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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0013

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Sammlungen und Ausstellungen.

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und rückwärts stemmt sich ein kräftiger Mann gegen das Schiff,
um es in die Flut zu treiben. — Am q. Oktober ist auf dem
Wilhelmsplatz in Wiesbaden ein von Ernst Herter in Berlin
geschaffenes Denkmal des Fürsten Bismarck enthüllt worden:
eine kolossale Bronzefigur und vor dem Sockel eine weibliche
Gestalt mit den Palmen des Friedens, die dem Helden
einen Kranz reicht, und ein Knabe, der über seine Thaten
nachsinnt.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Berlin. — Das Königliche Kunstgewerbemuseum ver-
anstaltet in den Monaten Oktober bis Dezember folgende
Vorträge: I. Kunstdenkmäler Venedigs im Hinblick auf
plastische und malerische Dekoration. Professor Dr. Alfred
Gotthold Meyer. Zehn Vorträge. Montag abends 8V2 bis
9V2 Uhr. Beginn am Montag den 10. Oktober. II. Ge-
schichte des Porzellans. Dr. Adolf Brüning. Zehn Vor-
träge. Dienstag abends 8V2 bis 9V2 Uhr. Beginn am Dienstag
den 11. Oktober. III. Die Kunst des Islam. Professor Richard
Bomnann. Zehn Vorträge. Freitag abends 8% bis 9V2 Uhr.
Beginn am Freitag den 14. Oktober. Die Vorträge, deren
Besuch unentgeltlich gestattet ist, finden im Hörsaale des
Kunstgewerbemuseums statt und werden durch ausgestellte
Gegenstände, Abbildungen und Lichtbilder des Projektions-
apparates erläutert.

Eine Velasquez-Ausstellung wird von der Photogra.
pfuschen Gesellschaft Berlin, C., An der Stechbahn 1 vorbe-
reitet. Der eigenartige Plan dieser Ausstellung ist, neben
einer mustergültigen Sammlung von Reproduktionen, eine
Anzahl guter Kopien nach Werken des Meisters vorzu-
führen, welche meist in der Grösse der Originale von ersten
lebenden Malern, wie Pradilla, Chase u. a. ausgeführt worden
sind. Die Ausstellung, welche sicherlich dazu beitragen
wird, das Verständnis für den grossen spanischen Meister
zu fördern, wird in den ersten Tagen der nächsten Woche
eröffnet.

Troppau. — Im Kaiser Franz-Josef-Museum für Kunst
und Gewerbe hat Direktor Dr. Braun mit einer Bewunderung
verdienenden Umsicht und Thatkraft und mit feinem Ge-
schmacke eine Ausstellung insceniert, die jeder grossen Stadt
Ehre machen würde. Ob sie hier, auf einem in Bezug auf
Kunst und deren Verständnis solange vernachlässigten und
noch lange nicht genügend dazu vorbereiteten Boden allge-
meine Würdigung findet, ist zweifelhaft. Die kleine, aber
in stetem Wachstum befindliche Gemeinde von Kunstfreun-
den ist jedenfalls sehr zufrieden. Die breiten Schichten —
selbst der Gebildeten — stehen leider noch immer den
schönen Intentionen des Museums und seiner Gründer und
Leiter allzu gleichgültig gegenüber. Dem vierten Stande
fehlt es — wie überall fast — neben dem gar nicht ver-
mittelten Verständnisse überdies an den nötigen Mitteln,
um selbst kleine Eintrittspreise zu erschwingen. — Die jetzige
Ausstellung verdankt ihre Existenz dem Kaiserjubiläum. Sie
wurde am 13 August eröffnet und wird Ende Oktober ge-
schlossen werden. Der übersichtliche Katalog über die 228
ausgestellten Werke giebt uns sofort ein Bild von der Würde
derselben, von dem Ernste, der das ganze Unternehmen so
schön erscheinen lässt. — Von den Worpswedern sind Hans
am Ende, F. Overbeck und Max Vogeler durch grosse Serien
von Ölbildern und Radierungen vertreten. Wie gewöhnlich
bei hiesigen Ausstellungen hat der munificente Protektor
des Museums, der regierende Fürst Liechtenstein, aus seinem
reichen Besitze eine Anzahl von ersten Schöpfungen deut-
scher und anderer Meister gesendet. So von Bernatzik,

