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Kunst der Nation — 3.1935

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Zech, R.: Münchner Maler, 2, Hermann Brachert
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Deutsche Graphikschau zu Leipzig: im Museum der bildenden Künste 27. Februar bis 31. März Frühjahrsmesse 1935
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An das Kartell der bildenden Künstler Saargebiet
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Für ostpreußische Künstler
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Sorensen: Deutsche Maler von Runge bis Menzel
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Saar - Gedenkprägung der bayerischen Staatsmünze
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https://doi.org/10.11588/diglit.66551#0012

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6

Kunst der Nation

Textes genügend gewürdigt werden könnte. Es
sollen hier nur genannt werden: die dekorativen
Plastiken am Haus der Technik (Schlageterhaus),
an der Stadtbank Hnsenallee, Handelhof, Univer-
sitätsneubau und am Finanzamt in Königsberg.
So wichtig auch seine Tätigkeit im Dienste der
Architektur auch als Schirle eines Stilgefühls für
ihn geworden ist, so scheint es doch, als ob der
Schwerpunkt seines künstlerischen Interesses von
Anfang an die freie Plastik bildete. Das zeigen
zwei feiner letzten Werke besonders.
Das eine eine steinerne Monumentalsknlptur,
eine Kriegerehr nng. Aufgestellt ist diese
fast drei Meter hohe Gruppe an der Kirche der
kleinen ostpreußischcn Stadt Pillkallen.
Frei und mächtig erhebt sich die Riesengestalt
des Jünglings über der im Tode zusammen-
gesunkenen, gelösten Gestalt des Kriegers. Beide
ein tragisch-heroischer Zweiklang, der noch einmal
in dem Zwingenden des Ausdruckes der beiden
Köpfe einen besonderen Akzent erhält. In den
wenigen, markanten Umrissen, in den strengen,
fast romanisth-steingebnndenen Formen entsteht
hier eine Monumentalität, die sich aber frei hält
von allem übersteigerten Pathos. Durch die freie
Herausarbeitung der Figuren aus dem Stein hat
die Gruppe an Unmittelbarkeit nur noch ge-
wonnen, und gerade an diesem Werke hat Brachert
gezeigt, daß es für einen Bildhauer nicht nur
darauf ankommt, die Plastik in Ton zu model-
lieren, sondern Bild„hauer" im wahrsten Sinne
des Wortes zu sein, als er mit eigener Hand,
jedes Punktiergerät verschmähend, den Riesen-
blöcken Gestalt anfzwang.
Daneben das Bronzewerk, wenige Jahre vor-
her entstanden, und als C o r i n t h e h r u n g ge-
dacht. Uber die Aufstellung ist noch keine Ent-
scheidung getroffen.
In der Vorwärtsstürmenden Leidenschaft
dieser Frauengestalt, von merkwürdig traumhaft-
düsterem Klang, liegt jene Stimmungsverwandt-
schaft, die den Bezug zu dem Maler schafft, dem
die Ehrung gilt. Auch hier wieder die Beschrän-
kung auf wenige, einfache Umrißlinien, und auch
hier wieder ringt sich der Künstler zur Selb-
ständigkeit und Unabhängigkeit vom Modell durch
und erreicht schließlich jene geistige Freiheit des
Gestaltens, die es immer wieder erstaunlich macht,
mit wie geringem äußeren Aufwande er stärkste
Wirkung zu erzwingen vermag. Woher aber die
andere Form? Der künstlerische Weg zu diesem
Werke ist nicht ganz einfach zu erkennen, auch
wenn man Bracherts frühere Plastiken (z. B.
Schreitende, Mädchengewerbeschule oder Mädchen-
gestalt, Altstädt. Rathaus in Königsberg) betrach-
tet. Blieb in der Zweifigurengruppe des Krieger-
denkmales noch die Herkunft vom Elementaren
der Architektur spürbar, so ist hier alles plastisch-
modellierend geformt und zu starker innerer
Dynamik gestaltet, jede nüanciert bewegte Fläche
atmet eine seine, intime Rhythmik, und bei der
vergleichenden überschau dieser beiden Schöpfun-
gen denkt man unwillkürlich an jene „schöpferische
Konfession": „Die Bildhauerei als Kunst ist
tnuuumental, dwnt höherem Zweck, wird Träger
eines Gefühls, ist Kultträger. Die Plastik als
Kunst ist rhythmisch, ist offene Leidenschaft, ist
Tanz eines Gefühls, nie Kultträger und nie
monumental" (Hoetger). Der Monumentalität
kommt der Stein in seiner Schwere und Block-
haftigkeit entgegen, die bleiben, auch wenn er Ge-
stalt angenommen hat. Dem Zweiten entspricht
die Bronze.
Brachert hat aber auch versucht, noch mit
einem dritten Material seinen künstlerischen Ge-
danken Form zu geben: mit Eisen und Stahl.
Langjährige Versuche in der Staatlichen Gießerei
in Gleiwitz führten zu Werken wie dem schreiten-
den Mädchen (Altstädt. Rathaus) und dem Por-
trätkopf von Hertz (Privatbesitz), Schöpfungen, die
als größere Eisen- und Stahlrundplastik — viel-
leicht abgesehen von Barlachs Cruzifixus in Eisen-
guß — die ersten und einzigen ihrer Art sind.
Neu an ihnen ist nicht nur das technische Ver-
fahren, sondern auch die völlig andere Wirkung
des weißlichen Stahles mit seinen harten, silbrigen
Lichtern, die der Plastik ein eigenartig einmaliges,
isolierendes Gepräge der Unnahbarkeit geben.
Der Stahl, seine Schwere, seine Kälte, aber auch
die Fähigkeit, unter der Hand des modellierenden
und gravierenden Künstlers weichste und bestimm-
teste Formen zugleich anzunehmen, vereinigt die
Möglichkeiten von Stein und Bronze in sich, und
so nehmen auch diese Werke Bracherts eine eigen-
tümliche Zwischenstellung in seinem bisherigen
„bildhauerischen" und „Plastischen" Schaffen ein.
U. ^eeb
Deutsche Graphikschau zu Leipzig
im Museum der bildenden Künste
27. Februar bis 31. März
Frühjahrsmesse 1935
Die Direktion des Museums der bildenden
Künste und der Vorstand des Leipziger Kunst-
vereins beabsichtigen, gemeinsam eine Graphik-
schau zu veranstalten, die alljährlich zur Zeit der
Frühjahrsmesse einen umfassenden Überblick über
das künstlerisch wertvolle Schaffen auf dem Ge-
biete der reinen Drucktechnik vermitteln und die
wesentlichsten Arbeiten und Richtungen der jüng-

