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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0015

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Vermischtes. — Vom Kunstmarkt.

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durchgemacht zu haben. Vor allem hat er gelernt, sein
Ideal in der Einfachheit zu suchen und dem Material nichts
zuzumuten, was über seine Natur hinausgeht. Die nach
seinen Entwürfen ausgeführten Holzarbeiten entbehren jeg-
lichen Schmucks, sie wirken nur durch die Linie; aber sie
sind streng logisch aus dem Stoffe entwickelt. — Bei der
Eröffnung der neuen Ausstellung hat man noch nach einem
anderen Schutzpatron gesucht, und man fand ihn in Menzel,
der eine stattliche Anzahl seiner immer gern gesehenen und
bewunderten Zeichnungen hergegeben hat, die ein ganzes
Zimmer füllen. Sonst begegnen wir fast nur Namen, deren
Träger im Vordertreffen der modernen Kunstbewegung
stehen: L. Dill mit einigen landschaftlichen Studien, die
von charakteristischen Formen nichts, desto mehr aber von
der Allgewalt grauer Mischtöne erkennen lassen, H. v. Haber-
mann mit einer langen Reihe von weiblichen Studienköpfen,
aus denen wir ersehen, welch dankbares Objekt künstlerischer
Darstellung eine einzige lange und spitze Nase ist, A. Kampf,
Lesser Ury, mit dem übrigens eine erfreuliche Wandlung
zu kräftigerer Zeichnung und soliderer Durchführung vor-
gegangen zu sein scheint, L. Dettmann, der ein Stadtbild
von der Riviera unter nächtlichem Sternenhimmel, etwa in
der Art von Schönleber oder Hamacher gemalt, ausgestellt
hat, F. Skarbina, Leistikow, F. A. Stremel u. a. Auch
Lenbach, Böcldin und Hans Thoma sind vertreten, mit
Werken freilich aus älterer Zeit oder von einer Beschaffen-
heit, die ihren Ruhm nicht gerade steigert. Das Wertvollste
in dieser Ausstellung ist ein neues Marmorbildwerk von
Max Klinger, ein nacktes Mädchen, das den rechten Fuss
auf einen Felsblock gestützt hat und sich mit dem Ober-
körper nach vorn beugt, während die beiden Arme und
Hände hinter den Rücken eng verschlungen sind. Es ist
ein verzwicktes und gesuchtes Bewegungs- und Stellungs-
motiv; aber es ist mit einer grossen technischen Virtuosität
durchgeführt, und in der Behandlung des nackten Körpers
wird man einen erheblichen Fortschritt gegen die Kassandra
erkennen. Das Erfreulichste dabei ist aber, dass Klinger
in diesem Bildwerk an die schlichte Einfalt der Antike so
nahe herangekommen ist, wie bis jetzt noch kein zweiter
unter den Modernen.

V. — Um den auf den 28. September d. J. fallenden
hundertjährigen Geburtstag von Bonaventura Genelli nicht
ohne ein äusseres Zeichen ehrenden Gedächtnisses vorüber-
gehen zu lassen, ist in Leipzig in dem sog. Michelangelo-
Saale des Städtischen Museums der bildenden Künste (in Er-
mangelung der Kunstvereinsräume, die durch eine wandernde
Werestschagin-Ausstellung zur Zeit in Anspruch genommen
sind), eine kleine Sonderausstellung von Werken des Künstlers
für kurze Zeit veranstaltet worden. Es sind Zeichnungen,
Aquarelle und Stiche aus dem Besitze des Herrn Dr. Eduard
und f Rudolf Brockhaus, Stadtrat Alphons Dürr und Dr.
Julius Gensei. Genelli hat bekanntlich mehrfach in naher
Beziehung zu Leipziger Bürgern gestanden und mehrfach
auch in Leipzig seinen Aufenthalt genommen, zuerst um für
Hermann Härtel Fresken in dessen römischem Hause zu
malen, ein Auftrag, der sich indessen in der Hauptsache
zerschlagen hat, sodann um mit F. A. Brockhaus und
Alphons Dürr in Verlagsbeziehungen zu treten. Die Leipziger
Ausstellung umfasst deshalb auch vorzugsweise Zeichnungen
und Stiche, die für die genannten Verleger angefertigt
wurden. Besonders hervorgehoben seien aber eine Anzahl
grösserer Aquarelle aus dem Besitze der beiden Herren

Brockhaus, Entwürfe für das römische Haus (Zwickelbilder)
und unpublizierte Stiche nach Genelli's Zeichnungen aus dem
Besitze des Herrn Alphons Dürr. Wenn die Ausstellung
auch klein ist, so verdient sie doch das Interesse aller Kunst-
freunde.

