich auch um einen hübschen

sonnigen Platz oben im Gemäuer, wo die roten
Berberitzeff wachsen und anderes Gesträuch. Daun
kommt 'ne Katze, die setzt sich und guckt mich böse an.
Dann kommt noch eine und läßt sich streicheln. Und
dann beschäftigen sie sich miteinander. Aber das
Schönste ist doch, wenn alle die „heiligen Geister,
durch den Raun: fliegen."
... „Wie man immer wieder inwendig ge-
zwungen wird, sich von allem loszumachen, weil
man doch wieder ein Stückchen schaffen möchte, ehe
man ganz fortgeht."
„Es donnert und blitzt den ganzen Tag ..., das
erstemal in den Wochen, und ich finde das Gewitter
herrlich. Als es von neuem begonnen, bin ich in
die Kathedrale, die geliebte, gegangen und
hab' vor dem schönen Fenster gesessen. Dem
Fenster, das manchmal wie weiche blaue Seide ist,

Wie mag die Fran
aussehen, die das
Bild von dem zur
Mutter Deutschland
heimkehrenden Kin-
de geschaffen hat?
Mit diesen Wor-
ten begann in einer
großen Berliner Ta-


geszeitung vor wenigen Tagen ein Aufsatz
„Die Frau, die die Saarmarke schuf"?

Für das Aussehen dieser Fran haben
wir wenig Interesse, aber nm so mehr
für ihre Arbeiten. Wir bringen die
Antwort in Bildern.

Peter Cornelius:
Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen


manchmal jauchzend wie Gesang der Engel, und
heute, ne der düsteren Kirche, mit den Blitzen da-
hinter, geheimnisvoll, ich weiß nicht wie. Ich
glaube, wenn ich sterbe, dann sehe ich dieses Fenster
vor mir. — Man ist hier den Dingen so nahe, und
doch behalten sie ihre Größe und Würde und ihr
Geheimnis — ich werde Sehnsucht nach der Kathe-
drale (zu Chartres) haben, sie ist mir fast wie Heimat.
— Ich glaube, die schönsten Stunden kann man nur
alleine erleben. Ist es bitter oder süß?"
„Ich bür heute ziemlich tatchue! Denn ich hab',
wie so manchen Tag, wie besessen genfalt. Der
Morgen war nach dem Nachtgewitter wunderschön
in seinem diffusen Licht. Ich mußte schnell machen,
denn nach einer Stunde begann der Regen wieder,
und zuletzt war ich bis auf die Haut durchnäßt. Aber
das Tempo scheint dem Bilde gut getau zu haben.
Ich glaube, es hat etwas von dem silbrigen Schein

Kunstverein Hannover e. v.
10Z. Glatze
MMlMSWW 1835
zeigt:
//. Zeöenciö
Z. März bis 22. April, tcgl. 11—17 Uhr.

des Tages. — Du siehst, ich kanu auch mit Leiden-
schaft arbeiten. Aber bei mir ist nichts mit Zwang
getan. Es kommt, wenn's Zeit ist, wenn's auch
manchmal zu spät scheint."
„Die Natur ist mir eine holde Freundin, die
mich versenkt in einen schönen Traum. Mehr, sie
gibt mir zuzeiten das Gefühl einer grenzenlosen
Wollust, iu dem ich vollkommen versinken kann.
Ich spüre, daß es heute noch so stark ist wie in der
Kindheit, und daß es Wohl stets so bleiben wird.
Und daß es einfach für mich lebensnotwendig ist,
zuzeiten mich dem Gefühl hinzugeben. Was natür-
lich die Gefahr in sich schließt, daß es das ein-
geborene Hinneigen zur Jnaktivität (sagen wir ruhig
Faulheit) unterstützt."
Ihr letzter Brief: „Vor mir auf der Wiese, da.
wandern die Schafe gemächlich und eiflträchtig und
fressen so vor sich hilf... man könnte fast wünschen;
ach, wenn ich doch ein Schaf wäre! Aber im Teich
sind alle Frösche gestorben, die liegen auf dem
Rücken. Sie müssen inzwischen wohl mal Luft
schnappen und konnten an der Steinwand nicht
hochkommeff. Und die Tauben, die immer zur
Tränke kommen, sind ganz deprimiert, die wollen
ans Wasser und können's auch flicht mehr. Der
eine hat zuviel, der andere zuwenig, und keiner ist
zufrieden. Nun muß ich Tag und Nacht darüber
Nachdenken, wie man den Tauben und den Fröscheff
Helsen kann.
Malen hab' ich aufgcgeben, erstmal wenigstens
— überhaupt macht mir das Leben im Augenblick
gar nicht soviel Vergnügen. Und ich bin doch nun
mal so vergnügungssüchtig, daß ich am liebsten
einen langen Spaziergang mit Dir machte...
Also auf Wiedersehen in einer etwas rosigeren
Welt..."
Uerlin
Ausstellungen in den
privaten Galerien:
0 urlUt
Stefan Mrozewski, Gustav Diesel, H. Stöhr,
Usoung Pai, Gisela v. Stockhausen.
v ä. .Teuber, Fischer


Mtzrenävrk.Dix, Lenk
Schöneberger Ufer 38.
Mortznäork.Theodor Lux
Lützowufer 19a.