Darnaut, Defregger, Eybl, Feudi, Firle, Gisela, Hansch,
Höger, Adolf Kaufmann, Pettenhofen, Ranftl, Rumpier, Spitz-
weg, Hugo Vogel, Volkhart und Waldmüller, von Josef
Israels und Max Liebermann. — Sehr gut ist die Wiener
Secession vertreten durch: Engelhart, Jettel, Klimt, Krämer,
Knüpfer, Kurzweil, Moll und Anton Nowak. Der be-
schränkte Raum verbietet uns leider, näher auf diese zum
Teil vorzüglichen Schöpfungen einzugehen, und wir müssen
uns mit der Vorführung der Namen begnügen. Der er-
wähnte Katalog führt bei den meisten das gewählte Motiv
an. Unter den Aquarellisten stehen mit hervorragenden
Leistungen obenan Rudolf von Alt (W. S.), Theodor von
Ehrmanns-Wien, Koloman Moser (W. S.), Felician Freiherr
von Myrbach (W. S.) und Ernst Stöhr (W. S.) — In der
graphischen Kunst sind ausser den genannten Worpswedern
meist mit einer grösseren Anzahl von besten Drucken in
Radierung, Holzschnitt und AIgraphie vertreten: Fikentscher-
Karlsruhe, Ha ö<r/-München, Meunier-Brüssel, Cornelia
Paczka- Wagner-Berlin, Ferdinand Schmutzer-Wien (der durch
seine feinen Holländer Interieurs bekannte Urenkel des
grossen Stechers unter Kaiserin Maria Theresia) und Sascha
Schneider (17 Blätter). Die Plastik ist nur durch zwei reiz-
volle, zart ciselierte Erzarbeiten von Hugo Kaufmann-Mün-
chen — zwei weibliche Akte — repräsentiert. An der Aus-
stellung für angewandte Kunst hat sich besonders beteiligt
das Österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien
mit einer Musterserie von 24 modernen Möbeln, und mit
Teppichen Backhausen & Söhne-Wien. Überdies finden
wir verschiedene Arbeiten von //«Vte'-München, Läuger-
Karlsruhe, Pecht ebenda, Schmutz - Baudiss - München,
Tiffany-New York, Rossipaul-Troppau und die Scherre-
beksche Webeschule. — Alles in allem eine Eliteausstellung.
Möchte dem Museum nur die Kraft, die sie für kurze Zeit
ins Leben rief, nicht gar zu bald genommen werden!

RUDOLF BÖCK.

S-M. Ausstellung von Glasgemälden und Entwürfen
von Hans Christiansen im Kgl. Kunstgewerbemuseum in
Berlin. In dem sogenannten Schlüterzimmer des Kunstge-
werbemuseums ist am 13. September eine Ausstellung von
Glasgemälden und Entwürfen des 111 Paris lebenden Hans
Christiansen aus Flensburg eröffnet worden. Sie bietet nach
zwei Seiten Interessantes, einmal zeigt sie die Verwertung
der amerikanischen Opalescentgläser für künstlerische Zwecke,
und andererseits gewährt sie Einblicke in das Arbeitsgebiet
eines Künstlers, der nach der dekorativen Seite hin unge-
wöhnliche Veranlagung zeigt. Die durch die Benutzung
der Opalescentgläser gewonnene Beziehung der Technik
gegenüber dem alten Verfahren beruht in der Hauptsache
darin, dass die zur Verwendung kommenden Platten durch
das Ineinanderlaufen verschiedenfarbiger Glasflüsse einen
grossen Reichtum an Nuancen bieten. Es findet sich, wie
die in den beiden Pultschränken aufgelegten, unbearbeiteten
Glastafeln zeigen, beispielsweise beim Blau eine Fülle von
Abstufungen, die von den tiefsten, sattesten Tönen bis zu
den lichtesten und hellsten gehen und zwar — und dies
ist das Wichtigste — ohne an Leuchtkraft zu verlieren.
Eine andere Neuerung besteht darin, dass die Platte nicht
nur glatt, sondern mit regelmässigen oder auch willkürlich
geführten Riefelungen hergestellt werden können, was nament-
lich für die Darstellung belebter Flächen von Vorteil ist. Ist
es so möglich, einen Farbenreichtum zu erzielen, der bei den
früher verwandten Gläsern ausgeschlossen war, so werden in
anderer Beziehung dem Künstler die Hände mehr gebunden
als bei dem alten Verfahren, und es ist dem Zufall ein
gewisser Anteil an der Ausführung zugefallen. Denn trotz
 
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