Krefeld. — Die Ausstellung vlämischer Künstler im
Kaiser Wilhelm-Museum hat der Städtischen Galerie eine
bleibende Erinnerung hinterlassen. Krefelder Kunstfreunde
schenkten Constantin Meunier's lebensgrosse Bronze „Der
Schmiedegesell", sowie ein grosses Gemälde von Victor Gil-
soul „Mondaufgang". Der Gesamtertrag der Verkäufe auf
der vlämischen Ausstellung belief sich auf etwa 20000 Mark.
Ein auswärtiger Kunstfreund machte Kaiser Wilhelms I.
letztes Porträt, von Lenbach im Jahre 1887 gemalt, dem
Museum zum Geschenk.

VERMISCHTES.

f Köln. — In einer besonders erbauten Seitenkapelle
der Kirche St. Gereon ist ein monumentales Werk des
Düsseldorfer Bildhauers Joseph Reiss aufgestellt worden.
Eine Pietä in Marmor, die der Künstler im Auftrage des
Preussischen Staates ausgeführt hat.

VOM KUNSTMARKT.

f Köln. — Am 17. und 18. Oktober wird bei J. M.
Heberle in Köln die Gemäldesammlung des am 7. Februar
dieses Jahres verstorbenen Herrn Heinrich Lemperlz senior
versteigert, der bis zum Jahre 1873 Inhaber dieser bekannten
Firma war. Der mit guten Abbildungen versehene Katalog
zählt im ganzen 429 Nummern, Bilder aller Zeiten und
Schulen, unter denen jedoch die Gemälde älterer Meister
bei weitem überwiegen. Besonders gut ist die altkölnische
und altrheinische Schule vertreten. Das monogrammierte
Selbstporträt Baidung Grien's vom Jahre 151g (Nr. 15) hat
eine Autorität wie Scheibler als durchaus echt anerkannt.
Interessant sind die zahlreichen Porträts, meist Kölner Bild-
nisse Kat.-Nr. 102 — 112 (G. Gortains) und 213—248. In
kulturgeschichtlicher Beziehung ist der g rosse i) Fürstenball
im Haag" (Nr. 134) von Jeroom Janssens hervorzuheben.
Auf die reichhaltige und vielseitige Auktion sei hierdurch
ausdrücklich aufmerksam gemacht.

— Köln a. Rh. — Am 27. und 28. Oktober d. J. ver-
steigert die Kunsthandlung von J. M. Heberle (H. Lempertz'
Söhne) ausgewählte hervorragende Kunstsachen und Anti-
quitäten aus der Sammlung Wencke in Hamburg; dieselbe
enthält wertvolle Stücke aus allen Gebieten des Kunstge-
werbes des 13. bis 18. Jahrhunderts. Der Katalog ist soeben
erschienen und wird von genannter Handlung auf Wunsch
kostenfrei versandt; mit 35 Tafeln und zahlreichen Text-
illustrationen kostet er 12 M.

— Berlin. — Am 25. Oktober d. J. versteigert Rud.
Lepke 43 Original-Aquarelle von Ed. Hildebrandt. Dieselben
behandeln die Reise nach Spanien und Portugal, Madeira
und den Kanarischen Inseln und stammen aus dem Nach-
lasse der Frau General-Postmeister v. Nagler. Aus gleichem
Besitze gelangen sieben Aquarelle französischer und eng-
lischer Künstler, ein Ölgemälde von C. W. E. Dietrich, so-
wie verschiedene Kupferstiche zurVersteigerung. Der Katalog
ist soeben erschienen.
 
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