68OK. 1897 KU0QIk58^I QbQK. 1897
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k^lll.^ci-1-kkl.l.II^O l)8 blOKI
81^^115 - U.ä.

An das
Kartell der bildenden Künstler Kaargebiet
biuer Oelöbnis, das Ibr als bloujabrs^rull auob an uns gesandt bubt, kann erst beute
nneb ckeni berrlieben Liexe, cken Ibr kür uns nrit errungen bubt, veröllentliebt worden.
Künltler von der Kaar!
Wir Lehen am Vorabend eines großen politischen und geschichtlichen Ereig-
nisses. Fünfzehn Jahre abgctrennt vom Vaterlande — ein schicksalhaftes
Müssen - ein Kamps. Ko eewarten auch wir KimLler mit unsern Volks-
genossen von ver Saar und vom Reiche den Anbruch des Dages, der die Ent-
scheidung über unter Schicksal herbeikühren und uns wieder dorthin leiten
toll, wo wir von der Vorsehung aus dazu bestimmt waren. Nie Vorsehung
gab uns diese Erde, auk der wir Lehen und leben, sie LL untere Erde, Erde
unteres deuttchenVolkes, Aährboden und Kraftquelle unterer KunL. Erde
von der Saar» ein Stück von der großen Erde, die einen Grünewald, einen
Holbein und einen Dürer getragen, einen Vach, einen Goethe sowie einen
Schopenhauer — und eine Langemarcksugend. Wir bildende Künstler,
Kämpkcr und Fahnenträger eines jungen GeLLes, Kämpfen im Litten taten-
kroh in vorderLerReihe kür eineendgültigeWiedervereinigung mit unterem
Vaterlande. Wir erhalten mit am Herde unterer Saarheimat die Helle
Flamme des Le iens und des GeLLes, Spmbol des Wachens und der Leben-
digkeit. So toll es über Aeit uni Raum hinaus künden, daß wir kür die
Rückgliederung gleich untern Brüdern und Schwestern Kämpfen und
Kämpfen dürfen einen Kampf derDreue, desGlaubens, der Wahrhaftigkeit
und der Hingebung kür die Heimat, kür das Vaterland, — kür den Sieg!
Der Leiter der bildenden Künstler im Saargebiet
Saarbrücken, den l. Januar 1933.
IVir danken bweb kür Lara Irene. Lrakt und 8tol2 bat bweb erkalten, und so wie Ibr als poli-
tisebe Loldaten xesie^t babt mit dein Motto aus dein Rernbrandtdeutseben: „Hat man den IVind
§6A6N sieb, so ist ckas nur ein Orund, um stärker ausriusebreiten", so wollen wir nun gemeinsam
kämpken kür die berrliebe deutsebe Lunst, kür Oeutsebland.

