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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Kunsthistorischer Kongress zu Amsterdam, [1]
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Kunsthistorischer Kongress zu Amsterdam.

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aufgenommen wird. Indessen bringt der Direktor des
Plantin-Museums Max Rooses eine Einladung der Stadt
Antwerpen für 1899, in welchem Jahre die Gedächtnis-
feier van Dyck's durch eine Jubelausstellung gefeiert
werden soll. Die Bedeutung dieser Veranstaltung,
die Rücksicht auf die Einladenden geben Anlass, die
Wahl des nächsten Kongressortes vorläufig auszu-
setzen.

Es erhält dann Prof. v. Oechelhäuser das Wort
zu einem Vortrage über „das Kloster Bronnbach".
Redner betont zunächst die Bedeutung der Kunst-
inventarisation für die neuere Kunstforschung, die ein,
im Vergleich zu dem Monumentenschatze der alten
Kunst ganz unverhältnismässig grosses Material dem
modernen Forscher zur Verarbeitung liefert. Es er-
scheint angebracht, daraus gelegentlich das Wichtigste
gesondert hervorzuheben, was für den Vortragenden
Anlass wurde, die Baugeschichte der Klosterkirche zu
Bronnbach hier darzulegen an der Hand von Auf-
nahmen und Photographien.

Die Kirche ist in der Litteratur wenig erwähnt
(Schnaase, Dehio). Von Cisterziensern wurde sie
wohl um 1190 begonnen, 1222 geweiht und hat trotz
mancher Veränderungen den alten Charakter im wesent-
lichen bewahrt. Als besonders interessant hebt Redner
die Wölbungsart hervor, das Mittelschiff durch Kreuz-
gewölbe gedeckt, aber ohne Gurtbogen und Rippen, die
Seitenschiffe durch Halbtonnengewölbe,also dem auver-
gnatischen Halbtonnensystem verwandt. Der Architekt
dürfte demnach kein Deutscher gewesen sein. Das
ehemals vorhandene Paradies ist in seinen Fundamenten
nachgewiesen.

Die übrigen Teile der Kirche sind interessant,
weil sie die verschiedenen Baustile bis ins 18. Jahr-
hundert hinein repräsentieren. Kreuzgang, Brunnen-
haus und Kapitelsaal gehören der Gotik, der Abteibau
der Renaissance an. Das Refektorium wurde 1725
durch Abt Joseph in spätbarocken Formen errichtet,
allerdings etwas roh und unfein, während das unter
dem gleichen Abte errichtete Hospital eine elegantere
Hand verrät.

Sodann verliest Herr Durand-Greville aus Angers,
an Stelle des am Erscheinen verhinderten Eugene
Müntz, dessen Manuskript über „la necessite des
etudes iconographiques«. Müntz betont besonders
die Bedeutung der Tapisserien für die profangeschicht-
liche Ikonographie und zählt eine Anzahl wichtiger
Typengruppen unter Anführung von Beispielen auf.

Der Direktor des Museums Fodor, Herr t'Hooft,
brachte endlich „kritische Bemerkungen über einige
Bilder des Reichsmuseums", die, zum Teil schon
publiziert, jedenfalls im Rijksmuseum mehr Eindruck
gemacht hätten, als im Vortragssaal. Da er meist nur
Katalognummern citierte, ohne das Bild selbst zu
schildern oder auch nur den Maler zu nennen, blieb

wohl vielen der Wert seiner Mitteilungen unklar. Er
erinnerte zunächst daran, dass die Datierung des
Hobbemabildes in der Londoner Nationalgaleric „Land-
strasse von Middelharnis« jetzt aufgeklärt sei. Man
las früher 166g. Da aber aus den Archiven von
Middelharnis durch den Herrn Bürgermeister höchst-
selbst festgestellt ist, dass die von Hobbema gemalte
Feuerbake erst 1682 errichtet, die Bäume links und
die Bäume der Chaussee erst 1664 gepflanzt wurden,
so darf man nunmehr getrost 1689 als richtiges Datum
annehmen.

Das Bild des Reichsmuseums N. 289 wurde früher
als „Enthauptung Johannis des Täufers« bezeichnet,
dann aber, weil der Leichnam nicht dargestellt war,
als Herodias, und dem Karel Fabritius, von anderen
dem C. Drost zugeschrieben. Beim Rentoüieren kam
unter einer starken Übermalung die Leiche des Ent-
haupteten in effigie zum Vorschein, und der alte Titel,
sowie die Urheberschaft des Karel Fabritius erscheinen
jetzt gesichert. Es folgen weitere Bemerkungen über
das Schützenmahl des van der Heist, das nicht ver-
kürzt sei, über das Stillleben mit totem Wild (N. 1611),
erst dem A. Cuyp, dann dem Weenix zugeschrieben,
das jetzt dem Elias Vonck zugeteilt wird, über Dirk
Hals, dem N. 974 (die Dame am Klavier, angeblich von
Jean Miense Molenaer) zugeschrieben wird, über die
„nordischen Landschaften" des Ruysdael, die vielmehr,
nach dem Charakter der Fachwerkbauten deutsche
seien (Everdingen's nordische Landschaften zeigen
Blockhausbauten). Von Peter Isaaks, nicht von Corn.
Ketel, sind N. 754 und 757 des Rijksmuseums, von
demselben ein Bild der Slg. Müller. Dazu bemerkt
t'Hooft, dass er zufällig den Inhalt zu enträtseln ver-
mochte, dass ein Auflauf der römischen Frauen dar-
gestellt sei, gerichtet gegen den Bigamieantrag des
Papirius. Im Hintergrunde ist das Kapital mit der
Marc-Aurel-Statue sichtbar.

Damit schloss die Sitzung des ersten Tages, und
nach einer Pause fanden sich die Teilnehmer in der
Rembrandt-Ausstellung zusammen, deren überwältigen-
dem Eindruck sich auch kritische Naturen nicht zu
entziehen vermochten. Es soll damit nicht gesagt
sein, dass die Kritik hier geschwiegen habe. Hier
und da gab es lebhaften Streit. Auf dem Bilde der
Slg. Weber (Hamburg) „Christus und die Ehebrecherin«
fielen besonders die beiden Köpfe links und rechts
auf. Den Greisenkopf der Schweriner Galerie fand
man zu Verblasen in der Farbe, das Frauenbildnis der
Slg. Jusupoff-Petersburg zu mager in der Farbe, das
wunderbare Frühbild von 1635, Diana, Aktäon und
Callisto (Prinz Salm-Salm), schien manchen auffallend
spät datiert, anderen nicht dem Rembrandt zuweisbar.
Auch Leon Bonnat's „Probierende im Keller" fand
mehrfach Widerspruch, ebenso ein Kinderbildnis
(Skizze) aus der Slg. des Earl of Spencer u. a. m.
 
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