Dessau
Anhaltischer Kunstverein:
Ab 10. Februar
„Junge Berliner Künstler".

Düsseldorf
Kunstverein für die Rheinlands und Westfalen
Februarausstellung: Aquarelle von Christian
Rohlfs-Hagen, Ölgemälde von Carl Busch-
Münster.
Galerie Bömel
16. Februar bis 11. März
25 deutsche Maler der Gegenwart
Campendonk, Klee, Macke, Marc, Seehaus,
Heckel, Kirchner, Otto Mueller, Nolde, Rohlss,
Schmidt-Rottluff, Beckmann, Hofer, Kokoschka,
Moll, Nauen, Dix, Feininger, Fuhr, Gilles,
Großmann, Champion, Lenk, Schrimpf, Weiß.
I^olu
Kölnischer Kunstverein:
15.Fbr.—15. März: Carl Hofer, Otto Geigenberger.
15. Mürz—15. April: Rudolf Gudden, Werner Berg.

Nüuolieu
Von Mitte Januar bis Ende Februar
In der Neuen Pinakothek
„2V Jahre Münchener Neue Sezession".

In unserer März-Nummer berichtet Hans Eckstein,
München, darüber ausführlich.
Osnalii'üolL
Dürerbund im Städtischen Museum
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Lithos
von Kanoldt, Schrimpf und Radziwill.
I^ostocf
Der Knnstverein brachte vom 13. Januar bis
10. Februar eine Gesamtausstellung des meck-
lenburgischen Malers Otto Dörr (1831—1868)
über den wir in Kürze eine eingehende Würdi-
digung bringen.
Galerie Valentin
Gemälde von Fritz Heeg, Handzeichnungen von
Hans von Marees.
^Vesel
Vereinigung Niederrheinischer Künstler und
Kunstfreunde E. B. im Schloß
Vom 10. Februar 14. März
Karl Ehlers, Hamborn,
Zeichnungen und Plastiken.

Vir llieSeeriieiner
Wir haben Ferne und Nähe,
wir schreiten in Feld und Bruch,
wir wachsen in die Höhe,
nach oben ist Raum genug.
Wir schauen in die Weite,
es steht uns kein Berg im Blick.
Und dieses Wachsen und Schauen
ist unser Glück.
Oerbsrü Ortend.
(Aus „Die Krähe" Junge Krefelder Lyrik
Zelt-Verlag, Krefeld.)

Ausland
In der Schweiz stellen zur Zeit eirm^Neihe
deutscher Künstler in umfassenden Kollektiv-Aus-
stellungen aus. Karl Hofer mit 79 Werken
im Kunsthaus am Heimplatz inZürich, in den
Nebenräumen ist gleichzeitig eine Sammlung von
Aquarellen, Zeichnungen und Graphiken von
Franz Marc ausgestellt. Die Galerie Aktu-
arius, Zürich, veranstaltet eine Ausstellung von
Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen von
Richard Seewald. In Bern wird eine
große Klee-Ausstellung vorbereitet.
Wettbewerb
für ein Krefelder Ehrenmal
Ein Preisausschreiben
Zur Erlangung von Entwürfen für ein zu er-
richtendes Ehrenmal der im Weltkrieg gefallenen
Söhne der Stadt Krefeld sowie der Toten der
nationalsozialistischen Revolution schreibt die Stadt-
verwaltung mit Unterstützung der Kreisleitung der
NSDAP, einen Wettbewerb aus. Hierzu sind
eingeladen alle zur Zeit der Ausschreibung in der
Rheinprovinz wenigstens sechs Monate wohnenden
sowie alle in Krefeld geborenen Künstler; auch
solche nicht in der Rheinprovinz wohnenden Künstler
sind zu gelassen, die wenigstens zehn Jahre ihres
Lebens in Krefeld zusammenhängend zugebracht
haben. Voraussetzung für die Beteiligung an dem
Wettbewerb ist ferner die Mitgliedschaft bei der
Reichskammer der bildenden Künste (Fachverband
der Architekten oder der Bildhauer) bzw. die An-
meldung bei der Reichskammer.
Das Preisgericht haben übernommen: Ober-
bürgermeister vr. Heuyng (Krefeld), Kreisleiter
Diestelkamp (Krefeld), Fabrikant Hans Stock-
hausen (Krefeld), Akademiedirektor Professor Peter
Grund (Düsseldorf), Professor Paul Bonatz (Stutt-
gart), Bildhauer Professor Bernhard Bleeker
(München), Stadtrat Oberbaurat Dr.-Jng. Hollatz
(Krefeld). Die Entwürfe sind bis zum 20. April im
Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, abzugeben.

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Herausgeber und Schriftleiter: A. William König, Berlin. — Erscheint im Verlag Kunst der Nation G. m.b. H., Berlin W62, Kurfürstenstraße 118. — Zuschriften sind an die Redaktion der Kunst der Nation zu richten. Für Anzeigen:
Hedwig Garbe. Annahme beim Verlag. Jnseratentarif ans Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverstängnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte
Manuskripte wird uicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Beröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. D.-A. IV. B. 34, 5000. Druck von Otto Drewitz Berlin SW6I, Gitschiner Straße 106.
 
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