sten Zeit teils ausstellungsmäßig, teils messe-
mäßig vorführen soll. Diese Graphikschau ist eine
gemeinnützige Unternehmung des Museums der
bildenden Künste und des Leipziger Kunstvereins,
die allein die Zulassung bestimmen.
ostpreuKLseke l^ün8tler
Der Königsberger Kunstverein führt in diesem
Jahre vom 19. Mai bis 23. Juni seine
63. Kunstausstellung in der Kunsthalle am
Wrangelturm durch, und zwar unter dem „Ost-
preußenkunst 1935". Die Beteiligung ist kosten-
frei, Anmenldung steht jedem Künstler zu,
der in Ostpreußen geboren ist, hier
lebt oder gelebt hat. Die Vorbereitungen für die
Ausstellung führt der vom Vorsitzenden des
Kunstvereins, Landeshauptmann Dr. Blunk,
eingesetzte Ausstellungsausschuß, der aus Mit-
gliedern des Kunstvereins besteht, in Verbindung
mit der Reichskammer der bildenden Künste,
Landesstelle Ostpreußen, durch. Die endgültiae
Annahme der auszustellenden Kunstwerke unter-

liegt auf Grund der Satzungen des Kunstvereins
einem gemeinsamen Beschluß des Vereinsvor-
standes und des Vereinsausschusses. Für die Aus-
stellung, die vom Preußischen Kultusministerium,
von der Provinzialverwaltung Ostpreußen und
der Stadt Königsberg gefördert wird, stehen nam-
hafte Ankaussbeträge zur Verfügung. Die Teil-
nahme erfolgt nur aus Grund einer Anforderung
der Ausstellungspapiere bei der Geschäftsstelle des
Kunstvereins (Lesesaal der Kunstsammlungen der
Stadt Königsberg i. Pr., Schloß). Auf Grund
der eingehenden Anforderungen erfolgt die Ver-
sendung der Ausstellungspapiere im Monat März.
Der Einsendetermin für Königsberger
Künstler wird vermutlich der 6. Mai, für
auswärtige Teilnehmer Ende April
sein.
Der Rektor der Akademie für bildende Künste
in Dresden, Professor Richard Müller, ist von
seinem Posten enthoben worden und bis zu seiner
Pensionierung beurlaubt.


Hermann Brachert, Kriegerchrung für Kreis und Stadt Pillkallen, Ostpr.

Deutsche Maler von Runge bis Menzel
Verlag F. Bruckmann A.-G., München. Mit mehr
als 100 Abbildungen. In Leinen geb. 10 M.
Zwischen der Sehnsucht nach antiker Formen-
schönheit und dem Bekenntnis zum nordischen
Lebensgefühl schwanken die künstlerischen Geister
der Generation nach 1800, die der Maler
Seiffert-Wattenberg in seinem soeben
erschienenen Werk mit der greifbaren Anschaulich-
keit eines Malers erfaßt hat und übersichtlich
schildert. Von jenen Malern um 1800, denen
„eine starke sinnliche Vorstellungs- und Dar-
stellungskraft, wie sie die großen Meister des
Mittelalters besaßen, fehlte", von dem in Winckel-
mannscher Ideenwelt völlig befangenen Carstens
ausgehend, führen die Betrachtungen über Koch,
den „Erfinder der heroischen Landschaft", zu den
Bannerträgern der Romantik, die in seltsamer
Inkonsequenz eine deutsche Malerei erstrebten
und diese in R o m zu finden hofften. Während
Fohr und Pforr, von Rhoden und von Olivier
die Waage in die Zeitwende halten, geschart um
den Nestor Koch, der zwar ein hohes Alter er-
reichte, allen neuen ihm im Innersten feines
Wesens fremden künstlerischen Kräften jedoch
großherzigstes Verständnis entgegenbrachte, ent-
steht um Overbeck ein neuer Künstlerkreis, die
Nazarener, die sich von der Antike weg der prä-
raffaelitischen Auffassung zuwenden, Gedanken-
tiefe verlangen und die Natur verachten. Maler
ohne nationalen Instinkt und ohne Festigkeit des
Charakters: Cornelius, Veit, Wilhelm von Scha-
dow, Schnorr, Scheffer, Führich. „Sie sahen
nicht ein, wollten oder konnten
nicht einsehen, daß der größte
Hemmschuh für die Entwicklung
einer echten deutschen Kunst von
jeher der so oft schon vergebens er -
strebte Anschluß an Italien ge-
wesen war." So vergeudeten sie ihr Talent,
ließen es von fremdem Geist überwuchern und
ersticken.
Seiffert-Wattenberg wendet sich hier den zwei
einsamen nordischen Antipoden der tragisch ge-
scheiterten Romfahrer zu, Runge und C. D.
Friedrich. „Runge hatte früh durchschaut, daß
man mit Antike oder Mittelalter keine neue
Kunst heraufbeschwören konnte." In Friedrich
endlich offenbart sich die Gipfelleistung der deut-
schen Romantik, die Erfüllung der neuen Kunst,
die Runge in seinen Briefen prophetisch ver-
kündet hatte.
Damit ist auch der dramatische Höhepunkt des
vorliegenden Buches überschritten. Uber die preu-
ßischen Realisten Krüger, Gottfried Schadow
und Waldmüller führt der Weg zu Adolf Menzel.
Mit dem Jahre 1850 schließt das ausgezeichnete
Werk ab, denn jetzt schwingt in der deutschen Kunst
das Pendel von der Zeichnung zu malerischer
Ausdrucksform. Lorensen

Saar - GeSenkprägung
-er öaperischen Staatsmünze
Aus Anlab der Abstimmung im Saargebiet hat die
Bayer. Staatsmünze im Einvernehmen mit dem Saar-Bevoll-
mächtigten des Reichskanzlers nach Entwürfen des saarländi-
schen Bildhauers Fritz Koelle, St. Ingbert-München, eine
künstlerisch ausgeführte Saar-Eedenkprägung aufgelegt, die
mit besonderer Genehmigung durch den Reichs- und Preußi-
schen Minister des Innern zugunsten des Saar-Hilfswerkes
dem öffentlichen Verkauf übergeben worden ist.
Die Vorderseite dieser historischen Sonderprägung zeigt
einen typischen deutschen Saar-Bergarbeiter und trägt die
Umschrift „Deutsch die Saar immerdar".
Die Prägung ist in alter Fünfmarkstückgröhe, in Fein-
silber und in Bronze ausgeführt und zum Originalpreis von
6 bzw. 3 RM. bei allen Banken, Bankgeschäften und Spar-
kassen erhältlich; sie kann auch unmittelbar bei der Geschäfts-
stelle des Saar-Hilfswerks, Berlin W 9, Votzstratze 13, oder
durch die offizielle Auslieferungsstelle, dem Bankhause Job.
Witzig L Co., München 2 M, bezogen werden.


Der Reinertrag dieser Ausgabe wird ungeschmälert für
die mannigfachen Aufgaben des Saar-Hilfswerkes vor und
nach der Abstimmung verwendet. Möge deshalb jeder
Deutsche dieses charakteristische Eedenkstück saarländischer
Kunst erwerben; er hilft damit unseren Brüdern an der
Saar.


Herausgeber und Schriftleiter: A. William König, Berlin. — Erscheint im Verlag Kunst der Nation E. m. b. H., Berlin W 62, Kurfürstenstratze 118. — Zuschriften sind an die Redaktion der Kunst der Nation zu richten. Für An-
zeigen: Hedwig Garbe. Annahme beim Verlag. Jnseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte
Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung abgelehnt. D.-A. IV. V. 34, 5000. Druck von H. S. Hermann - Büxenstein G. m. b. H., Berlin 8V7 19
 
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